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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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anderen. Er ist Torbrands Nachfahre, und jeder Zentimeter von ihm ist äußerst reizbar. Du darfst dich gern an seiner Rache erfreuen, närrischer Prophet.«
    Diese Worte bedachte Dakar mit einigen Phrasen, die Zweifel an der biologischen Abstammung der so oder so illegitimen Herkunft Arithons zum Ausdruck brachten. Sethvir bedachte ihn lediglich mit einem kurzen Blick, ehe er in der Dunkelheit vor ihnen verschwand. In Schlangenlinien bewegten sie sich vorwärts, seitlich und sogar rückwärts zwischen den unzähligen Statuen der Paravianer hindurch, die im fahlen Licht der Fackel, das aus dem Treppenhaus hereinfiel, kaum zu erkennen waren. Nur hier und da blitzte eine goldene Bordüre oder ein Juwel in der Finsternis auf. Lysaer gab schließlich auf zu zählen, wie oft er sich die Zehen, die Ellbogen und Schienbeine angeschlagen hatte. Die Muskeln in seinen Armen und Schultern schmerzten unbarmherzig. Dennoch kam ihm nicht in den Sinn, daß diese Unbequemlichkeiten als Lektion inszeniert worden sein könnten, bis der Zauberer schließlich stehenblieb und mit sicherem Griff an einem im Boden eingelassenen Stahlring zog. Eine durch Gegengewichte verschlossen gehaltene Tür öffnete sich, und greller Lichtschein fiel auf die koboldhaft vergnügten Gesichtszüge. Verärgert erinnerte sich Lysaer daran, daß Zauberer im Dunkeln uneingeschränkt sehen konnten.
    Sethvir blinzelte ihm mit seinen blaugrünen Augen zu. »Geht nur. Asandir wartet mit den Pferden schon unten.«
    »Pferde?« Lysaer betrachtete die schmale Treppe, die spiralförmig in die Tiefe ging; dort war ein schwacher Lichtschein zu sehen, der zu ruhig war, um von einer Flamme zu kommen. Eine Gänsehaut befiel ihn, und sie ließ auch nicht nach, als seine Gabe ihm das Wirken unnatürlicher Mächte bestätigte. »Wie hat er sie bloß dort hinunterbringen können?«
    Ohne auf die Frage einzugehen, die er als nicht relevant einstufte, drängte Sethvir Prinz, Prophet und das bewußtlose Bündel zwischen ihnen, weiterzugehen. »Dort, wo ihr hingehen werdet, da werdet ihr froh sein, wenn ihr die Pferde habt.« Hinter sich betätigte er wieder den Mechanismus, und die Tür glitt kaum hörbar wieder in ihr Schloß.
    Der Geruch eines Schmiedefeuers mischte sich in der Luft mit einem elektrischen Hauch, gleich dem vor einem Gewitter. Lysaer schnupperte, während der hinter ihm gehende Dakar verärgert knurrte, daß des Prinzen Zögern ihn noch zu Fall bringen würde.
    Lysaer sog hastig die Luft ein, ehe er sich beeilte, auf das Licht zuzugehen. Nachdem er nun wußte, daß ihm die große Magie der Bruderschaftszauberer kein Leid zufügen würde, gründete sich sein Widerstreben mehr auf der erlittenen Kränkung. Als Thronerbe war er es nicht gewohnt, sich mit der autoritären Geheimnistuerei von Zauberern herumzuschlagen. Hätten sie ihn von ihren Plänen vor deren Umsetzung in Kenntnis gesetzt oder ihm ihre Absichten erklärt, so wäre er sicherlich weniger nervös gewesen. Nur Traithe hatte ihm diese Gunst erwiesen, doch der schwarzgekleidete Magier war fortgeritten, um den Thronerben von Havish zu unterweisen, und irgendein Ereignis nach ihrer Ankunft im Althainturm hatte Asandir dazu gebracht, so abweisend wie ein Granitblock zu agieren.
    Sie erreichten den Fuß der Treppe. Rund und ohne Tür, einer Höhle gleich, war das tiefste Zimmer des Althainturmes in den weißen Marmor gehauen worden. Kreisförmig in acht Richtungen deuteten die Kerzenhalter, die auf Podesten auf dem polierten Onyxboden ruhten. Keine Fackel brannte in dem Raum. Das Licht kam von einem Netzwerk aus Linien, die sich durch eine weite, schalenförmige Vertiefung im Boden zogen. Das Muster zeigte drei konzentrische Kreise, gesäumt von paravianischen Runen, in deren Mitte ein kompliziertes, verschlungenes Ornament zu sehen war, dessen Linien mit bloßen Augen kaum nachzuvollziehen waren. Asandir erwartete sie auf einem sternenförmigen Podest, geformt aus dem Schnittpunkt von fünf Achsen. Sein Schatten verschmolz mit der Silhouette eines schweren Wagens mit hohen Rädern. Dakars Schecke war vor den Karren gespannt worden, während die anderen Pferde, die an die rückwärtige Planke des Wagens gebunden waren, unruhig mit den Hufen stampften und nervös schnaubten.
    Lysaer schauderte. Unbehagen rann wie Eiswasser über sein Rückgrad, und kalter Schweiß lief ihm über den Leib. Als etwas seine Schulter berührte, wirbelte er voller Schrecken herum, um gleich darauf in die forschenden Augen

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