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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Zorn hinter des Magiers Drohung abzuwenden, doch all sein Flehen traf auf Ohren, die nichts hörten außer dem Seufzen des Windes weit draußen auf See.

 
Bruchstücke
     
    Vom Wachoffizier herbeigerufen, zählt Amroths Senioradmiral die Segel, als die Kriegsflotte am Horizont vor Port Royal in Sichtweite kommt; als er schließlich nur neun entdecken kann, verflucht er die s’Ffalenns dafür, weitere acht Schiffe geentert, entführt oder zerstört zu haben …
     
    An Bord der Briane nuckelt der Heiler gierig an seiner Rumflasche, in dem ermatteten Bemühen, so den Schreien des Mannes zu entgehen, der in der Segelkammer von Alpträumen, die von Drogen verursacht wurden, gequält wird …
     
    Anderenorts wartet eine ganze Welt unter verhangenem Himmel auf das Eintreffen einer fünf Jahrhunderte alten Prophezeiung, doch nicht einmal die Weisesten jener Welt ahnen zu diesem Zeitpunkt, daß ein Prinz und sein Gefangener all ihre Hoffnungen auf Erlösung in den Händen halten …

 
2
DAS URTEIL
     
    Nach zwanzigtägiger Seereise von der Südinsel tauchte das letzte Kriegsschiff unerwartet am Horizont vor Port Royal auf; die Segel der Briane wurden eingeholt, und das Schiff ging im Hafen der Hauptstadt Amroths vor Anker. Das Gerücht über den Gefangenen brachte den Anstand am sittsamen Hofe des Königs zu Fall. Wild schreiend stürzten die Edelleute des höfischen Rates heraus, um den Anlaß zu feiern. Der erste Offizier der Briane wurde aus seiner Audienz mit Herzogswürden entlassen; des Königs eigene Amtskette zierte seinen Hals, und die Finger seiner beiden Hände, einschließlich der Daumen, waren über und über mit Ringen verziert, die ihm die überschwenglichen königlichen Berater geschenkt hatten. Als das Gerücht die Straßen der Stadt erreichte, versammelten sich zornbebende Menschenmengen: der Name s’Ffalenn war ein Fluch in Amroth. Gardisten in Uniformen machten sich daran, die Marktstände in der Hafenstraße zu schließen, während die königliche Ehrengarde unter dem Kommando des Kronprinzen selbst zum Hafen marschierte, um den Herrn der Schatten aus seinem Gefängnis auf der Briane in die sicheren Kerker der Südfeste zu bringen.
    »Ich werde diesen Bastard von einem Zauberer brechen«, sagte der König.
    Bei diesen Worten verfinsterte sich der Blick des Hohen Kanzlers des Reiches. Die Rachsucht seines Herrn hatte die Ereignisse unnatürlich beschleunigt. Zwar waren alle Fakten über den Zustand des Gefangenen im Bericht des Kronprinzen aufgeführt, doch lag dieses Dokument derzeit auf dem Teppich unter den Füßen der unzähligen Günstlinge, die ihre Glückwünsche darbringen wollten. Der Kronprinz war schon frühzeitig wieder entlassen worden, um die Garde antreten zu lassen; daß sich sonst niemand zurückzuziehen wagte, war vorhersehbar gewesen. Nur allzu oft hatte der König seinen Zorn über die s’Ffalenns an den Köpfen Unschuldiger ausgelassen.
    In der ganzen Stadt Port Royal gab es nur einen einzigen Mann, dem die ganze Aufregung gleichgültig war. Arithon s’Ffalenn war sich der bewaffneten Soldaten nicht bewußt, die ihn durch die abgesperrten Straßen zur Südfeste des königlichen Schlosses trugen. Noch immer unter dem Einfluß der Drogen hörte er die Obszönitäten nicht, die der lärmende Mob ihm aus den Seitenstraßen unterhalb der Festungsmauern zubrüllte. Die Rufe hielten noch immer an, während ein Schmied den Draht von Arithons Handgelenken entfernte und durch genietete, mit Ketten verbundene Handschellen ersetzte, an denen es keine Schlösser gab, die sich mit Hilfe der Magie hätten manipulieren lassen. Auch als die Gardisten ihn brutal wieder aus der Schmiede hinauszerrten, bemerkte er die boshaften Schreie des Pöbels nicht. Die Zelle, in die der Herr der Schatten schließlich eingesperrt wurde, befand sich tief unter der Erdoberfläche der Landspitze, die Port Royal von der offenen See trennte. Außer dem Rascheln der Ratten drang kein Laut bis hierher. In der Dunkelheit jenseits der Eisengitter lag der letzte derer zu s’Ffalenn auf Steinen, die unzählige Fluten mit einer gleichmäßigen Salzschicht überzogen hatten. Stunden zogen dahin. Ganz langsam ließ die Wirkung der Droge nach, die Arithon seit über vier Wochen bereits im Dämmerschlaf hielt, und der erste Funken bewußten Denkens kehrte in seinen Geist zurück.
    Er hatte Schmerzen. Durst brannte in seiner Kehle, und seine Augenlider schienen aus Blei zu sein. Als ihm endlich die Kälte auf seiner

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