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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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weiteres Mal einatmete. »Es tut weh. Sagt meinem Papa, daß es weh tut.«
    Arithon strich eine verkrustete Haarsträhne zurück, um die Wunde bloßzulegen, die der Wyvern hinterlassen hatte, als er mit seinen Klauen nach ihrem Gesicht gegriffen hatte. Die hinteren Krallen hatten sich in Schulter und Brust gebohrt und tiefe Wunden gerissen, als die Kreatur wieder aufgestiegen war. Die Enden gebrochener Knochen und zertrümmerter Knorpel schimmerten blau durch den zerfetzten Stoff ihrer Bluse hindurch.
    »Es war nicht Ghedairs Fehler«, platzte das Mädchen heraus. »Er hat aufgepaßt, aber ich bin davongelaufen, und dann sind die Wyverns gekommen.«
    »Pssst.« Arithon fügte einen Satz im fröhlichen Singsang paravianischer Sprache hinzu, doch zu leise, als daß Dakar ihn hätte verstehen können. Trotzdem lag eine gewaltige Macht der Barmherzigkeit in seiner Stimme, kraftvoll genug, selbst Eis zu erwärmen. »Ich weiß Bescheid, Jilieth. Du mußt dir keine Sorgen machen.«
    Erleichtert schloß das Kind dankbar sein verbliebenes Auge.
    »Habt Ihr sie durch Eure Bardengabe in den Schlaf gewiegt?« fragte der Wahnsinnige Prophet.
    Sanft schmiegte Arithon ihre Wange an den rauhen Stoff an Dakars Schulter. »Das war das Beste, was ich für sie tun konnte.« In diesem Moment blickte er auf, und die Tiefe seiner Gefühle offenbarte sich, jenseits jeglicher Hoffnung, sie zu verschleiern, in seinen Zügen. »Halte sie so ruhig du nur kannst.«
    Baff vor Schrecken hielt Dakar das Mädchen in seinen Armen, während Arithon sich bückte, um den Knaben zu versorgen. Das Blut auf seinem zerrissenen, safrangelben Hemd entstammte offenbar vorrangig dem toten Wyvern oder seiner Schwester, nicht jedoch seinem eigenen Körper. Der Arm, von dem Polster aus zerfetztem Mantelstoff befreit, wies einige tiefe Wunden auf, die zu zornigroten Schwellungen geführt hatten. Der Bruch oberhalb des Fußgelenkes erwies sich trotz der Schwellung als sauber und einfach. Arithon tätschelte den Schopf des Jungen, richtete sich auf und versetzte dem zerstückelten Kadaver des zweiten Wyverns in einem ganz und gar würdelosen Anfall ungezügelter Abscheu einen Tritt, der diesen über den Rand des Felsvorsprungs beförderte.
    Dieser wendige Knabe verfügte über genug Courage, einen erwachsenen Mann zu beschämen.
    Während der Rest des Drachenpacks zeternd und kreischend in die Schlucht hinabsauste, um die Überreste der getöteten Artgenossen aufzusammeln, riß Arithon Dakar aus seiner Lähmung, die durch sein Entsetzen entstanden war, mit knappen Worten in flüssigem Paravianisch: »Wir müssen zuerst das Bein schienen. Die Pfeilschäfte werden zu diesem Zweck ausreichend sein. Ich werde sie mit den Bändern meiner Stulpen festbinden. Das Mädchen werden wir ebenfalls verbinden müssen, so schwierig das auch sein mag. Die Verzögerung gefällt mir ganz und gar nicht, aber wir haben keine Wahl. Wir müssen die Kinder bewegen. Die Kräuter und einige der Wurzeln in meinem Beutel können zerstampft und für Heilumschläge benutzt werden, aber ich kann die Arznei nicht ohne Wasser und ein geschütztes Terrain brauen, auf dem wir ein Feuer entzünden können.«
    »Am Grund dieser Klippen sollte es Quellwasser geben«, sagte Dakar.
    »Dann müssen wir einen Weg dorthinab finden.« Mit athletischem Schwung zog sich Arithon die Klippe hinauf. Gleich darauf kehrte er mit seinem Köcher und einem unbenutzten Hemd zurück. Im Angesicht einer Not, die keinen Raum für Feindseligkeiten ließ, half Dakar nach Kräften bei der betrüblichen Arbeit des Schienens und Verbindens der kleinen Leiber.
    Der Knabe schrie vor Schmerzen, als sein Schienbein gerichtet wurde. Sanft und beruhigend sprach Arithon mit einem steten Strom besänftigender Worte zu ihm. Ob nun seine Stimme Magie wirkte oder die grausame Qual ihren Preis forderte, als Fußgelenk und Knie verbunden und ruhiggestellt waren, lag der Knabe still und bewußtlos am Boden.
    »Was für ein Leid«, flüsterte Dakar ergriffen, während er das Leinen zerriß, um Jilieths klaffende Wunden zu verbinden. »Sie muß halb verblutet sein.« Er mußte gar nicht von seiner Gewißheit sprechen, daß diese Wunden unter seinen Händen tödlich sein mußten. Der Kummer in der Miene des Herrn der Schatten verband sich mit dem seinen in stillem, zutiefst bestürztem Verstehen.
    »Es gibt Hoffnung. Vielleicht können wir sie noch retten«, beharrte Arithon, als er den Schäferjungen in den Stoff seines Umhangs

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