Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
zitterte. Lysaer wartete und bereitete sich auf den Tod vor. Doch nach einem kurzen Beben lag das Schwert wieder ruhig. Grauenhafte Sekunden zogen dahin in der bedrückenden Hitze und Stille der Wüste.
    »Steh auf«, wiederholte der Herr der Schatten. »Beweg dich, oder bei Ath, ich werde dich mit meiner Magie auf die Beine zerren!« Er trat zurück. Stahl summte disharmonisch wie eine zu Boden gefallene Harfe, als er das Schwert in seine Scheide rammte. »Ich will dich lebend aus dieser Einöde herausbringen. Danach mußt du meinen Anblick nicht mehr länger ertragen.«
    Feindseligkeit blitzte zwischen blauen und grünen Augen auf. Dann begann Arithon mit irritierender Hemmungslosigkeit zu lachen. »Stolz wie ein Preisbulle. Du bist wirklich der Sohn deines Vaters, bis ins letzte unerträgliche Detail.« Die Heiterkeit des Herrn der Schatten wurde brüchig. Bald darauf begann der Sand zu stechen, bis er schließlich unangenehm auf des Prinzen Körper brannte.
    Lysaer widerstand dem Drang, sich zu erheben und vertraute darauf, daß das Gefühl nur eine magische Illusion war. Die Atemluft in seinen Nasenlöchern brannte wie der Luftzug über einem heißen Herd. Schweiß klebte in seinen Kleidern und seinen Haaren. Erschöpft von der Hitze und den ungewohnten, heftigen Schmerzen, schloß der Prinz die Augen. Arithon verließ ihn, um den Dolch wieder aufzuheben. Dann nahm er den Fischermantel, in den Lysaer während seiner Reise durch das Tor gewickelt gewesen war, und verstaute ihn beim Proviant. Als er schließlich zurückkam, fand er den Prinzen noch immer lang im Sand ausgestreckt vor, und seine Geduld verließ ihn endgültig.
    Lysaer fühlte, wie eine unbarmherzige Kraft sein Bewußtsein umklammerte. Überwältigt von der Macht, die ihn festnagelte, verlor er seine Fähigkeit zum Widerstand. Der folgende Hieb traf lediglich seinen Geist, dennoch entrang sich seiner Kehle ein Schmerzensschrei.
    »Steh auf!« Schweiß wusch Kerben in den Schmutz auf Arithons Gesicht. Bedenkenlos griff er erneut an. Der Prinz erfuhr Schmerzen, die seinen Verstand auslöschten und nichts außer einem animalischen Überlebensinstinkt zurückließen. Wieder schrie er auf. Schrei auf Schrei hallte durch die Stille der Einöde, ehe die Qualen endeten. Zitternd, keuchend und weit jenseits der Grenzen des Vergessens erzürnt, lag Lysaer zusammengerollt im Sand.
    »Steh auf!«
    Zu sprachloser Frustration verdammt, gehorchte Lysaer. Doch tief in seinem Herzen gelobte er sich, das Leben des Zauberers zu beenden, der sein Bewußtsein und seinen Willen bezwungen hatte.
     
    Die Halbbrüder aus Dascen Elur reisten nach Osten. Rot wie die Kohle im Ofen eines Schmiedes brannte die Sonne über ihnen und erhitzte den Sand bis zu Temperaturen, die ungeschütztes Fleisch versengen konnten. Arithon riß sich Stoffstreifen aus dem Hemd und wickelte sie um seine Füße, während er den Prinzen durch die Berge trieb, die schimmernd in der heißen Luft verschwammen. Gegen Mittag legte sich ein waberndes Trugbild über die nächstgelegenen Dünen. Arithon rief seine Schatten herbei, um der Sonne zu trotzen. Lysaer zeigte sich undankbar. Vergiftet von Mißtrauen schwankte er zwischen Schweigen und Beleidigungen, bis die Wüste seine neugewonnene Energie wieder erschöpft hatte.
    Arithon ging kommentarlos weiter. Der Prinz hatte sich hinter ihm in einen sinnlosen Haß hineingesteigert. Bald schon erwies sich Arithons Bemerkung, Lysaer sei der Sohn seines Vaters, als nur teilweise richtig; die Wut, die ihm sämtliche Vernunft raubte, brannte so leidenschaftlich und kalt wie die ihrer beider Mutter.
     
    Die Hitze des Tages ließ nach, und die Sonne versank wie ein dämonisches Licht am Horizont. Lysaer wanderte durch einen Nebel der Erschöpfung. Staub lag bitter auf seiner Zunge. Kies riß ihm die Haut an den Füßen auf und machte jeden einzelnen Schritt zu einer Last. Doch Arithon gestattete keine Pause, bis die Wüste in der Dunkelheit des purpurfarbenen Mantels aus trübem Zwielicht lag. Dann plötzlich setzte sich der Prinz auf einen Felsen und zog die Stiefel aus. Blut pulsierte schmerzhaft unter seiner wunden, verkratzten Haut, doch Lysaer zog diese Unannehmlichkeiten der Aussicht, an das Mitgefühl seines Feindes zu appellieren, vor. Wenn er nicht laufen konnte, dann konnte der Herr der Schatten ihn wohl tragen.
    »Leg die Hände auf deinen Rücken«, befahl Arithon barsch.
    Lysaer sah auf. Vor ihm stand der Herr der Schatten, das Schwert in der einen

Weitere Kostenlose Bücher