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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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starrte den vom Regen ausgewaschenen Felsen an, der unendliche Zeitalter zu überdauern vermochte, unberührt von all den Spuren menschlichen Leides.
    Noch einmal überdachte er die Fakten mit kühler Logik, und er verstand: Würde er vor der Möglichkeit zurückscheuen, sich der Courage eines kleinen Jungen und des flehenden braunen Auges eines Mädchens unwürdig erweisen, so würde ihn das auf ewig verfolgen. Bittere Furcht erfüllte ihn, Furcht, ihre Verachtung in der Neige jedes Bierhumpens erkennen zu müssen, bis dieses ungesunde Vergnügen ihm auf immer verwehrt bliebe.
    Nun blieb nur Zorn gegenüber dem Mann, der diesen unausweichlichen Scheideweg vor ihm ausgelegt hatte. »Ihr sollt verdammt sein«, sagte Dakar in einem Tonfall, der kaum von dem zu unterscheiden war, den Tharrick gebraucht hatte, ehe er in Jinesses Haus seinen Eid abgelegt hatte. »Ich kann nicht ablehnen, und das wißt Ihr nur zu gut. Möge Ath uns beiden gnädig sein, wenn wir diese Stunde später einmal bereuen müssen.«
    »Vielleicht müssen wir das nicht«, entgegnete Arithon, doch der gequälte Sarkasmus in seiner Stimme verriet seinen Mangel an Zuversicht nur allzu deutlich.
    Die Tatsache, daß diese Zweifel durchaus berechtigt waren, brachte Dakar endgültig aus der Fassung. Er spie seine Einwilligung hinaus, als willigte er in ein Duell ein. Er war ebensosehr von dem Groll angesichts seines verächtlichen Widersachers beseelt wie von dem Wunsch, das Kind vor dem sicheren Tod zu retten.
    »Du kannst mich zur Zielschiebe deines Hasses machen, wie es dir gefällt«, lockte Arithon mit nervenaufreibender Gelassenheit.
    Dann ergriff er seine Lyranthe und begann mit ruckartigen, heftigen Bewegungen, die Verschnürung der Wollhülle zu lösen. »Doch wenn dir daran gelegen ist, dies nicht in einer Katastrophe enden zu lassen, dann solltest du die Feindschaft zu mir vorübergehend ruhen lassen.«
    Dakar beschloß, die verhöhnenden Worte zu ignorieren. Die Bewältigung einer überlangen Lebensspanne war kein Lehrstück für Anfänger. Fünf Jahrhunderte der Lehrzeit hatten ihm genug Kompetenz vermittelt. Jeder Zauberbanner, der ein Schüler Asandirs war, mußte zwangsläufig geübt darin sein, oberflächliche Leidenschaften der klaren Selbstkontrolle unterzuordnen, die für das Wirken großer Beschwörungen vonnöten war. Diese Übung war dem Wahnsinnigen Propheten stets unwillkommen gewesen, verstärkte die tiefe innere Ruhe, die notwendig war, feine Magie zu weben, doch nur allzu oft seine Gabe der Prophezeiung. Wenn auch die Bruderschaftszauberer darauf beharrten, daß seine Gabe kontrollierbar sei, mußte doch Dakar allein die quälenden, peinigenden Folgeerscheinungen jeder Weissagung tragen. Er zog es wahrhaftig vor, sich in Ausschweifungen zu flüchten.
    Nun jedoch schmerzte ihn mit überraschender Heftigkeit die eigene Unkenntnis. Es mangelte ihm das Wissen, wie die Heilung Jilieths einzuleiten war. Arithon mochte Schaden gelitten haben, der ihm den bewußten Zugriff auf seine Gabe unmöglich machte; dennoch besaß er genug Intuition und Erfahrung, zu erklären, wie Dakar sich dieser Aufgabe nähern sollte. Verärgert trat Dakar Kieselsteine vom Boden. Ihm blieb keine andere Wahl, als Arithons Plan zu folgen, sosehr ihm das erzwungene Vertrauen auch gegen den Strich gehen mochte. Er verspürte wenig Neigung, sich einem wohlerwogenen Risiko zu unterwerfen, kalkuliert von einem Mann, dessen Neigung zu abwegigen Listen und heimtückischer Verschlagenheit keine Grenzen kannte.
    Während er zupfend die Lyranthe stimmte und süße Töne erklangen, sagte Arithon: »Gnädiger Ath, Dakar, selbst wenn wir uns als Narren erweisen und einander Schaden zufügen sollten, was hilft es, uns davon einschüchtern zu lassen? Leg das Kind auf deinen Schoß und entspann dich! Möglicherweise wirst du dich bis zur Nacht nicht mehr bewegen können.« Das abfallende Plätschern eines klangreinen Arpeggios begleitete die maßvollen Anordnungen. »Die Theorie sollte nicht übermäßig kompliziert sein. Mit meiner Musik kann ich eine Brücke zu Jilieth schlagen und mich dann mittels der Disziplin, die ich im Rauventurm gelernt habe, öffnen und einen Kanal bilden. Ich kann die magischen Siegel in Musik transformieren und so ihre Macht auf das Mädchen verstärken.«
    Als Dakar sich schließlich resigniert kapitulierend entspannte, fuhr der Herr der Schatten mit seinen Belehrungen fort: »Ich kann das Fundament für dich bereiten, aber ich werde dem

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