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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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gewonnen.
     
    Nun aber, frei der drohenden Dunkelheit,
    Marschieren Etarraner in Reih und Glied,
    Blicken Kopfjäger im Walde unter jeden Zweig,
    Zu suchen den Flüchtling, der niemals wollte Krieg.
     
    Die letzten, eindringlichen Klänge hallten durch den Raum, bis sie schließlich in einer leisen Dissonanz verklangen. Für einen Augenblick rührte sich niemand. Erst als Halliron sich erhob und verbeugte, sich dann bückte, um sein wertvolles Instrument einzuhüllen, entließ der Schock das Publikum wieder aus seinem Bann. Die Zuhörer erwachten aus ihrer leeren, nur mit Tränen erfüllten Lähmung und brachen in ein explosives Geplapper aus.
    »Bei Aths eigener Gnade, was für eine Kunstfertigkeit! Sogar die Lyranthe hat geweint.« Mit Verspätung rieselten Silberstücke auf die Bodenbretter rund um Hallirons Stuhl, während endlich Beifallsbekundungen laut wurden. Der Meisterbarde hat nicht auf Zugaben bedacht gespielt, und niemand im Raum hegte auch nur den mindesten Zweifel daran, daß diese Ballade das letzte war, was er an diesem Abend zu spielen bereit war. Während einer der Gäste weinerlich nach dem Barmädchen rief, auf daß es Schnaps herbeibringen sollte, drängte es die anderen, sich zu erheben und, leise murmelnd, auf die Tavernentür zuzustreben. Während der Raum sich allmählich leerte, erklang die schrille Stimme einer Frau über dem allgemeinen Lärm. »Hätte ich nicht in Taermond meine Juwelen an diese mörderischen Clanschurken verloren, würden mir die Deshans beinahe leidtun.«
    Dakar blieb einfach sitzen, die kugelrunden Augen stur und verdrossen auf seine Hände gerichtet, die den Krug abgestandenen Bieres umklammerten. Bald darauf, wenige Minuten, nachdem Halliron sich zum Schlafen in sein Zimmer zurückgezogen hatte, kam Medlir zurück, setzte sich und entkorkte eine Karaffe geschliffenen Glases. Dann brachte er zwei Kelche aus gedrechseltem Ahorn zum Vorschein und füllte sie drei Finger breit mit Pfirsichbranntwein, dessen schwerer Duft, in der erhitzten und verbrauchten Luft scharf hervortrat.
    Einen Kelch drängte der Schüler des Barden dem Wahnsinnigen Propheten auf, den anderen behielt er selbst. Seufzend tat Dakar sein geselliges Verständnis für den wohlerwogenen Zeitpunkt zu einer Flucht in den Stall kund: »Diese Leute gehen heute nacht nach Hause, und vielleicht werden sie nachdenken. Morgen, wenn ihnen der Kopf weh tut, werden sie sagen, daß der Meisterbarde übertrieben haben muß. Sie werden darauf beharren, daß die Clans von Deshir den Tod verdient haben, und spätestens, wenn der nächste Wollhändler aus Etarra durch den Ort reist, werden sie vollkommen vergessen, was sie heute gehört haben. Was hofft Euer Meister, damit zu erreichen?«
    Mit ausdruckslosem Gesicht, die Augen verschleiert unter dichten, herabgesenkten Wimpern, schwenkte Medlir seinen Branntwein. »Wen interessiert das schon?«
    Dakar brachte ein geräuschvolles Aufstoßen in der vorgehaltenen, feisten Hand unter. »Ihr sagt, Ihr habt meinen Meister aus der Bruderschaft getroffen?«
    Wohlwissend, wie besänftigend starker Branntwein wirkte, wartete Medlir nur schweigend ab. Alsbald zog Dakar seine Füße an und stützte sein bärtiges Kinn auf eine Faust. »Ihr müßt wissen, daß Asandir nicht eben nachsichtig im Umgang mit anderen ist.«
    »Kein Wunder, daß es Euch zum Suff getrieben hat.« Medlir zog die Karaffe zwischen seinen Beinen hervor und füllte Dakars Kelch wieder auf. »Und was habt Ihr angestellt?«
    »Nichts«, entgegnete Dakar. »Genau das ist mein Problem. Dieser Bastard von einem Zauberer, Ihr wißt schon, der, für den die Deshans gekämpft haben. Ich wurde ausgesandt, ihn zu finden und davor zu schützen, von seinen Feinden erschlagen zu werden. Laßt mich Euch nur eines sagen, ganz abgesehen von Hallirons Ballade, hättet Ihr ihn je getroffen, Ihr würdet der Garnison Etarras Beifall spenden.«
    Medlir nippte an seinem Kelch, lehnte sich zurück und schloß die Augen. »Und warum?«
    »Er ist durchtrieben«, sagte Dakar, wobei er mit starrem Blick den wiegenden Hüften des Barmädchens folgte, das damit beschäftigt war, die Lampen zu löschen. »Verschlossen. Und er gibt sich nicht im geringsten mit den Leuten ab, die seinem Stand angemessen wären, Leuten, die er braucht, um bei diesem Spiel mitzuhalten.«
    »Und was ist das Eurer Meinung nach für ein Spiel?« fragte Medlir in der Dunkelheit.
    Dakar schob die Unterlippe vor und würgte einen Sprühnebel edlen Branntweines

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