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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Zügel der Führungspferde zu greifen, die ebenfalls schwarz waren und einander bis zur feschen Blesse und den weißen Fesseln glichen wie Spiegelbilder. Ein Lakai näherte sich dem Fuhrmann, der gerade zurückhüpfte, um sich vor den Anstrengungen des Wallachs in Sicherheit zu bringen, der darum kämpfte, wieder auf die Beine zu kommen.
    »Gibt es Probleme?« erkundigte sich der Lakai kalt. Die goldenen Borten und Wappenstickereien der Autoritäten, die er repräsentierte, glitzerten in den Rauchschwaden, die von den Fackeln aufstiegen.
    Sprachlos deutete der Fuhrmann mit einem aufgerissenen Finger auf den Wallach, der eben seine wirren Körperglieder zusammensammelte und sich endlich schnaubend wieder auf seine Hufe stellte.
    Eine Frauenstimme scholl aus der Kutsche herüber. Der Lakai nickte ergeben, reckte sein Kinn über die Perlenknöpfe seines Kragens vor und sprach: »Darf ich erfahren, im Namen meines Lords, der Statthalters, was Ihr mit der Gußform für die neue Krone angestellt habt?«
    Der Fuhrmann richtete seine zerfetzte Hose. Schweiß strömte über seine Schläfen. »Ich? Bei der Rache des Dharkaron, es war dieses Pferd!«
    Feenhuf setzte eine unschuldige Miene auf und schüttelte sich unter einem wahren Gewitter fliegender Zügel und Steigbügel wie ein Hund. Die Miene des Lakaien nahm einen skeptischen Ausdruck an, ehe er sich wieder dem Fuhrmann zuwandte. »Ich bezweifle, daß dieser Haufen Inkompetenz auch nur fähig ist, vier Füße im gleichen Rhythmus zu bewegen.«
    »Schön, damit ist ja alles gesagt«, brüllte der aufgebrachte Fuhrmann.
    »Wem gehört das Vieh?« Der Lakai des Statthalters ließ seinen Blick hochmütig über die Umstehenden schweifen, vorbei an dem Ponywagen mit seinen erstarrten Insassen, bis er schließlich auf die verbliebene Gestalt fiel, die noch immer schnaubend am Boden lag. »Wem?«
    Ernüchterung packte Dakars wirre Züge. »Ich habe ihn gerade dem städtischen Armenhaus gespendet.«
    Die Tür der Kutsche öffnete sich und fiel kurz darauf krachend wieder zu. Eilends machte der Lakai einem in eine Robe gehüllten Sekretär mit übertrieben gepflegten Händen Platz. Geziert wie ein Gockel, den Kamm kampfbereit aufgerichtet, beugte sich der Amtsmann über den ungepflegten fetten Kerl, der sich, ähnlich wie sein Pferd, mit einiger Verzögerung auf die Beine mühte.
    »Du wirst in Ketten gelegt und bis morgen in Gewahrsam genommen. Dann wird über diese Angelegenheit am Hofe von Jaelot zur Zufriedenheit meines Lords, des Statthalters, gerichtet werden. Ich schlage vor, jemand, der über mehr Kompetenz verfügt, sorgt dafür, daß diese Kreatur von hier verschwindet. Ich will dieses Tier nicht mehr auf der Straße sehen, wo es noch mehr Unheil anrichten kann.« An den Fuhrmann gewandt, fügte er ohne jedes Mitgefühl hinzu: »Die Wache wird Euch helfen, Euren Schutt wegzuräumen. Falls Ihr eine Entschädigung für den angerichteten Schaden einfordern wollt, so nehmt an der Anhörung teil und tragt Eure Bitte dem Gericht des Statthalters vor.«
    Während die Wachsoldaten in ihren Rüstungen vorrückten, um den Wahnsinnigen Propheten gefangenzunehmen und des Statthalters Gefolge sich in die Kutsche zurückzog und auf vergoldeten Rädern von dannen zog, preßte Halliron die Hände in den dicken Fäustlingen vor seine tränenden Augen und ächzte: »Ath, ich wußte es, ich wußte, daß wir niemals nach Jaelot hätten fahren dürfen.«

 
Vor Gericht
     
    Seine Lordschaft, der Statthalter von Jaelot, war nicht geneigt, sich bereits früh am Morgen zu erheben. In seinem Gerichtshof waren feste Termine unbekannt; der zuständige Ratsherr schickte täglich eine Liste an den Hauptmann, der die Soldaten in den Kerkern befehligte. Die Angeklagten wurden ohne Frühstück hinausgezerrt und in einen fensterlosen Raum geführt, eine schwarzverkleidete Höhle mit gewölbter Decke im Keller unter der Ratshalle. Dort, mit Schellen gefesselt, die es unmöglich machten, sich an den gesammelten Flohbissen zu kratzen, war Dakar, der Wahnsinnige Prophet, genötigt, gemeinsam mit zwei anderen Männern und einer Frau zu warten, deren Verbrechen von öffentlicher Ruhestörung über Diebstahl bis hin zu kaltblütigem Mord reichten.
    Im Verlaufe einer unangenehmen Nacht hatte er seine eigenen Lernfaulheit aufs tiefste verdammt. Ein Messingschloß oder einen Riegel hätte er durch Zauberei öffnen können; das hatte er oft genug getan, wenn er sich aus den Schlafgemächern williger Ehefrauen

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