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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Heilungsprozeß einzuleiten, kann ich deinen Zauber durch meine Musik mit der Vibration verbinden, die Jilieths Namen beinhaltet.«
    Wäre das verwundete Kind in seinen Armen nicht gewesen, Dakar wäre entsetzt aufgesprungen. »Dharkarons unheilvoller Wagen!« fluchte er. »Ihr wißt ja nicht, was Ihr von mir verlangt.«
    »Da irrst du dich.« Arithon wandte den Blick ab. »Ich habe bereits erlebt, was das bedeutet.« In sachlichen Worten erzählte er von jener Nacht, in der er seine Gabe mit der der Zauberin Elaira verschmolzen hatte, um den zertrümmerten Arm eines Fischerburschen zu heilen. Diese Erfahrung, gepaart mit der Ausbildung eines Magiers, die ihm sein Großvater hatte angedeihen lassen, ermöglichte ihm eine unverschleierte Erkenntnis über die möglichen Auswirkungen einer solchen Magie. Seinerzeit hatten ihm die Konsequenzen das Herz gebrochen; die Frau hingegen war gezwungen gewesen, Merior zu verlassen.
    Eine Abscheu gleich einem Schmerz dröhnte durch Dakars Knochen und ließ ihn unwillkürlich zurückweichen. »Ich könnte Euer ganzes Wesen erfahren!« Unausgesprochen lastete die logische Konsequenz auf seiner angespannten Haltung, die verhieß, daß eine solche Verbindung nicht allein Arithons verdrehten Charakter bis ins letzte Detail offenbaren würde. Kein Geheimnis würde noch zwischen ihnen Bestand haben; kein Vorwand, keine Ausflucht, keine List. Wenn Dakar auch nur einmal in seiner Konzentration nachließe, würde er sein Bewußtsein auf ewig an den Morast der verbrecherischen Natur des anderen Mannes verlieren, würde auf alle Zeiten sein Gewissen unsäglichen Qualen aussetzen.
    »Ich habe kein Interesse daran, Eure widerwärtigen Absichten kennenzulernen«, protestierte der Wahnsinnige Prophet voller Angst vor dem Schicksal, das er zu erleiden fürchtete.
    Die Vorstellung war abscheulich. Seines Feindes todbringende Taten; all die verfluchten, bösartigen Bande Desh-Thieres konnten auf ihn zurückgreifen und seine persönlichen Erinnerungen manipulieren. Wenn er auch nicht wie Arithon unter das Joch des Fluches gezwungen werden würde, so verlangte der Herr der Schatten doch von ihm, sich der Erkenntnis jenes Hasses auszusetzen, der für den Krieg mit Lysaer verantwortlich war; eben jene unmoralische Leidenschaft, die zu einem blutigen Gemetzel geführt hatte, zum schaurigen Mord an achttausend Menschen, die an den Ufern des Tal Quorin getötet worden waren, und zu dem Brand der Flotte in der Minderlbucht.
    Nicht einmal um eines Kindes willen konnte er eine so unsägliche Qual ertragen.
    Rathains Prinz besaß zumindest Anstand genug, den Blick abzuwenden, während der Wahnsinnige Prophet über all die unerfreulichen Konsequenzen nachdachte. Das vergehende Leben, das er schützend in seinen Armen hielt, mochte ein weiterer, qualvoller Punkt auf der Liste seiner eigenen Schwächen werden. Dakar stand am Rande eines Abgrunds. Ein Wort der Zustimmung, ein einziger Fehler, begangen in der Erschöpfung, und sein ganzes Sein würde für alle Zeiten aus dem Gleichgewicht geraten.
    Beinahe schlimmer wog, daß es nicht einmal eine Gewähr für ihren Erfolg gab. Er konnte zustimmen, seine Furcht bezwingen und dennoch versagen. Das Mädchen war schon jetzt nahe an der Grenze des Todes. Sie mochte wohl als kalter, toter Leib unter dem steinernen Grabmal der Schäfer enden, umgeben von ihren trauernden Angehörigen.
    In einem Sperrfeuer selbstverlorener Gedanken schloß Dakar die Augen. Ebensogut konnte er das Opfer auf sich nehmen und zuschauen, wie Jilieth gesund und munter im Sonnenschein davonspazierte.
    Hinter ihm, in angespannter Stille neben der leise plätschernden Quelle verweilend, erwartet Arithon seine Entscheidung. Das Verständnis, das diesem Schweigen innewohnte, wurde schließlich selbst zu einem Drängen, bis Dakar erbittert herausplatzte: »Für Euch gibt es dabei kein Risiko! Auf meinem Gewissen lasten nur Zügellosigkeit und der Mangel an Tugendhaftigkeit. All die dekadenten Vergnügen, die Ihr verschmäht. Ihr fürchtet keine Gewissensbisse. Eure Selbstbeherrschung wird kaum angekratzt werden.«
    Arithons Antwort erklang so hart wie Stahl. »Ich setze die Freiheit meines Geistes aufs Spiel, und ich bin nicht Sethvir, die Zukunft in all ihren Nuancen vorherzubestimmen.«
    Ein weiterer, rasselnder Atemzug erschütterte den Leib des Kindes in Dakars Armen; scharlachrot erblühte ein sich ausbreitender nasser Fleck auf ihren Verbänden. Der Zauberbanner biß die Zähne zusammen und

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