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Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 03 - Die Schiffe von Merior Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Geldkassetten von Gadsleys Freudenhaus geraten konnten.«
    »Das Haus, in dem sie kleine Jungs feilbieten? Das ist ein starkes Stück.« Halliron wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, um Dakar eine Scheibe Brot abzuringen. »Ich habe gehört, des Statthalters Xanthippe von einem Weibe beabsichtigt, eine überraschende Ankündigung verlauten zu lassen. Ihr Fest soll einem bestimmten Thema gewidmet sein. Der Page, der ihr das Essen serviert, hat mir erzählt, sie wolle alle Leute fernhalten, die sich keine Maskerade leisten können.«
    Medlirs Augen leuchteten. »Dakar! Es gibt ein Geheimnis, das du deiner Dirne verraten darfst. Wäre es nicht furchtbar peinlich, wenn die Kurtisanen aus den Hinterhöfen die Schneider beschäftigten und die vornehmen Damen das Nachsehen hätten?«
    »Vielleicht holt sich Havrita ein zweites blutiges Auge«, nuschelte der Wahnsinnige Prophet, den Mund voller Wurst. Schweigend riß er ein Stück Brot ab, als Medlir und der Meisterbarde sich scherzend zu ihm gesellten. So lange und konzentriert er auch lauschte, Dakar konnte nicht die geringste Spur eines lokalen Dialekts in der Aussprache des jüngeren Mannes erkennen. Zwar mochte ein Musiker mit einem wohlgeübten Ohr durchaus in der Lage sein, seine Intonation zu verändern, doch die Tatsache, daß Medlir ihm auch in Augenblicken der Entspannung nicht den geringsten Hinweis lieferte, zerrte an Dakars Nerven. Fast so sehr wie der absonderliche Umstand, daß Asandir ihn nun schon seit einem ganzen Jahr in Ruhe ließ, obwohl er eine Dämonenplage verursacht hatte, für die er sich eine Rüge aus dem Althainturm hätte einhandeln müssen. So offenkundig er auch die Anweisung, den Herrn der Schatten zu finden und zu beschützen, mißachtete, war doch kein Bruderschaftszauberer aufgetaucht, ihn wegen seines ungebührlichen Betragens zu tadeln.
    Betrunken hätte Dakar keine Bedenken gehabt, diese Fragen ebenso zu übergehen wie alle anderen auch; nüchtern jedoch trieb ihm der Gedanke, all diese Besonderheiten könnten miteinander verknüpft sein, den kalten Schweiß wachsender Paranoia aus den Poren. Wie unendlich erniedrigend wäre es für ihn, wenn sich herausstellen würde, daß sich Arithon s’Ffalenn in Shand verkrochen hatte, während er, ohne davon zu wissen, auf dem Weg dorthin war.
    Als es nur noch fünf Tage bis zum Abend der Sonnenwendfeier waren, erreichten die Vorbereitungen für den Maskenball des Statthalters hysterische Ausmaße. Künstler arbeiteten fluchend zwischen Kübeln mit feuchtem Gips, den sie zu allerlei Hohlformen modellierten, während die Lehrburschen der Kunstmaler, die bereitstanden, die Masken auszuschmücken, gelangweilt über ihren Farbtöpfen hockten und sich spöttische Bemerkungen zuriefen. In den Schneiderläden war das Chaos ausgebrochen, und die Ankunft eines weiteren Zuges Eselwagen, der Blumen und Immergrün herbeibrachte, löste auf der Hauptstraße bis hinunter zum Südtor einen Tumult aus. Läufer rannten sich die Hacken ab, während sie Einladungen zustellten; andere erhaschten hier und da Zärtlichkeiten der Dienstmägde, wenn sie Pakete mit Schmuckbändern oder Juwelen auslieferten, die die Dame des Hauses zu dieser Gelegenheit neu erstanden hatte. In den Schneiderwerkstätten brannte nächtens noch Licht, weil so manche Dame plötzlich ihre Meinung änderte, und die älteste Tochter des Statthalters war so aufgeregt, daß sie sich mit genug Zuckerwerk vollstopfte und dabei war, ihre Taille zu ruinieren.
    Havrita stürzte sich wie ein Barrakuda auf die unerwartete Gelegenheit und erhielt den Auftrag, dem Mädchen ein neues Ballkleid anzufertigen. »Man hört viel Zähneknirschen in der Zwirnnadelstraße«, berichtete Dakar, als er von einer Verabredung mit einer Magd zurückkehrte, die sich in einem Laden verdingte. »Aber es gibt keine neuen blutigen Augen.«
    Zwischen Dakars Besuchen in Bordellen und öffentlichen Badehäusern und Medlirs Zusammentreffen mit den Soldaten der Stadtgarde erreichten die neuesten Gerüchte regelmäßig die Dachstube, in der Halliron ausgedehnte Stunden allein zurückgezogen mit seiner Lyranthe verbrachte. Nur einmal wurde er von zwei Laufburschen in Livree gestört, die an seine Tür klopften und eine kleine Kleidertruhe bei sich trugen, die der Statthalter ihm für den Ballabend zukommen ließ. Beinahe der überstürzten Flucht der beiden Bediensteten zum Opfer gefallen, betrat Medlir die Kammer, in der er den Meisterbarden in unpassenden Reimen fluchend

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