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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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vor seinem Geruch zurück. Als eine mutigere Hündin knurrend die Verfolgung aufnahm, schlug er mit einem Lichtblitz nach ihr und jagte sie vor Schmerzen jaulend davon.
    Daß Grausamkeit gegenüber Tieren ihm noch zehn Minuten zuvor fremd gewesen war, kam ihm nicht einmal in den Sinn. Über ausgetretenes Pflaster und die vergessenen Überreste zerbrochener Tongefäße suchte er sich seinen Weg zum Ende der Gasse und hinaus auf die hellere Hauptstraße.
    Menschen drängten sich in der Prachtstraße, strebten dem großen Platz zu, um der Krönungszeremonie beizuwohnen. Eine sonnenverbrannte Bauersfrau beobachtete, wie Lysaer aus der Gasse heraustrat, und ihre zahnlosen Kiefer malten aufeinander, während sie sich auf ihren strammen, dunkelhäutigen Enkel stützte. Kinder liefen auf beiden Seiten der Straße vorbei. Sie warfen sich gegenseitig bunte Stöcke zu, ohne auf die adrette Kleidung Rücksicht zu nehmen, die ihnen ihre Eltern, unerschütterliche Handelsleute, an diesem Tage zu tragen gewährt hatten.
    Diese Menschen, Arithons angehende Opfer, grüßte Lysaer formvollendet. Er lächelte einer Kuchenfrau zu und blieb stehen, um ihrem Sohn zu helfen, ihren Karren über den Rinnstein zu schieben.
     
    Der Bedienstete an der Vordertür zu Morfetts Haus erkannte Lysaer auf den ersten Blick. Freundlich ließ er ihn ein, und Lysaer bat, allein in das Gastgemach hinaufgehen zu dürfen.
    Kein Zauberer wachte über die hintere Treppe. Luhaines Wards waren alle verschwunden. Nur die Wärme des Sonnenlichtes, das durch die bernsteinfarbenen Fenster hereinfiel, war noch in Arithons Quartier verblieben. Schweratmend hielt Lysaer auf der Schwelle inne, ehe er den Raum genauer in Augenschein nahm.
    Der abgebrühte Charakter des Bewohners offenbarte sich jedoch schon bei beiläufiger Untersuchung: ein königlicher Mantel lag zerknittert auf den Kissen eines Diwans und der karfunkelverzierte Schwertgurt, ein Geschenk, verschmäht und verlassen am Boden.
    Lysaer runzelte die Stirn ob der sorglosen Behandlung, die der heiligen Pflicht gegenüber der königlichen Erbfolge hier widerfahren war. Nur die Lyranthe, liebevoll auf die Fensterbank gebettet, legte Zeugnis vom Herzen des Mannes ab.
    Getrieben von einem Schmerz, so unbestimmt, daß es ihm unmöglich war, seine Ursache zu ergründen, durchquerte Lysaer den Raum. Als er die Fensternische erreicht hatte, hatten sich seine Gefühle in großen Zorn verwandelt. »Ist denn das Volk von Rathain weniger wertvoll als der Minnegesang?« brüllte er in die leeren Ecken des Raumes.
    Die Stille verhöhnte ihn. Grelle Reflexionen funkelten auf den silbernen Saiten, stumm zwar, doch gleichwohl Tändelei verheißend.
    Rathains Prinz sollte solchen Wahnsinns beraubt werden. Etarras Bedürfnissen würde gedient werden. Lysaer holte aus und versetzte dem Instrument einen derben Schlag mit dem Unterarm.
    Pergamentdünnes Holz, magisch gesponnene Saiten, all die unersetzbare Handarbeit Elshians segelte in einem Bogen über die Bodenfliesen.
    Der dissonante Schall des Aufpralls verlor sich sogleich, als der Klangkörper der Lyranthe zerbarst und jeder einzelne Splitter wispernd in einem Netz aus Sonnenlicht zur Ruhe kam.
    »Du kannst dich nicht verstecken, Piratenbastard«, fluchte Lysaer. Hitzewellen und Kälteschauer peinigten seinen Leib, als er herumwirbelte. Knirschend lösten sich Fragmente des Instrumentes unter seinen Füße auf, als er zur Tür stürzte.
     
    Die Straßen waren vom Pöbel überfüllt. Jeder Händler und jeder Bürgerliche war mit Familie herausgekommen und strebte auf den Platz vor der Ratshalle zu. Selbst ein paar Novizen mit weißen Kapuzen, die Ath, dem Schöpfer, ihre Treue gelobt hatten, hatten ihre Hospize in der Wildnis verlassen, um zuzuschauen. Lysaer ließ sich im Fluß der Menschenmenge treiben. Er empfand keine Reue für die Zerstörung von Arithons Lyranthe; bestürmt von seinem Drang, Unrecht zu richten, ließ er den tiefverwurzelten Galanterien seiner Erziehung freien Lauf. Lysaer klopfte Schultern, tätschelte die Wangen der Kinder und hatte für all die schlicht gekleideten Menschen auf der Straße ein freundliches Wort. Sie aber wichen ihm aus, machten selbst da Platz, wo das Gedränge am dichtesten war und lächelten erfreut ob seines hoheitsvollen Charmes.
    Rathains Prinz müßte sein wie er, so sagten sie; groß und freundlich und darauf eingeschworen, der Korruption in den Handelsgilden und im Rat Etarras ein Ende zu setzen.
    Lysaer mißbrauchte ihre

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