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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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einzigen Blickes zu würdigen.
    Dakar pulte ein Knorpelstückchen hinter seinem Backenzahn hervor. »Seid Ihr nun besessen oder einfach nur verliebt?«
    »Ein bißchen früh, das zu entscheiden, findest du nicht?« Zu kaltschnäuzig, ihm auf den Leim zu gehen, streckte Arithon sich zufrieden. »Ich wollte den unerschrockensten Kapitän, um durch die Eltairbucht zu segeln. Dhirken entspricht dieser Anforderung. Sie hat ihre Männer gut im Griff.«
    Dakar mußte sich eingestehen, daß diese Beobachtung zweifellos zutreffend war, als sich auf der anderen Seite des Gastraumes die Mannschaft zufrieden um ihren Kapitän versammelte, sich das Blut von Schnittwunden und aufgeplatzten Lippen wischte und sich gegenseitig schulterklopfend und ausgesprochen gut gelaunt beglückwünschte. Die wenigen, die noch immer in Kämpfe verwickelt waren, hörten sofort auf, als ihr Kapitän den ersten klaren Befehl erteilte. Was auch immer sie gesagt haben mochte im Verlauf der Standpauke, drang nicht bis zu Dakar durch; nur das ein oder andere Wort ihrer Männer war zu hören: »gekränkt«, und »provoziert«, drang deutlich über das wiedereinsetzende Stimmengewirr an seine Ohren, als die angeschlagenen Gäste der Taverne sich über ihre flegelhafte Unterhaltung ausließen.
    Nachdem er nun auch den letzten Hühnerflügel seiner Knorpel beraubt hatte, winkte Dakar die Magd mit einem Fingerschnipsen herbei, um einen weiteren Teller Essen zu bestellen. »Wie ist sie eigentlich an ihr Schiff gekommen?«
    »Brigg«, korrigierte Arithon. »Es heißt, der Schwarze Drache hätte ihrem Vater gehört. Er ist auf See an einem Fieber gestorben, und man sagt, der erste Maat hätte versucht, das Kommando zu übernehmen. Laut dieser Version hat sie ihm das Herz mit einem Entermesser herausgeschnitten und sich selbst zum Kapitän ernannt, und niemand hatte mehr ein Interesse daran, sich mit ihr anzulegen.«
    Dakar wischte sich das Bratfett an seinem Ärmel ab. »Und die andere Version?«
    Arithon zuckte angespannt und kaum merklich mit den Schultern. »Demnach war sie die Geliebte des ursprünglichen Kapitäns und hat sein Herz mit dem Entermesser herausgeschnitten, und niemand hatte mehr …«
    »Ich glaube, die zweite Geschichte stimmt«, unterbrach ihn Dakar, während er zwischen der Suche nach der Magd mit seiner zweiten Portion und der Betrachtung dieses weiblichen Kapitäns in den maßgeschneiderten, scharlachroten Kniehosen und dem weiten Seemannshemd hin und her gerissen war, obschon die Falten ihrer Kleidung doch alles gänzlich verschleierten, was sich darunter verbergen mochte. Mürrisch, aufsässig und unüberlegt laut schloß er: »Bestimmt bindet sie ihre Euter flach, falls sie überhaupt welche hat.«
    »Denkst du, du solltest sie kneifen, um das herauszufinden? Dann heul mir aber nicht die Ohren voll, wenn sie dich kastriert!« Nicht ganz nüchtern und gnadenlos wohlgestimmt hob er den Rumkrug. »Da ich beabsichtige, sie für ihre Dienste zu bezahlen, wirst du wohl ebenfalls an Bord gehen müssen.«
    »Der Hungertod an Land könnte angenehmer sein«, brauste Dakar auf. Als die Magd mit einem Teller mit dicken Brotscheiben, überbackenem Gemüse und einer Schale Fischeintopf zurückkam, beschloß er stirnrunzelnd, doch weitblickend, daß es besser war, zuerst die Folgen der vergangenen drei Hungertage zu lindern. Silber lag in mehr als ausreichender Menge auf dem Tisch; Arithon konnte es sich gewiß leisten, für ihn zu bezahlen.
    Von Blutergüssen, zerschundenen Gesichtern und einigen blutigen Fingerknöcheln abgesehen, schien es fast, als hätte der Kampf gar nicht stattgefunden. Die am wenigsten angeschlagenen Gäste der Kielwassertaverne richteten die Tische wieder auf und wandten sich erneut ihren unterbrochenen Vergnügungen zu. Die Verwundeten trösteten sich mit Huren oder scharfen Schnäpsen, und die Lautstärke stieg beständig an, während Neuankömmlinge über die letzten Bewußtlosen am Boden hinwegstiegen und um die Gunst der Dirnen wetteiferten.
    Die Mannschaft des Schwarzen Drachen weilte nicht mehr unter den Gästen. Trotz ihrer Jubelrufe, nach Kapitän Dhirkens Ankündigung einer kräftigen Rumration, hatten sie ihrer abschließenden Warnung nicht entgehen können. »Haltet euch im Zaum! Ich werde keine Entschuldigung für weitere Schlägereien akzeptieren. Der Schwarze Drache wird mit der Flut segeln. Meine Geschäfte hier werden nicht lange dauern, und ich will, daß mein Boot frisch geschrubbt und bereit zum

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