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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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brüllte eines der Kinder. Die beiden sahen einander so ähnlich wie halbierte Austern und schienen nur aus braunen Beinen, grauen Augen und brodelnder Neugier zu bestehen. Ihre ungebleichten Hosen waren zerlumpt und schmutzig, und ein jedes trug ein Arbeitshemd, das unbeholfen von Mannesgröße zurechtgenäht worden war. Stockfischschuppen glitzerten gleich Pailletten an den Unterarmen und den Schienbeinen der beiden Grünschnäbel, und die Füße mit den kräftigen, gespreizten Zehen hatten vermutlich noch nie Schuhe gesehen.
    »Ich bin nicht der Kapitän dieses Schiffes«, erklärte Arithon, und seine Stimme klang, als würde er lächeln.
    »Dann hast du bestimmt noch ein größeres Schiff«, ereiferte sich das andere Kind, während das erste mit schriller Stimme zu erfahren verlangte: »Wer bist du?«
    »Er ist der Herr allen Übels und Meister des Bösen«, zitierte der Wahnsinnige Prophet seine fehlerhafte Erinnerung an die Inschrift über dem Torbogen eines Klosters, das inzwischen zu einem Bordell verkommen war.
    »Der Meister, der Meister, der Meister«, plapperte eines der Kinder monoton vor sich hin, während das andere aufsprang und sich mit gereiztem Stirnrunzeln vor Dakar aufbaute. »Er ist nicht Daelion, der Herr des Schicksals!«
    Während die schmalen, schmutzigen Finger, die gut zu einem Tagedieb gepaßt hätten, mit einer sonnengebleichten Locke spielten, verfiel das erste Kind in einen veränderten Singsang. »Der Dicke ist ein Lügner, der Dicke ist ein Lügner.«
    Dakar reckte das Kinn vor und blickte stur an seiner Nase herab. »Junge, du weißt gar nichts. In diesem Wettbewerb der Falschheiten würde ich gegen diesen schwarzhaarigen Scharlatan, für den du eintrittst, ganz gewiß verlieren.« Sein Versuch, seinen streitbaren Charakter zu verteidigen, schlug gehörig fehl und löste einen Sturm der Empörung aus.
    »Ich bin kein Junge!« Das Balg sprang neben seinem Bruder auf die Füße. »Mein Name ist Feylind.«
    Dakar zog die Brauen hoch. »Nun, du Racker, dann tut es mir leid.« Ein Schauer aufgescharrter Kieselsteine ging auf seine löchrige Hose nieder. »Sag deiner Schwester, sie soll aufhören, mich mit Sand zu bewerfen.«
    »Er ist kein Mädchen, er ist mein Bruder!« kreischte Feylind, was einen erneuten lautstarken Ausbruch schadenfrohen Gelächters seitens ihres Zwillings zur Folge hatte. »Bist du dumm? Du mußt dumm sein, wenn du hier in der Sonne brätst wie ein Würstchen.« Nachdem sie diese Perle der Weisheit abgeliefert hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit anderen Dingen zu.
    Arithon hatte inzwischen seine Last abgestellt. Aufrecht lehnte der Balken an seiner Schulter, unterstützt von seiner Hüfte, und warf seinen Schatten über seine kantigen Züge. Viel zu vorlaut, um schüchtern oder gar scheu zu sein, kam das Kind zu ihm. »Wirst du wieder auf die Schaluppe zurück?«
    »Ich dachte, ich lade das Holz ab.« Offensichtlich ganz ohne Eile, fügte er hinzu: »Dein Bruder hat doch gewiß auch einen Namen.«
    »Fiark«, erklärte das zierliche Persönchen. »Nimmst du uns mit an Bord?«
    »Der fette Mann kann den Balken ja an deiner Stelle tragen.« Feylind erkämpfte sich gewaltsam einen Platz neben ihrem Bruder. »Jeder kann sehen, daß er nur ein Faulpelz ist. Die Arbeit tut ihm bestimmt ganz gut.«
    »Ich bin keines Mannes Diener«, erklärte Dakar, der inzwischen mit geschlossenen Augen auf dem Bauch am Boden lag.
    Statt einer Antwort krachte der gewaltige Balken kaum eine Handspanne von seinem rechten Ohr entfernt auf den Strand. Daraufhin war Dakar dumm genug, sich auf die Beine zu quälen. Sandkörner rieselten von seinem Kragen herab und blieben an seiner schweißnassen Haut hängen. »Verdammt sollt Ihr sein. Ich werde gewiß nicht für Euch schuften.«
    Der Wahnsinnige Prophet wirbelte herum, um den Herrn der Schatten auf halbem Wege zurück zum Fallreep zu entdecken. Die Kinder folgten ihm auf dem Fuße; Feylind lief ihrem Bruder voran, und sie trampelten auf die Planken, bis das Holz bebte.
    Dakar preßte die Hände an die Schläfen, um der pulsierenden Pein entgegenzuwirken, und brüllte: »Ihr könnt diese Rangen nicht mit an Bord nehmen! Der Kapitän wird das nie gestatten!«
    Arithon ignorierte ihn. Feylind drehte sich um und streckte die Zunge heraus, während Fiark eine obszöne Bemerkung zum Besten gab und höhnte: »Er ist der Meister. Er kann tun, was ihm gefällt.«
    In einem letzten, fruchtlosen Versuch, den Sand aus seinen Kleidern zu entfernen,

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