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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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eisenbeschlagene Tür zu durchdringen, die soeben geschlossen wurde. »Sowie Ihr und Eure Brüder nüchtern seid, werden wir uns ernsthaft unterhalten müssen.«
     
    Um Mitternacht wartete Arithon noch immer in der Heumiete neben dem Eichenhain. Das adrette Leinenhemd, das ein Schneider in Farsee für ihn angefertigt hatte, war bis zu den Ellbogen aufgerissen und über und über mit Öl und Ruß verschmiert. Die linke Stulpe hatte ein Feuerpfeil versengt hinterlassen, während die Schnüre der rechten in der Folge eines s’brydionschen Messerwurfes zerschnitten und blutgetränkt waren. Eine weitere, oberflächliche Wunde hatte sich in seinen Brustkorb gekerbt, und Schorf zog sich über einen der hervorstehenden s’ffalennschen Wangenknochen. Der sachte Nieselregen, der ihn seit Einbruch der Dämmerung benetzte, hatte den schwefeligen Gestank von Rauch abgewaschen, der von seinem Leib und seinen Kleidern aufgestiegen war.
    Gänzlich in der Aufgabe versunken, Splitter aus seiner Handfläche zu entfernen, blickte er erst auf, als etwas Plumpes durch das Gestrüpp unter den Bäumen brach. Gleich darauf erklang ein gedämpfter Fluch, gefolgt von dem Geräusch zerreißender Kleider und einem dumpfen Aufschlag, als ein schwerer Leib mit einem niedrigen Ast kollidierte.
    Eine scharfe Verwünschung übertönte das Rascheln des Geästs, während Wassertropfen auf das Laub am Boden herabfielen. Ganz offensichtlich hatte Luhaines Führung keine Pause zum Erwerb einer billigen Laterne gestattet.
    Ohne sich zu rühren, sagte Arithon: »Prophet des Wahnsinns. Wie ich sehe, hast du deine magische Wahrnehmung verloren. Ist sie der Erschöpfung anheimgefallen?« Er schob seinen gestohlenen Dolch in die Scheide zurück und gab mit lyrischer, fröhlicher Ironie jubilierend eine Zeile aus einer Ballade zum Besten. »›Wohin nur ging die Treue, die dich verlassen?‹«
    Dakar arbeitete sich aus dem Gestrüpp hervor. Mit Ästen, Trieben und Eichenlaub geschmückt wie eine Springflut auf bewaldetem Land, baute er sich vor seiner Nemesis auf. »Ath was hat Euch nur geritten, Feuer zu legen.«
    So ruhig wie alter Stein in der Finsternis, blickte Arithon auf. »Und was hast du erwartet, da du mich ohne Vorwarnung dorthin gesandt hast? Über diesen Fässern lag ein Feuerzauber oder irgendein Siegel magischer Zerstörung, und ich bin blind gegenüber der Magie! Menschen sind gestorben. Ich wurde zu einem Werkzeug. Da du mich als Vertreter gewählt hast, deine Pflichten gegenüber Sethvir zu erfüllen, hast du wohl weit weniger bekommen, als du verdient hättest.«
    Eine gefährliche Glut brannte in den grünen Augen.
    Ernüchtert durch seine eigene Furcht und sich der Tatsache wohl bewußt, daß der Lauf der Ereignisse sich weit von so profanen Dingen wie schlichter Schmähung entfernt hatte, schüttelte Dakar den aufkeimenden Schauder von sich. Dann, ausgelöst durch den gezügelten Zorn in Arithons Blick, keimte seine eigene brennende Wut wieder auf, nur um gleich darauf einer überraschenden Erkenntnis zu weichen. »Bei allen Dämonen! Ihr habt geahnt, daß ich Euch betrügen würde!«
    »Geahnt?« Arithon erhob sich. Von seinen Wunden der ihm eigenen Geschmeidigkeit beraubt, packte er seine Lyranthe samt seiner übrigen Habe. »Mehr als nur das, mein überraschter Seher. Meine ganze Strategie hat sich um diese Tatsache gedreht. Trotzdem solltest du keine Dankbarkeit von mir erwarten.«
    Der verwünschte Zug vergangener Ereignisse fügte sich zu einem Bild zusammen, einem endlosen, schmalen Korridor verschlossener, verbarrikadierter Türen; und einem Gardehauptmann namens Tharrick, der gebrochen auf den Knien hockte und bittere Tränen vergoß, verzweifelt um Gnade bettelte, als die Peitsche wieder und wieder niederging, beteuerte, daß kein Soldat unter seinem Kommando etwas Geringeres getan hätte, als seine Pflichten um die Sicherheit Alestrons zu versehen.
    Nun, verwundet, schmutzig und unter üblen Schmerzen steifer Muskeln, sah er sich Arithons Blicken ausgesetzt. Der betrachtete den Mann, dessen voraussehbarer Betrug die Türen zu jener uneinnehmbaren Festung für ihn geöffnet hatte. Verachtung und Zorn spiegelten sich in seinen Zügen, als er sein Bündel samt der Lyranthe über die Schulter warf.
    Dakar hatte das Gefühl, nicht atmen zu können, als hätte ihm jemand einen Knüppel in den Bauch gestoßen. »Möge Daelion Eure Seele in die tiefste Höllengrube schleudern. Was bin ich schon gewesen, wenn nicht ein lebendiges

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