Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
Vom Netzwerk:
Werkzeug zur Unterstützung Eurer widerlichen Heimtücke!«
    »Auf alle Fälle solltest du die Schuld dorthin weisen, wohin sie gehört«, entgegnete Arithon in hartem, warnenden Tonfall. »Ich erwarte keine maßlosen Dienste, und ich habe nie um deine Loyalität gebeten. Aber du solltest vorsichtig sein. Dieses Mal haben Unschuldige leiden müssen. Überlege dir also gut, ob du mir noch einmal in die Quere kommen willst.«
    Dakar schwang eine Faust, in der Absicht, diese zartknochigen, undurchdringlichen, königlichen Züge zu zerschmettern. Doch schmerzhaft wurde sein Schlag abgewehrt. Dann ergriffen ihn die verhaßten Hände, wirbelten ihn herum und schleuderten ihn haltlos in die nasse, bewaldete Finsternis.
    Worte, nicht minder verletzend, verfolgten ihn. »Genau wie mein Halbbruder vergeudest du all deine Kraft, um mich zu töten.« Arithon stieß ein boshaftes Gelächter aus, von dem allein Halliron gewußt hätte, daß es nur dazu diente, seine wahren Qualen zu verbergen. »Dazu wirst du wohl Blut vergießen müssen, falls du das kannst, mein gekränkter Prophet. Aber warte noch bis morgen. Wenn dir nicht an der Gesellschaft der Brüder s’Brydion gelegen sein sollte, dann wird es das Beste sein, wenn wir zuerst nach Kalesh flüchten und dort bei Flut mit dem schnellsten Schiff in See stechen.«

 
Treu und Glauben
     
    Lord Bransian, Herzog von Alestron, erwachte unter dem Einfluß verbundener Hände, die so beharrlich und heftig an seinen Schultern rüttelten, daß seine Zähne zu klappern begannen. Mühsam riß er die verklebten Augenlider auf. Das Licht des frühen Morgens drang durch seine Wimpern und bohrte sich wie Nadelstiche in sein Hirn. Der Nieselregen der vergangenen Nacht war ungehindertem Sonnenschein gewichen, eine Veränderung, auf die er gut hätte verzichten können. Stöhnend barg er sein Gesicht in der Armbeuge, während Mearn noch immer unaufhörlich verbissen an seinem Ellbogen zerrte. Der herzogliche Schädel fühlte sich so aufgequollen an, als säße eine Melone auf seinem Hals, und das Pulsieren in seinen Schläfen erinnerte unbarmherzig an den Schlag filzumwickelter Trommelstöcke auf stramm gespanntem Leder.
    »Fort mit dir.« Unbeholfen schwang Bransian seine gewaltige Faust, um den lästigen Bruder abzuwehren.
    Sein Arm beschrieb einen gewaltigen Bogen, und gleich darauf endete Mearns physische Belästigung, nicht jedoch sein Geschwätz. Da er seinen Frieden offensichtlich nur mit einer Antwort erkaufen konnte, richtete sich Bransian ächzend auf und bemühte sich darum, seine zerschlagenen Sinne zur Ordnung zu rufen.
    Minuten vergingen, ehe es ihm gelang, Mearns Verwünschungen irgendeinen Sinn abzuringen. Seine erste Reaktion bestand aus herzhaftem Gelächter. Es war schon absurd, anzunehmen, er und seine drei Brüder wären Gefangene in ihrer eigenen Festung, ganz den Marotten eines Zauberers aus der Bruderschaft ausgeliefert.
    »Mearn, wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich glauben, du hättest am Bier genippt und littest unter Halluzinationen.« Der Regent und Herzog von Alestron strich sich mit steifen Fingern durch das kurze Haar über seinen Schläfen, und eine trotzige Röte überzog sein geschwollenes Gesicht.
    Ein Schatten verdunkelte das Sonnenlicht.
    Viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, ihm Beachtung zu schenken, lachte Lord Bransian erneut und schnaubte: »Bei Ath, dies ist immer noch meine Stadt. Kein Zauberer kann meine Autorität unterlaufen.«
    »Ein Punkt, der einer Gerichtsverhandlung kaum standhalten dürfte«, mischte sich eine ausgewogene, klare Stimme ein, die sich wenig um seine Gemütsverfassung zu sorgen schien. »Lest nur Eure Stadtcharta, wie sie der zwölfte Hohekönig von Melhalla niedergelegt hat.«
    Bransian rieb sich den Schlaf aus einem Auge, das, umgeben von ungezählten Kratzern und Hautabschürfungen, rot angelaufen war. Blinzelnd nötigte er seinen Blick zu annehmbarer Schärfe, und die Realität offenbarte sich ihm wie mit einem Donnerschlag. Direkt vor seinem Stuhl stand eine große, schlanke Gestalt, eingehüllt in silbergefaßte Wolle, und starrte mit zusammengepreßten Lippen und scharfem Blick auf ihn herab. Die Haltung des Fremden drückte Bedrohung aus, und seine Augen schienen imstande zu sein, die geheimsten Gedanken eines Mannes zu durchdringen.
    Dieser Mann war kein Geringerer als ein Bruderschaftszauberer in Fleisch und Blut und ein verärgerter überdies.
    Ganz in Übereinstimmungen mit den Charaktereigenschaften

Weitere Kostenlose Bücher