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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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eigene. Die zwingende Macht der Musik hatte ihre beiden Geister in einem einzigen Strom der Energie verschmolzen.
    Furchtsam, nicht imstande, sich zu bewegen, und zu verwirrt, die Tränen zu vergießen, die in ihren Augen brannten, stand Elaira wie erstarrt da, während sie noch immer die Berührung des Mannes in ihrem Geist ertastete. Die unverhüllte Barmherzigkeit, die sich ihr in dieser Nähe mitteilte, ließ ihr den Atem stocken, hätte gar durch ihre reine Kraft vermocht, sie niederzustrecken, hätte die Lyranthe nicht erneut gesprochen.
    Die Noten formten nun eine deutliche Aufmunterung, eine Versicherung, und fügten sich zu einem Muster zusammen, fähig Namen herbeizurufen. Zusammengesetzt aus dem Wissen seiner Lehrzeit unter Zauberern und der tiefsten Empathie, derer ein Barde fähig war, erfaßte Arithon in seiner Musik die Essenz der Selbstwahrnehmung des verletzten Jungen.
    Aus dieser Essenz formte er einen Spiegel, mit dem er das Bild auf den Burschen selbst zurückwarf.
    Nun fügte er langsame, besänftigende Akkorde hinzu, die des Jungen Geist in einen Dämmerzustand versetzten. Eingeschmeichelt, dem Zugriff weltlichen Schmerzes weit entrückt, fiel der Verwundete auf dem Tisch in tiefen Schlaf. Die Lyranthe aber buhlte, rief in süßen Klängen, und jede einzelne Notenfolge verstärkte das Netz verführerischer Illusion, das den betäubten Geist verlockte und in einen Mantel von Ekstase hüllte.
    Von der feinfühligen Wahrnehmung Arithons zutiefst beeindruckt, in einer Trance, die ihr wahre Wunder nahebrachte, sah Elaira die dichtgewobenen Notenstränge, die die unruhige Luft zum Beben brachten. Die geschmiedeten Ketten der Macht, herbeigerufen von den Elementen selbst, lösten sich in Streifen reinsten Lichts. Seiner eigenen Gabe gegenüber blind, erkannte der Barde nichts von dem, was sein geniales Spiel hervorgebracht hatte. Er spielte ganz von seinem Gefühl geleitet und schuf so ein ebenso unfehlbares Gebilde der Magie, wie ein wohlausgebildeter Zauberer es vermocht hätte.
    Die Arme um den Brustkorb geschlungen, erduldete Elaira die zerreißende, zielgerichtete Gewalt der Vibrationen, die sich gleich feinstem Drahtgeflecht entfalteten, das betäubte Bewußtsein des Jungen geborgen zu halten. Sie beobachtete, wie der Musiker die Lebensessenz aus dem atmenden Gewebe zog, als würde er Dornen aus blutenden Wunden entfernen.
    Ein heftiger Knall hallte durch den Raum.
    Wie ein vom Wind angefachtes Feuer flackerte ihr magischer Kreis auf. Jedes der sorgfältig angebrachten Siegel loderte auf und schloß sich sogleich, um den gelösten Geist des Jungen aufzunehmen.
    Das Spiel des Barden ging in eine letzte Weise über, ehe es langsam verklang. Stille kehrte ein. Das beängstigende Gefühl entfesselter Energien lag über der Hütte. Alles, was den Jungen nun noch an seinen entleerten Leib kettete, war ein Faden, gespannt über die Vergessenheit, der doch schwächer wahrnehmbar war als ein Gedankengespinst.
    »Gnädiger Ath«, rief Elaira, wenngleich kaum mehr als ein heiseres Flüstern über ihre Lippen kam.
    Sie war Zeuge der Magie geworden, die ihre Ältesten mit Hilfe der Resonanz von Kristallen, verstärkt durch gemeinsame Arbeit, gewirkt hatten; sie hatte unter den Heilern des größten Hospiz’ von Athera gelernt; nichts davon, kein Funke ihres Wissens über die Mysterien, hatte sie auf jenes beängstigende, meisterhafte Werk vorbereitet, das Arithon gestaltet, stabilisiert und gebunden hatte, nur durch seinen intuitiven Vortrag reiner Melodie.
    »Spitzfindige Dame«, beantwortete er ihren verblüfften Gedankengang. »Habt Ihr es denn nicht gewußt? Eure Wahrnehmung war das Instrument, auf dem ich gespielt habe.«
    Während sie stockend atmete, erkannte sie die Bedeutung seiner Worte: Sein Geist war noch immer in ihr, ein strahlendes, stählernes Band tief im Inneren ihrer eigenen Wahrnehmungskraft. Hand in Hand mit dieser Gegenwart durfte sie einen Blick hinter den Schleier werfen, durfte der Geheimnisse gewahr werden, die er vor jedem lebenden Menschen hütete.
    Von der Reaktion am Boden zerstört, fühlte sie den Widerhall wie einen Glockenschlag wilder Harmonie, bevor sie zu ahnen begann, daß der melodische Klang in ihrem Inneren sich erhob, sich mit seinem perfekten Gegenstück zu verschmelzen.
    Mit endgültiger Klarheit wußte sie nun, daß der Weg zu diesem Mann über eine Brücke führen mußte, erbaut aus reiner Emotion, aus Mitgefühl von ebensolcher Tiefe wie der Respekt, den sie

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