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Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 04 - Die Saat der Zwietracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Talith in der Furcht vor jenem Augenblick, in dem das Gras der Wiesen wieder in vollem Wuchs stehen würde. Welch süßes Netz sie auch durch ihre junge Liebe weben mochte, wenn die Natur erst genug Futter für die Gespanne zu bieten hätte, würde auch Avenors letzte Division sich auf die Reise begeben, und ihr prachtvoller, königlicher Gemahl würde gemeinsam mit seinen Offizieren an der Spitze der Soldaten reiten.
    An diesem Morgen aber schwiegen die Hörner. Fahl wie Perlmutt zeigten sich die Fensterscheiben, während die Dämmerung langsam die letzten Sterne am Himmel auslöschte. Draußen erwachten die Vögel und zwitscherten verschlafen gegen die lauten Tritte der Mauerwache an. Talith rollte sich auf die Seite. Wie verschütteter Honig ergoß sich ihr Haar über das Kissen, als sie mit der flachen Hand unter der gesteppten Seidendecke nach dem warmen Leib ihres Gemahls tastete.
    Starke Arme umfaßten sie von hinten. Die Nähe verscheuchte den frostigen Biß kühler Luft, sogar als die Decke von ihren Schultern herabglitt. Lysaer schmiegte sein Kinn an ihren Nacken und murmelte leise in ihr Ohr: »Ich kann dir heute morgen keine Zeit mehr widmen, mein Liebling.«
    Sie wandte den Kopf zu ihm um. Das sanfte Reiben seines Wildlederwamses auf ihrer Haut brachte sie zu der verstörenden Erkenntnis, daß er bereits bekleidet war. »Die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen, und du trägst keine Seide.« Begreifen schlug sich mit schrillem Ton auf ihre Stimme nieder. »Wohin gehst du?«
    Lysaer küßte sie, sinnlich und sanft, bis sie sich aus den Decken herauskämpfte, die sich um ihre Hüften und Knie geschlungen hatten. Unfehlbar jagte seine Bewegung Hitze durch ihren Leib, bis das Verlangen sie zu schmerzen begann. Noch ehe sie sich aber von dem Wirbelsturm erholen konnte, der ihre Sinne verwirrte, glitt er hinfort, verschwand im Schatten des Ankleidezimmers.
    Kurz erhaschte sie einen Blick auf einen Lederriemen, dann klirrten herabbaumelnde Sporen, und sie wußte, daß er seine Stiefel ohne die Dienste seines Kammerdieners anziehen wollte. Noch ehe sie ihrer Bestürzung Ausdruck verleihen konnte, sprach Lysaer: »In dem Land, in dem ich geboren wurde, war es Brauch, daß ein König im Frühjahr in den Wald hinausritt und einen Keiler erlegte, um seine Tapferkeit unter Beweis zu stellen. Ich will nicht vor der Tradition in Schande dastehen, meine Geliebte, daher habe ich diesen Tag gewählt, auf die Jagd zu gehen.«
    »Du bist wahnsinnig!« Ruckartig richtete sich Talith auf. »Wie kannst du davonlaufen, nur um eine unglückselige, niedrige Kreatur abzuschlachten?« Etarranerin genug, ihren Zorn mit Dornen zu bewehren, schimpfte sie: »Ist dir der Herr der Schatten nicht genug der sportlichen Herausforderung?«
    Eine gefährliche, gereizte Stille umgab die Stelle, an der Lysaer stand. Dann durchbrach ein zischend ausgestoßener Atemzug das ausgedehnte Schweigen. »Wagst du es, an meiner Liebe für dich zu zweifeln?«
    Talith keuchte. »Möge Ath mir gnädig sein, doch wie kann diese Liebe sich messen?« Nun liefen die Tränen, heiß und ungebremst, hervorgetrieben durch seinen ehrlichen Schmerz, der ihre Verteidigungslinie niedergerissen hatte.
    »Ist es so schlimm?«
    Traurig schluckte sie ihren Stolz und gestand: »Ich fürchte den Tag, an dem du mich verlassen wirst.«
    Mit dumpfem Aufprall fiel ein Stiefel zu Boden. Dann sank die Matratze unter seinem Knie herab. Kühle Finger ergriffen Taliths Kinn, drehten ihren Kopf auf dem angespannten Hals. Lysaers Lippen verschmolzen mit den ihren und schmeckten das Salz auf ihrem Mund. »Ein alter Keiler wird mich nicht länger als bis zum Abend aufhalten, wenn ich mich schnell und geschickt erweise. Doch wie kann meine Achtung für dich mit einem so gewaltigen Übel verglichen werden? Du hast einen Prinzen aus Fleisch und Blut geheiratet.«
    Wie ein Schlag mit kaltem Eisen trafen sie seine nächsten Worte. »Wenn du, die mir am nächsten ist, denkst, mein Herz wäre nicht zerrissen, so frohlocke, denn dann habe ich triumphiert. Kein Mann, der mir auf das Feld hinaus folgt, darf jemals ahnen, wie sehr diese Pflicht auf meiner Seele liegt. Hast du es denn vergessen?«
    Nun wurde sein Griff härter. »Der Verbrecher, den ich zur Strecke bringen werde, ist der Bastard meiner eigenen Mutter! Ich bitte dich, stütze mich und sei tapfer. Der Tod meines Halbbruders wird Last genug auf meinem Gewissen sein.«
    Keine Berührung ihrer zärtlichen Hände konnte seine inneren

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