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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Einsatz der Magie um so fürchterlicher Rache zu üben.
    Jinesse zupfte das Leinen aus Tharricks Fäusten und glättete die zerknitterte Bettwäsche über seiner Brust. Sie sah müde aus. In trockenen Linien umgaben Krähenfüße ihre Augen, in denen im Licht der Kerze ein harter Glanz schimmerte, als sie entschlossen den Kopf schüttelte. »Der Prinz will Euch nichts Böses. Er hat gesagt, wenn Ihr es wünscht, würde er einen Wagen besorgen, so daß Ihr in der Herberge der Eingeweihten Aths um Asyl nachsuchen könnt. Es steht Euch frei zu gehen, sobald Ihr gesund genug seid, zu reisen.«
    Zischend atmete Tharrick ein, ehe er, erfüllt von trostlosem Kummer, sagte: »Wenn ich gehe, so auf meinen Füßen. Gewiß werde ich diesen königlichen Bastard nicht um eine Gunst bitten.«
    Ein zaghaftes, anmutiges Lächeln erschien auf den Lippen der Witwe. »Dann bittet mich. Hier seid Ihr willkommen, und ich gebe Euch mein Wort, daß ich nie auch nur eine Münze für Eure Mahlzeiten von ihm genommen habe.«
    Tharrick sank zurück in die Kissen, von denen ein schwacher Lavendelduft aufstieg. Verlegene Röte zierte seine Wangen. »Ihr wißt, daß ich arm und ohne Zukunft bin.«
    Ganz gegen ihre Gewohnheit, vertiefte sich das Lächeln der Witwe noch. »Mein lieber Mann, vergebt mir, aber Ihr solltet erst einmal wieder auf die Beine kommen, bevor irgend jemand sich darüber den Kopf zerbrechen sollte.«
     
    Nun, da ihm jeder Anlaß zu zürnen, jede Rechtfertigung für seine Feindseligkeit gegen den Herrn der Schatten genommen war, bemühte Tharrick den kläglichen Rest seines hartnäckigen Stolzes, das Bett zu verlassen und schnell gesund zu werden. Von dem Moment an, als er zum ersten Mal mit zittrigen Schritten die Hütte der Witwe durchquerte, schienen seine Fortschritte auf verworrene Weise dem gleichen Takt unterworfen zu sein wie die Flickarbeiten an dem Zweimaster, der durch seinen Racheakt beschädigt worden war.
    Als durchtrainierter Mann, der an ein Leben erfüllt von harten Kampfesübungen gewöhnt war, trachtete er voller Ungeduld danach, seine frühere Kraft wiederzuerlangen. Neu eingekleidet mit Erbstücken von Jinesses ertrunkenem Gemahl, humpelte Tharrick über den Fischmarkt. Im Zickzack führte ihn sein Weg zwischen Köderfässern und Pfützen hindurch, die die Regenschauer, welche von der winterlichen See herbeigetragen wurden, zurückgelassen hatten. Die Gesprächsfetzen, die er im Vorbeigehen von den Frauen aufschnappte, die damit beschäftigt waren, Fische einzusalzen, bildeten einen erschreckenden Kontrast zu einer nächtlichen Diskussion am Küchentisch im Haus der Witwe. Außer dem streithaften Gezeter der Möwen, die sich um Fischabfälle balgten, schien es hier keinerlei Unruhe zu geben. Offenbar waren Meriors Bewohner blind und unwissend in bezug auf die bewaffneten Truppen, die unterwegs gen Süden waren, um ihre Halbinsel zu stürmen.
    Tharrick selbst hielt eine Haltung starren Schweigens aufrecht, drängte ihn doch schon sein Wissen um die Zerstörung, die Herzog Bransians Art der Kriegsführung verursachen mochte, in eine Außenseiterlage. Das feindliche, kalte Schweigen der Fischweiber schloß ihn von jeglicher Konversation aus. So oder so ein Fremder, war er durch seinen Anschlag auf Arithons Werft um so mehr ausgegrenzt. Mißtrauen zeigte sich auf den abweisenden Gesichtern der Menschen und trieb ihn dazu, rasch weiterzugehen. In Gesellschaft dieser Leute, die nichts über die Beobachtungen Dakars zur Mittagsstunde wußten, welche Kunde über die Clans brachten, die landauf, landab das Vieh raubten, um Alestrons Truppen auf ihrem Weg die Küste hinab zu behindern, empfand er tiefes Unbehagen.
    Diese Taktik würde ihnen nur wenig Aufschub einbringen. Einmal in Marsch gesetzt, waren die Heeresoffiziere der s’Brydions so unaufhaltbar wie die Gezeiten, wie Tharrick aus eigener Erfahrung wußte. Eine Flotte, zur Unzeit aus den Docks geholt, hatte sich unter dem Kommando umsichtiger Befehlshaber eingeschifft, die sorgsam darauf achteten, die Nächte in sicheren Häfen zu verbringen. Dies war keine Schönwetterzeit, in der ein Schiff die Passage bis hinunter zur Landspitze von Scimlade innerhalb von zwei Wochen bewältigen konnte. In diesen windigen Tagen vor der winterlichen Sonnenwende würde es kein Galeerenkapitän, der seinen Sold wert war, wagen, sein Schiff den Stürmen auszuliefern, die sich zu dieser Jahreszeit immer wieder ohne Vorwarnung zusammenbrauten. Unzählige Jahre lang waren

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