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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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von Lanshire, drittes Fach«, murmelte Sethvir abwesend und löschte den Funken der Macht des Dritten Weges, der in der Kohlenpfanne geglüht hatte. Asandir entfernte das bronzene Dreibein, während Kharadmon die verbliebenen Lichter löschte. Ungehindert durch die totale Dunkelheit fand Traithe die angewiesene Stelle und zog ein Tuch aus schwarzem Samt hervor, welches er ausschüttelte und dann auf dem Tisch ausbreitete.
    Luhaine zog die Brauen hoch, als das Tuch durch seinen Ellbogen glitt. »Hat Dakar die Auswirkungen von Tienelle inzwischen im Griff?«
    Stöhnend verdrehte der Wahnsinnige Prophet die Augen. »Nach einem Trank aus Tollkirschen würde es mir besser gehen.« Wehleidig wandte er sich dann an Asandir. »Ist denn die Seherwurzel wirklich notwendig? Die letzte Nacht war so oder so schlimm genug, und ich fühle mich heute wirklich nicht danach, meine Gesundheit freiwillig noch weiter zu ruinieren.«
    Alles würde er geben, könnte er sich diesem seltenen, edlen Kraut entziehen. So wertvoll es auch für die Ausdehnung seiner geistigen Weitsicht war, so war dieses Narkotikum doch auch ein Gift, das Krämpfe, Kopfschmerzen und eine schwere Dehydrierung verursachte, die sogar zum Koma und zum Tode führen konnte. Zauberer lernten, die Wirkung des Giftes zu verändern, damit sie ihm dann gewachsen waren, wenn sie ihre Wahrnehmung über ihre antrainierten Fähigkeiten hinaus ausdehnen mußten.
    Asandir betrachtete seinen Schüler mit einer Ruhe, die keinen Platz für Mitleid ließ. »Hättest du zuvor nicht höchstpersönlich deine Gabe der Weitsichtigkeit eingeschränkt und die Erkenntnis unterbunden, so wäre das nicht notwendig gewesen.«
    Dakar schlug mit der Hand auf den Tisch und konnte nur mühsam seine schlechte Laune verstecken. »Ath, Ihr könnt auch nicht die kleinste Kleinigkeit vergessen, selbst wenn sie bereits eine Ewigkeit zurückliegt.«
    »In der Kiste unter dem Nordfenster«, meldete sich Sethvir scheinbar zu Wort.
    Dakar wußte, was das zu bedeuten hatte. So wie Asandirs Gedächtnis nichts auf dieser Welt vergaß, so wußte Sethvir stets genau, wo sich ein jedes unerwünschte Detail aus Aths gesamter Schöpfung befand. Da Traithe sich nicht dazu herablassen würde, einen Schüler zu bedienen, und Kharadmons gespanntes Interesse nur Böses versprach, quälte sich Dakar auf die Beine. Zu faul oder auch nur zu halsstarrig, sich des magischen Blicks zu bedienen, schlug sich Dakar in der Dunkelheit geräuschvoll Schienbeine und Fingerknöchel an, als er sich persönlich auf die Suche nach dem Kraut begab. Mit einer Steinpfeife und einer Holzschatulle in Händen, ließ er sich wieder auf seinen Stuhl fallen und gab sich ganz seinen gequälten Seufzern hin. Voller Ablehnung ignorierte er die Bruderschaftszauberer, die sich auf ein Ritual vorbereiteten, das nur dann Anwendung fand, wenn es nicht zu vermeiden war.
    Macht sammelte sich in Asandirs Händen. Über dem nachtschwarzen Samt spann er einen Faden aus Energie, eine schimmernde Linie. Dann fügte er eine zweite und eine dritte Linie hinzu, und eine jede stand für eine Triade der Mysterien, welche die Ursprüngliche Macht stützten, die allem Leben Atheras zugrunde lag. Nun fügte er einige kürzere Linien hinzu, die Sethvir in einem alten paravianischen Ritual mit Namen versah, die die Essenz eines Herrschers, eines Ortes oder einer Kraft herbeiriefen und dem Zauber ihren lebendigen Energiefluß übertrugen. Die einzelnen Stränge nahmen eine Identität an und veränderten sich gemäß der ihnen zugewiesenen Natur. Der Rat von Etarra manifestierte sich in schmerzhafter Helligkeit als Kette funkelnder Winkel; die paravianischen Rassen verwoben sich zu einem Netzwerk sinnträchtiger Schönheit, ehe sie zu einem kaum wahrnehmbaren Glimmen verblaßten; das Funkeln, in dem der kollektive Geist der Clans in ihrem Exil gefangen war, beschrieb einen fortdauernden Bogen. Zu Städten, menschlichem Bewußtsein und den Kräften der Natur kamen Individuen hinzu. Ihnen folgten Pflanzen, Tiere und Elemente, bis ein geometrisches Netzwerk, die Komplexität einer ganzen Welt, dargestellt in präzisen Proportionen und Linien, über dem schwarzen Samt schimmerte.
    Der visionäre Geist der Bruderschaftszauberer vermochte ein solches Bild auf einen Blick zu interpretieren. Wo andere Methoden der Vorsehung nur einzelne Punkte darzustellen vermochten, reagierte dieses Netz äußerst empfindlich. Jeder einzelne Strang agierte so, wie es seine Natur von ihm

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