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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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vorfand, und die beachtliche Leidenschaft, die ihm gar die Röte ins Gesicht getrieben hatte, barg ein beängstigendes Maß blinden Zorns.
    Als des alten Mannes Wut schließlich atemloser Erschöpfung erlag, ergriff Medlir seine Handgelenke und drängte ihn, sich zu setzen. »Macht es dir etwas aus, mir zu erzählen, was vorgefallen ist?«
    Halliron schoß sofort wieder empor, als sein Schüler seine Arme aus seinem Griff entließ. Aufgeregt, sein Hemdkragen noch unverschnürt und das Haar über seinen Schläfen vom zornigen Wühlen seiner Finger zerzaust, deutete er auf das Fenster, daß auf den schlammigen Innenhof des Gasthauses hinausführte. »Nie bin ich geblieben, für einen Mann zu spielen, der mich nicht nur einmal, sondern wiederholt vor den Kopf gestoßen hat.«
    Medlir lehnte sich mit den Schultern an den Türpfosten. Nur das verhinderte, daß er vor Schreck zurückzuckte, als Hallirons wutentbrannter Blick aus geweiteten, topasfarbenen Augen sich ihm zuwandte. Schweigend verschränkte er die Arme vor der Brust.
    »Hat der Statthalter von Jaelot doch glatt die Frechheit, mir vorschreiben zu wollen, was ich in Gegenwart seines lächerlichen Weibes zu tragen habe!« Halliron wirbelte um die eigene Achse und versetzte der Pritsche einen harten Tritt, der dem Drillich eine Staubwolke entlockte. Dann stolperte er einen halben Schritt voran, ehe er sich krampfhaft niesend zusammenkrümmte. Dieser Anfall brachte ihn schlagartig zur Vernunft. Er betrachtete einen Augenblick seine eigene Faust, und der bittere Zug um seine Mundwinkel löste sich auf, als er urplötzlich zu lachen begann. »Dharkaron, hab Erbarmen! Kannst du dir vorstellen, daß ich eine enge Hose trage, die am Arsch kneift, so wie irgendein Lebemann? Rosa, du wirst es nicht glauben, und dazu ein Wams mit Chartreuserüschen an den Schultern.«
    Medlir unterdrückte mühsam ein Lächeln. »So gut ist meine Vorstellungsgabe nicht. Hat seine Lordschaft auch eine Maske schicken lassen?«
    »Ath, ja. Ein Lämmerkopf. Stell dir das nur vor!« Der Meisterbarde brach auf dem Bett zusammen, so schlaff wie ein Püppchen, dessen Füllstoffe sich plötzlich in Luft aufgelöst hatten. »Ich werde überglücklich sein, wenn ich diese Stadt endlich hinter mir habe.«
    Nicht bereit, sich durch diesen Themenwechsel ablenken zu lassen, trat Medlir die Tür mit seinem Absatz ins Schloß. »Du hast mir noch nicht erzählt, was der Statthalter Jaelots mir an Bekleidung hat zukommen lassen.«
    »Nein, das habe ich nicht«, krächzte Halliron in einem scharfen, beschützenden Ton. »Wenigstens du wirst damit nichts zu tun haben.«
    »Nun, da sind wir unterschiedlicher Ansicht.« Der geschmeidige Humor, den zu erschüttern Dakar nie gelungen war, verschwand plötzlich. Der Mann an der Tür, der in diesem Augenblick viel mehr an einen Krieger als an einen Sänger erinnerte, nahm eine Haltung ein, die gezähmte Kraft ausstrahlte, ehe er seinen Ärmel ausschüttelte und seine Zähne dazu benutzte, die Manschetten enger zu schnüren. »Ich werde mitgehen, gib also gar nicht erst vor, du würdest mich nicht brauchen.«
    Der Meisterbarde sah dem Musiker, den er sein Handwerk gelehrt hatte, direkt in die Augen, und die scharfe Entschlossenheit, die er dort erkannte, führte ihn sechs Jahre in seinen Erinnerungen zurück, zu einem Prinzen, der in einem kleinen Tal mitten im Wald einen Treueeid geleistet hatte.
    »Ich kann mich gewiß nicht mit Torbrands Temperament messen«, entgegnete er rasch. »Aber wenn du diese Sache zu der deinen machst und dir dabei ein Leid geschieht, dann werde ich mich in mein Grab legen, ohne dir zu vergeben.«
    »O Ath«, konterte Medlir mit trockenem Humor. »Wenn du dir tatsächlich nur um mich Sorgen machst, dann gibt es für uns beide noch Hoffnung.«
     
    Am Abend der Sonnenwendfeier ging die Sonne über einer Stadt unter, die erfüllt war vom Geruch frisch geschlagenen Birkenholzes und geschnittener Blumen. Halliron, der sich zu diesem Zeitpunkt schon längst für den Abend eingekleidet hatte, lehnte an dem Sims des offenen Fensters und massierte seine Fingergelenke. »Zu Sithaer damit, wir haben einen Besucher.«
    Medlir, der gerade damit beschäftigt war, die Schnüre seiner Kleider zu ordnen, entgegnete scharf: »Noch ein Bediensteter des Statthalters? Nach den heutigen Ereignissen hätte ich nicht erwartet, daß es noch einer von ihnen wagen würde, sein Gesicht hier zu zeigen.«
    »Du glaubst wohl immer noch, daß es in dieser Stadt

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