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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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sich nun wieder aufrichtete und ihm eine Zinndose und eine Pfeife reichte.
    Verrain mußte den Behälter nicht öffnen. Die Ausdünstungen des getrockneten Krautes in seinem Inneren erfüllten seinen Geist sogleich mit der angsterfüllten Erinnerung an das Gift. Zittrig sagte er: »Ich sollte dem Verlauf der Netzmuster auch ohne Tienelle folgen können.«
    Sethvir jedoch war unnachgiebig. Sanft umfaßte er die Hände des Meisterbanners mit seinen eigenen, warmen Händen. »Heute nacht werden wir nicht in die Zukunft schauen.« Tiefer Schatten legte sich über sie, als Asandir einen Bann wirkte, um die Glut des Feuers zu verdunkeln, und nun sah der Hüter von Althain plötzlich sonderbar hutzlig aus, gar nicht wie ein Zauberer, sondern vielmehr wie ein alter Mann, den ein Leben voller unsagbarer Sorgen erschöpft und niedergeschlagen zurückgelassen hatte. »Ich weiß, wir haben dir nichts darüber erzählt, doch der Fluch des Nebelgeistes, der Arithon und Lysaer gegeneinander aufgebracht hat, ist weit schlimmer, als es ein magischer Bann sein kann. Das Wissen, daß Licht auf ihre Verfassung werfen mag, liegt zwei Zeitalter zurück, in der Vergangenheit.«
    Schleichend zerrte das Unbehagen an Verrains Nerven. »Dann ist es also Euer Wunsch, das Netz dafür einzurichten, die Methuri zu erforschen, die die Mutationen hier in Mirthlvain hervorgerufen haben?«
    »Desh-Thieres Einfluß auf die beiden Prinzen ist den verderblichen Verwerfungen, die die Haßgeister hervorgerufen haben, nicht unähnlich.« Asandir nahm wieder Platz und schlug seine langen, schlanken Beine übereinander. »Beide sind durch eine Verschmelzung von Geistwesen entstanden. Beide wurden lebendigem Fleisch eingeprägt, und beide sind so untrennbar mit ihren Opfern verbunden, daß sie nicht gelöst werden können, ohne dabei die Leidtragenden zu töten.«
    Als Sethvir seine Hände wieder losließ, öffnete Verrain das kleine Zinngefäß. Angst hatte die Grübchen auf seinen Wangen ausgelöscht, als er die Stummelpfeife reinigte und stopfte. Der beißende Geruch des Tienellekrautes hüllte ihn ein und reizte ihn zum Husten. Verzweifelt wünschte er sich, er müßte nie erfahren, wie die Befragung des Netzes über die Grenzen der Zeitalter hinweg in die Vergangenheit ausgedehnt werden konnte.
    Unbarmherzig antwortete Sethvir seinen Gedankengängen. »Das Rätsel der Zeit ist nur für jene Sinne undurchschaubar, die an das Fleisch gebunden sind.«
    Verrain erschrak so sehr, daß er das Zinndöschen in hohem Bogen von sich schleuderte. Klirrend landete es auf dem Boden. »Ath bewahre! Können wir denn nicht Luhaine bitten, diese Aufgabe zu übernehmen?«
    Doch schon jetzt konnte Asandir ihn nicht mehr hören. Seine große Gestalt in der dunklen Robe lag kraftlos über dem Tisch. Reglos ruhte seine Wange auf seinen verschränkten Armen. Sein Leib war nun ein Gefäß, dessen Geist auf Reisen war, und Traithe hielt neben ihm Wache über sein Wohlergehen.
    Unvergeßlich die erschütternde Tatsache, daß gerade so eine gefahrvolle Suche Kharadmon seines Leibes beraubt hatte. Mit zitternden Händen erzeugte Verrain eine Flamme auf einer Fingerspitze und entzündete das Kraut in der Pfeife. Als der betäubende Rauch sich in die Luft emporkräuselte und geisterhaft auf einem ziellosen Windhauch zu tanzen begann, konzentrierte Verrain sich auf sechs Jahrhunderte der Disziplin, um seine Unsicherheit zu besiegen. Dann sog er den Pfeifenrauch in seine Lungen und keuchte atemlos, als das Tienellegift wie ein Buschfeuer durch seine Sinne fegte.
    Benommenheit legte sich wie ein wilder Sturm über sein Bewußtsein, gefolgt von einer unendlich geschärften Wahrnehmung, die wie glühende Lava durch seinen Leib strömte, bis die Stille des Raumes sich wie Watte auf seine Ohren legte und sein Blick eine schmerzhafte Klarheit errang. Die endlose Ausweitung seiner Wahrnehmung erschütterte ihn wie ein Sturz aus großer Höhe. In seiner verzweifelten Suche nach einem Anker klammerte er sich an seinem Stuhl fest, während der Boden rund um ihn herum jegliche Ähnlichkeit mit einem festen Grund verlor. Seine manipulierten Sinne zeigten ihm die verwirrenden Energieschichten, deren Zusammensetzung den kalten Stein erst zu fester Materie werden ließ.
    Verrain kämpfte gegen das wilde Kreisen seiner Sinne an, das seinen Geist marterte. Erst als Sethvirs Wünsche seine tiefe Trance durchdrangen, erinnerte er sich seiner Bestimmung: Es war seine Aufgabe, das Wissen verfügbar zu

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