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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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und zuckte hoch, nur um gleich darauf aufzuschreien, als die Gurte sämtliche Gelenke in seinen Beinen auseinanderzerrten.
    Das Messer fest umklammert, umrundete Mearn kampfbereit den Tisch, blieb jedoch gleich wieder stehen, als der Zauberer seinen Blick auf ihn richtete. Keldmar brach schlicht unter der Last des Weines zusammen. Er schwankte, kniff die Augen fest zusammen und stürzte neben dem Tisch zu Boden. Das aristokratische Wohlgefühl, das seinen Sturz begleitet hatte, verging sogleich, als sein Kopf donnernd auf dem Boden aufschlug und reglos auf dem Teppich liegenblieb.
    Lord Bransian rieb sich das geschwollene Auge und sagte düster: »Bei Ath, noch ein ungebetener Gast. Wenn Ihr irgend etwas verkaufen wollt, so hoffe ich, daß es sich nicht um Smaragde handelt.«
    Der Zauberer antwortete nicht. Abgespannt und ohne Umhang stand er in seiner von der Reise verschmutzten Lederkleidung in der Zugluft, die durch die Tür hinter ihm hereinströmte und die Flammen der Kerzen zum Flackern brachte. Er roch nach Pferdeschweiß und zertrampelten Wiesengras von dem letzten Ort, den er erwählt hatte, sich ein wenig Schlaf zu gönnen. Seine Haltung ließ keinen Zweifel daran, daß er seine Macht rücksichtslos dazu eingesetzt hatte, das Pferd unter ihm während einer langen Reise auf den Beinen zu halten.
    Kein Bruderschaftszauberer verschwendete derart seine Reserven, um ein stummes Geschöpf über die Maßen anzutreiben, wenn er nicht einen triftigen Grund dafür hatte.
    Von seiner eigenen Ermüdung zu einer Härte getrieben, so unbeugsam wie gehärtetes Eisen, kalt und beherrscht, ohne auch nur einen Funken Mitgefühl, sprach er, als wären der Herzog und seine Brüder gar nicht im Raum. »Ich bin in aller Eile vom Rockfellgipfel hierhergereist.«
    Ein angsterfülltes Schaudern ließ seinen Leib vom Scheitel bis zur Sohle erbeben. Zwar hatte die Bedrohung durch Mearns Messer ihre Triebkraft eingebüßt, doch das Schicksal, daß ihm nun zur Strafe für seinen Plan drohte, Arithon Schaden zuzufügen, verweigerte sich seiner Vorstellungsgabe.
    Asandir kam ohne Umschweife zur Sache. »Warum soll ich mir die Mühe machen, dich zu strafen?« Er trat näher, und der Blick, mit dem er seinen Schüler maß, war so eisig wie ein winterlicher Graupelschauer. »Arithon ist wohl imstande, solche Kränkung selbst zu ahnden.«
    Er erhob die Hand, die noch immer von dem Schweiß seines Pferdes bedeckt war, zeichnete eine Rune über dem Leib des Zauberbanners in die Luft und murmelte einige lyrische Worte in paravianischer Sprache. Wie zum Leben erweckt erbebte die Luft selbst unter einem Aufschrei wie von berstendem Kristall. Der Klang der vielschichtigen Harmonie erinnerte nur zu deutlich an eine andere Tonfolge, ausgelöst durch Arithons Pfiff vor dem Blutgerüst im Festsaal von Jaelot. Die Gürtel, mit denen der Wahnsinnige Prophet gefesselt gewesen war, rissen auseinander; nicht länger unter Spannung flach auf dem Tisch gehalten, flogen sogleich sämtliche Messingknöpfe von seinem Wams und prallten klirrend von der Decke ab. Während sie auf ihn herniederhagelten, versuchte Dakar verzweifelt, sich der rasch verschwimmenden Details eines Zauberbanns zu bemächtigen, den in seine Erinnerung zurückzurufen er sich sein rechtes Bein hätte kosten lassen.
    Doch die Furcht lähmte seinen Willen gänzlich, als Asandir erneut das Wort ergriff. »Steh auf. Geh. Luhaines Führung wird dich sicher an den Wachen vorbei und durch die äußeren Tore Alestrons geleiten.«
    Mit verstohlener Bescheidenheit zwang Dakar seine schmerzenden Muskeln, sich zu bewegen und seinen Leib auf die Beine zu bringen. Kein s’Brydion erhob die Stimme, gegen seine Befreiung zu protestieren; keiner von ihnen wagte es. Asandirs einschüchternde Präsenz erfüllte den Raum gleich erstem Frost. In seiner Hast strauchelte und taumelte Dakar. Im Bewußtsein von Bransians sengendem Blick, der sich wie glühende Kohle in sein Fleisch zu bohren schien, getrieben von Mearns verhinderter Mordlust, stolperte er durch die offene Tür hinaus und hastete so schnell er konnte zur Treppe.
    Nicht ganz nüchtern wagte sich hinter ihm der Herzog von Alestron verbissen vor, seinen Mut zur Schau zu stellen. »Offensichtlich hat der fette Bursche nicht gelogen, soweit es seine Verbindung zu den Zauberern der Bruderschaft betrifft. Ist er Euer Lakai, oder dient er dem Herrn der Schatten?«
    Dann erklang Asandirs Antwort, nicht laut, doch nachdrücklich genug, selbst die

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