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Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 06 - Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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den Kindern.«
    Gedankenverloren fixierte Lysaer das Glas in seinen Händen, während jene Bürde, die noch immer schwer genug wog, ihn zu schmerzen, ihm feine Schweißperlen auf die Stirn trieb. »Es war alles nur Maskerade«, sagte er, und die Reue ließ seine Stimme dumpf klingen. »Wir sind in den Strakewald einmarschiert und niedergemetzelt worden, durch Fallen, Listen und die unaussprechlichen Werke schwarzer Magie. Doch begonnen und beendet wurde dieses Morden von Kindern. Sie waren der Köder, der siebentausend Etarraner in den Tod gelockt hat. Viel zu spät habe ich erkannt, daß der Herr der Schatten sein übles Spiel mit meinen Gefühlen gespielt hat. In böser Absicht hat er mich glauben gemacht, er hätte ein Herz und ein Gewissen. Dann, als der richtige Zeitpunkt gekommen war, hat er meine Leichtgläubigkeit ausgenutzt, um seine blutige Schlacht zu schlagen.«
    Talith stellte ihren leeren Kelch ab. Seide glitt über Seide, als sie sich an ihren Gemahl schmiegte und sanft die verspannte Muskulatur seiner Brust massierte. »Dennoch wäre es möglich, daß dein erster Eindruck doch richtig war«, sagte sie aufrichtig. Der Gedanke an Arithons Gesicht, als er die Maske hatte fallenlassen, vor Jinesse, vor Sethvir und schließlich am heutigen Tage vor aller Augen, als er von Dhirkens Tod erfahren hatte, trieb sie zu schonungsloser Ehrlichkeit.
    »Vielleicht war das, was du in der Straße im Armenviertel gesehen hast, die Wirklichkeit, und alles andere ist ein Trugbild Desh-Thieres«, fuhr sie fort.
    Die Abendsonne bahnte sich einen Weg durch das Fenster zu Lysaers Gesicht. Hingerissen von seiner Schönheit bemerkte Talith, daß er sie studierte, so gedankenverloren wie ein Mann, der sich darum bemüht, die verborgene Bedeutung eines zerrissenen Manuskripts zu entschlüsseln. Überzeugt, daß er sie anhörte, fügte sie hinzu: »Wenn nun die Zauberer der Bruderschaft recht haben und der Fluch des Nebelgeistes diese Feindschaft hervorruft, um eure Macht über Licht und Schatten auseinanderzureißen, wozu dann unser Leben zerstören, nur um diesem Fluch zu folgen?« Sie streichelte die rauhen Bartstoppeln an seiner Wange und schmiegte sich behaglich an seinen Leib. »Warum ziehst du das Heer nicht einfach ab und wartest, was geschieht? Die Wahrheit wird früher oder später ans Tageslicht kommen. Entweder wird dein Halbbruder zu den Waffen greifen, um einen Krieg gegen Tysan zu entfesseln, oder Arithon s’Ffalenn wird seiner Wege ziehen und das ganze Blutvergießen muß nicht stattfinden.«
    »Glaubst du tatsächlich, dieser Feldzug wäre unangebracht?« fragte Lysaer emotionslos. »Was hat dein Vertrauen in meine Weitsicht erschüttert?«
    »Ich sah, wie Arithon s’Ffalenn auf die Knie fiel, um die Bruderschaft um Schutz vor dem Fluch zu bitten«, gestand Talith. »Ich habe mich geirrt. Der Kronprinz, den ich zu Etarra gekannt und gehaßt habe, war wahrhaftig ein Mann, den ich niemals verstanden habe.«
    »Er hat dich verhext«, flüsterte Lysaer. »Sogar dich.« Gewaltsam befreite er sich aus ihrer Umarmung und stand vom Bett auf, den Blick noch immer unverwandt auf sie gerichtet. »Bei Sithaers blindwütigem Zorn! Ich kann es nicht glauben! Wie viele Nächte hat er dir ins Ohr geflüstert, er sei unschuldig an dem Geschehen zu Jaelot? Und hatte er auch eine Ausrede für den Mord an sieben Männern, die bei der Zerstörung der Waffenkammer zu Alestron verbrannt sind?«
    Die schockierte Leidensmiene ihres Gemahls entzündete Taliths Temperament ebenso wie ihren Hochmut. »Arithon s’Ffalenn hat keine derartige Behauptung aufgestellt! Noch hat er mich in irgendeiner Hinsicht ins Vertrauen gezogen. Ganz im Gegenteil. Wir waren Feinde. Aber als eine Frau, die inmitten Eures Konfliktes gefangen war, konnte ich kaum beständig den Blick abwenden und meine Ohren verschließen! Die Schlüsse, die ich ziehe, sind allein das Ergebnis meiner Überlegungen.«
    »Aber natürlich«, sagte Lysaer. »Die Fallen, in die er unschuldige Menschen hineinlockt, sind stets von diabolischer Perfektion.«
    Aufbrausend ergab sich Talith ihrem glühenden Zorn. »Wie kannst du es wagen!« Ihre wohlgeformte Brust lugte aus dem halb abgestreiften Gewand hervor, und die Kette aus geschliffenem Glas, die ihren schlanken Hals zierte, funkelte bei jedem Atemzug. Der Liebreiz ihres Zürnens war ihr gar nicht bewußt, und doch war sie von einer unwiderstehlichen verführerischen Kraft, war eine Verlockung, so überwältigend, daß ein Mann

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