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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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dem roten Klee von den Verbrennungen fern. Diese Wunde auf der Hüfte scheint immer noch entzündet zu sein. Wir sollten den Astern und Rudbeckien wilden Thymian hinzufügen und, natürlich, mit den Sumpfdotterblumen fortfahren.«
    Er hob das Bein, einen Schritt zu tun, um die Paste für die Umschläge herbeizuholen, als er plötzlich taumelte und nach dem Fensterbrett griff, sich abzustützen.
    Jinesse trat auf ihn zu. Nie zuvor war sie näher daran gewesen, ihn zu schelten. »So könnt Ihr nicht weitermachen!«
    Benommen zog eine Sekunde dahin. Unbehaglich angesichts plötzlicher Kühnheit, hielt Jinesse mit geschlossenen Lippen den Atem an. Als wollte sie einen Angriff wilder Wölfe abwehren, umklammerte sie das Durcheinander stinkender Leintücher vor ihrer Brust.
    Zu müde, zu zürnen, überdies berührt wegen ihrer Sorge, gab sich Arithon schlicht verwundert. »Welche Wahl habe ich denn?«
    »Setzt Euch!« schnappte Jinesse. Als wäre der halbnackte Invalide nur eine Holzfigur, warf sie das Leinen in ihren Wäschekorb, zerrte einen Stuhl mit hoher Lehne herbei und stellte ihn neben dem Fenster auf den Boden. »Wenn Ihr schon zu sehr unter Druck und zu schmutzig seid, diese Arbeit selbst zu tun, so ist wohl das mindeste, was ich von Euch erwarten kann, daß Ihr Euch ein paar Minuten ausruht.«
    Mehr noch als alle anderen war der Prinz von Rathain selbst so erstaunt, daß er ihrer Bitte fügsam nachkam. Von nahem betrachtet, war die Blässe unter der Sonnenbräune in seinem Gesicht unverkennbar. Wirre, pechschwarze Haarsträhnen umrahmten seine Schläfen, nachdem er sie mit den Fingern, die vom Umgang mit alten Planken noch immer moosverschmiert waren, zurückgestrichen hatte. Tiefschwarz war der Nagel an seinem geschwollenen Daumen, möglicherweise die Folge eines fehlgeleiteten Hammerschlages. Unfähig, seinen erbärmlichen Anblick noch länger zu ertragen, riß die Witwe die Fensterflügel auf, um den widerlichen Gestank der Kräuter zu vertreiben.
    Die Meeresbrise spielte mit den losen Enden von Arithons Hemdschnüren, und die sanfte, doch leblose Berührung, vielleicht auch nur die frische Luft, schien ihn zu entspannen. Er legte den Kopf an die Stuhllehne und schlief beinahe augenblicklich ein.
    Tharrick überließ der Witwe seinen wunden Unterarm, auf daß sie ihn neu verbinden konnte, während er gleichzeitig über diese Absonderlichkeit nachdachte. Es schien ausgesprochen unwahrscheinlich, daß ein Zauberer von so finsterem Ruf sich so vertrauensvoll und unschuldig geben konnte.
    Voller Verlegenheit stellte er fest, daß er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte.
    Jinesse klatschte das erhitzte Leinen heftig genug auf die aufgetragene Heilpaste, einen brennenden Schmerz hervorzurufen. »Arithon arbeitet sich in dieser Werft noch zu Tode!« Auf Tharricks unterdrücktes Zucken hin, besann sie sich eines sanfteren Umgangs mit den Verbänden. »Es heißt, er hätte seit zwei Tagen nicht geschlafen, nur ab und zu ein Nickerchen gemacht, und seht nur seine Hände. Möge Ath sich seiner erbarmen. Er ist der Meisterbarde Atheras und wahrhaftig ein Verbrecher, daß er es wagt, seine musische Gabe durch gewöhnliche Arbeit zu gefährden.«
    Worte, die beinahe einem offenen und zornigen Gezeter glichen. So oder so in elender Verfassung, hilflos und nackt der Wohltat von Fremden ausgeliefert, die er nicht gewollt hatte, überdies unfähig, sich abzuwenden, solange seine Wunden nicht verbunden waren, konnte der stämmige Verbannte nichts weiter tun, als den Kopf zur Wand zu drehen und die Augen zu schließen.
    Jinesse glättete beschämt eine Falte in dem Leinenverband.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, als sie die Bandage befestigte und ihre Hände in den Schoß legte. »Arithon bestand darauf, daß Ihr nicht zu tadeln seid, aber dieser Rückschlag hat ihn schwer getroffen. Die Schiffe, die Ihr niedergebrannt habt, waren die Erfüllung seines Herzenswunsches, und nun spricht er vor Enttäuschung kaum noch ein Wort.«
    »Ist er denn nicht der Schurke, für den er allenthalben gehalten wird?« Tharrick schluckte. »Haltet Ihr ihn all der Vorwürfe für unschuldig?«
    Der Drillich des Bettes raschelte leise, als sie sich setzte. Der Dampf, der aus dem Topf zu ihren Füßen aufstieg, umrahmte ihre zarten, anmutigen Züge wie ein Schleier feinster Gaze. Strähnen blonden Haares hatten sich in ihrem Nacken aus dem Zopf gelöst und flatterten nun sanft im Wind, während sie einen Blick auf den schlafenden Prinzen auf dem

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