Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht
seiner Blutlinie, verzichtete Bransian zugunsten seines sich sträubenden Ehrgefühls auf eine Rechtfertigung. »Bei der Pest und dem Zorn Daelions!« grollte der s’Brydion. »Ich wünschte, Ihr wäret ein Alptraum, herbeigerufen durch Erschöpfung und schlechten Wein. Da Ihr es aber nicht seid, könntet Ihr meine Kopfschmerzen erleichtern, indem Ihr ganz einfach verschwindet.«
Lachend setzte Asandir sich. »Wir haben da erst noch eine umfangreiche Aufgabe zu erfüllen. Möchtet Ihr frühstücken, bevor wir beginnen?«
»Kein Frühstück.« Während die Zornesröte in seinem Gesicht allmählich grünlich-grauen Einflüssen erlag, schob der Herzog geräuschvoll seinen Stuhl zurück. »Ihr scheint zu vergessen, daß ich hier regiere.« Mit herrischer Arroganz erhob er sich, ehe er seine ganze Würde verspielte, als er, nach seinen Privaträumen trachtend, mit unsicheren Schritten quer durch den Raum schwankte.
Die Brüder, die er zurückließ, waren kaum gefügiger. Keldmar und Parrien hatten den gleichen pelzigen Belag auf ihren Zungen und litten unter ebenso mächtigen Katererscheinungen, während aus Mearns Nasenflügeln sämtliches Blut gewichen war, ein sicheres Anzeichen dafür, daß er rasend genug war, einen Mord zu begehen. Zu mißtrauisch, in Anwesenheit eines Fremden zu schlafen, um so mehr, da dieser sich als Zauberer zu erkennen gegeben hatte, war er die ganze Nacht über auf und ab gelaufen, verdammt zu Untätigkeit. Die Freunde, mit denen er sich regelmäßig zum Kartenspiel zu treffen pflegte, hatten ihre Einsätze in dieser Woche ohne ihn tätigen müssen. Irgendein Rivale, den er mühelos aus dem Feld geschlagen hätte, dürfte sich nun über einen ordentlichen Gewinn freuen. Wütend setzte er sich und trommelte mit seinen bandagierten Fingern auf die Tischplatte. Die steile Falte zwischen seinen Augenbrauen kündete davon, daß er weit lieber ein Abdeckermesser dazu benutzt hätte, Magierhaut in Streifen zu schneiden.
Bransian torkelte wieder zur Tür herein. Er streckte sich, bis seine Finger an die Deckenbalken stießen und all seine Gelenke krachten. Dann zerrte er einen Stuhl herbei und ließ sich nieder. Von seiner Bewegung aufgewirbelte Luft trug einen Pesthauch aus Rauch, Asche und verbrannten Haaren mit sich. Während das stabile Eichenholz unter seinem Gewicht knarrte, bedachte er seinen Besucher aus der Bruderschaft mit feindseligem Blick. »Ihr habt meine Frage letzte Nacht nicht beantwortet.«
Aufrecht und vom Alter gezeichnet wie antiker Stahl, lächelte Asandir. »Ich kam nicht als eines Mannes Lakai, sondern als Hüter eines Eides, der zwei Zeitalter vor Eurer Geburt abgelegt wurde.«
Gepeinigt von der Aussicht auf einen Vortrag, schlug Parrien die Handfläche in seinem wirren Haar über die Ohren, ganz dem verzweifelten Wunsch gehorchend, nicht zuhören zu müssen. Hinter ihm tat Mearn einen weiteren Schritt und baute sich dann bockig vor dem Zauberer auf, bereit, ihm das Wort abzuschneiden.
Keldmar schien noch immer zu berauscht zu sein, auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen. Lustlos stützte er sein Stoppelkinn auf die Fäuste, und seine Augen unter den halbgesenkten Lidern starrten trübe vor sich hin. Trotzdem war er es, der zuerst das Wort ergriff. »Die Einmischung der Bruderschaft läßt mich vermuten, daß die Waffe, die wir entwickelt haben, geächtet ist.« Auf den zornigen Blick seines ältesten Bruders hin erklärte er: »Du kannst doch wohl kaum annehmen, daß unsere verdammte Bombarde noch ein Geheimnis ist. Nicht, nachdem die Waffenkammer in schwarzem Rauch aufgegangen ist und zwar mit einem Knall, der die Glocken an ihren Seilen erschüttert haben dürfte.«
»Kein derartiges Geheimnis kann auf lange Sicht vor Sethvir von Althain verborgen gehalten werden«, wandte Asandir ein.
»Warum sollte Euer Hüter wohl seine neugierige Nase in die Privatangelegenheiten Alestrons stecken?« Da er den muffigen Tavernengestank in dem Zimmer nicht mehr ertragen konnte, durchquerte Mearn den Raum, um sich an der frischeren Luft nahe einer Schießscharte gütlich zu tun.
»Wie deutlich muß ich werden?« Asandir sah nun nicht länger tolerant oder gar amüsiert aus. »Ihr habt herausgefunden, daß man Salpeter, Pottasche und Schwefel mischen und durch Hitze zu einer Explosion bringen kann, die imstande ist, schwere Schäden anzurichten. Ihr habt dieses Wissen einem zerstörerischen Zweck gewidmet und eine Waffe entwickelt, die weit todbringender als eine Klinge
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