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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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wäre er nie verletzt gewesen. »Hier gibt es eine Zauberkraft, die viel stärker ist als die des Tores.«
    Lysaer zog die Hände zurück, als hätte er sich verbrannt. »Es hat dich geheilt, richtig?«
    Der Herr der Schatten sah ihn mit einem Ausdruck sonderbarer Verzweiflung an. »Wenn das alles wäre, dann wäre ich dankbar dafür, aber es ist noch etwas anderes geschehen. Eine Veränderung von größerem Ausmaß als diese oberflächliche Heilung.«
    Arithon erhob sich. Konzentriert musterte er jeden Baum des Haines, ehe er an den Brunnen in der Mitte herantrat. Alarmiert sah der Prinz zu, wie Arithon das Efeu am Rand des Brunnens betastete. Schließlich beendete er seine Suche mit einer kaum hörbaren Blasphemie.
    Lysaer blinzelte auf die Inschrift, die offen unter den alten Ranken des Efeus lag, doch die Buchstaben waren in einer alten Schrift gehalten, die für einen Mann ohne eine Ausbildung in Zauberei nicht lesbar war. Frustriert, doch ganz bewußt um Anstand bemüht, zügelte Lysaer seinen Ärger. »Was steht da?«
    Arithon sah auf. Nachdenklich sagte er: »Wenn diese Worte wahr sind, dann wird sich Daelion, der Herr des Schicksals, noch arg den Kopf zerbrechen, ehe sich das Rad zu uns dreht. Anscheinend haben wir durch einen Zauberer namens Davien eine Lebenszeit von fünfhundert Jahren bekommen.« Der Herr der Schatten unterbrach sich, fluchte leise und setzte sich mit reumütiger Miene ins Gras. »Bruder, ich weiß nicht, ob ich dir für mein Leben danken oder dich lieber dafür verfluchen soll, daß du mir meinen Tod verweigert hast.«
    Lysaer schwieg. Nach fünf Tagen in der Wüste hatte er seine Lektion in Toleranz gelernt. Nun betrachtete er den Bastard seiner Mutter ohne Haß, und er empfand nur eine äußerst geringe Neigung, die Gabe des Brunnens näher zu untersuchen. Nachdem Dascen Elur, seine Erbschaft und seine Familie in Amroth für ihn verloren waren, erschien ihm die Aussicht auf ein fünfhundert Jahre dauerndes Leben wie eine freudlose Last.

 
Eine Missetat
     
    Lirenda, Erste Zauberin nach der Obersten Zauberin, blickte die junge Novizin zornig an, die auf der anderen Seite des Tisches saß und ihre Hände inmitten von gebündelten Kräutern, Gläsern, Mörsern und Stößeln ineinander verkrampft hielt. Aus der Ferne drangen die Schreie zweier Knaben, die Hühner für den Metzger fangen sollten, durch die Stille. Langsam rötete sich das Gesicht der Ältesten unter den schwarzen Locken, die von einem Haarnetz gehalten wurden. »Was für eine Narretei schlägst du nun vor, Fräulein?«
    Elaira, deren bronzene Locken unaufhörlich auch dem steifsten Knoten entfleuchten, starrte nur stur durch das regennasse Fenster hinaus, obwohl der Nebel die Sicht bereits Jahrhunderte vor ihrer Geburt verhangen hatte.
    Ihre Lehrerin schimpfte weiter. »Asandir reitet voller Hast über die Straße des Westens. Jeder Zauberer der Bruderschaft ist in Alarmbereitschaft, und du sagst mir, der Zweite Weg würde keinen Wachdienst erfordern. Sogar eine Kröte hat mehr Verstand als du.«
    Elaira wandte sich vom Fenster ab und richtete ihren Blick auf Lirendas lebhafte Mimik. » Zu Sithaer mit der Beobachtung des Zweiten Weges!« Ungeduldig zupfte sie an dem halbfertigen Talisman in ihren Händen, einem Ward, der das junge Vieh vor einer Lungenkrankheit schützen sollte, welche die neugeborenen Lämmer dahinraffte. »Das habe ich aber nicht gemeint.« Sie mußte nicht erst erklären, daß die gemeinsame Reise Asandirs und Dakars auf die Erfüllung der großen Westtor-Prophezeiung hinwies. Wenn der Sonnenschein zurückkehrte, dann würde all das Leiden, gegen das sie die Talismane anfertigte, gemeinsam mit dem Nebel, der es herbeigerufen hatte, gebannt sein. Die Koriani-Zauberinnen verfügten nicht über ein Orakel, also mußten sie sich mit Beobachtungen und Mutmaßungen begnügen. Unbekümmert und rebellisch wie sie war, meinte Elaira ebenso taktlos wie schonungslos offen: »Warum sollten wir Sethvir nicht bitten, den verlorenen Großen Wegestein für uns zu finden? Wenn wir den Kristall zurückbekämen, dann würde die Oberste Zauberin wissen, was im Gange ist, ohne sich mit all diesen langweiligen, winzigen Details herumzuplagen.«
    Lirenda keuchte entsetzt auf, und ihr ebenmäßiges Gesicht verlor jegliche Farbe. Elaira mußte den unwiderstehlichen Drang zu lachen gewaltsam unterdrücken. Zwar war der überaus seltene Anblick des Kummers in den Zügen ihrer Lehrerin amüsant genug, doch hatte sie bereits

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