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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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sondern herrlich erfrischendes Süßwasser, und der vermeintliche Stofffetzen waren in Wirklichkeit nasse Palmblätter.
    »Hinter den Palmen befindet sich eine Quelle. Komm, steh auf, bis dahin schaffst du es. Ich wollte dir Wasser mitbringen, konnte aber keinen Behälter finden.«
    Jetzt erst erkannte Conrad die Stimme. Sie gehörte Assante, seinem Wegbegleiter. Schlagartig erinnerte er sich wieder an die Ereignisse der letzten Stunden. Sie waren gerudert. So lange, bis Conrad in sich zusammengesunken und vor Erschöpfung eingeschlafen war. Er hatte keine Ahnung, wie er an den Strand gelangt war. Wahrscheinlich hatte Assante ihn an Land geschleppt und dann allein nach Wasser gesucht. Nun zerrte der Mann mit erstaunlicher Kraft an ihm und hievte ihn hoch. Vorbei war der friedliche Moment des Einschlafens. Schmerzen, Durst und Erschöpfung kehrten erbarmungslos zurück. Warum hatte dieser Mann ihn nicht einfach liegen lassen?
    Assante legte seinen eigenen Arm unter Conrads Achsel und zwang ihn zu einer aufrechten Position.
    »Es wäre hilfreich, wenn du zumindest versuchen würdest, einen Fuß vor den anderen zu setzen«, schimpfte der Schwarze.
    »Ich bemühe mich, aber ich habe mich gerade aufs Sterben eingestellt, als du kamst, um mich zu retten«, sagte Conrad und ließ sich von Assante über den Strand ziehen.
    Es dauerte schier eine Ewigkeit, bis sie endlich die Schatten spendenden Palmen erreicht hatten. Assante richtete Conrad noch einmal auf und führte ihn über einen schmalen Weg, der von mannshohen Büschen voller hellrosa Blüten gesäumt war. Schon von weitem konnte Conrad herrlich frisches Süßwasser riechen. Eine kühle Brise wehte ihm entgegen, wenig später hörte er das Plätschern eines kleinen Wasserfalls.
    Der vermeintliche Wasserfall entpuppte sich als winzige Quelle, die aus einem Fels in ein kleines Becken gurgelte. Aber für Conrad war es der wundervollste Anblick, den er sich vorstellen konnte. Mit Tränen in den Augen stürzte er sich auf die Quelle und ließ das Wasser über seine ausgetrockneten Hände laufen. Sein Puls begann schneller zu schlagen. Conrad füllte beide Hände mit klarem Wasser, führte es an die Lippen und trank. Nie zuvor hatte Wasser so gut geschmeckt. Mit jedem Schluck, den er trank, strömte neue Lebensenergie in seinen ausgetrockneten Körper. Conrad hielt den ganzen Kopf in das kühle Becken und öffnete die von der Sonne geschundenen Augen. Das Wasser brannte nicht, im Gegenteil, es belebte auch sie. Lachend warf er den Kopf in den Nacken. Sein nasses Haar klatschte auf den Rücken. Es fühlte sich herrlich an.
    Nach einer Weile trat er zu Assante und umarmte ihn dankbar.
    »Nun hast du mir schon zweimal das Leben gerettet. Ich hoffe, das muss nicht zur Gewohnheit werden.«
    Der Schwarze zuckte mit den breiten Schultern und meinte: »Hätte ich dich im Sand liegen lassen sollen?«
    »Seria loquor: gratias tibi ago imo ex corde! Ich meine es ernst. Vielen Dank!«, sagte Conrad.
    »Ich meine es ebenso ernst. Wärst du nicht gewesen, hätte ich die Tage in dem Lagerraum nicht überlebt. Bevor du kamst, hatte ich beschlossen zu sterben. Ich wollte nicht mehr essen und trinken. Aber dann kamst du mit deiner fixen Idee, mir zu helfen. Irgendwann habe ich mich wieder als Mensch gefühlt. Danke.«
    Conrad konnte mit der Dankbarkeit Assantes ebenso wenig umgehen wie der neugewonnene Freund mit seiner. Etwas verlegen starrte Conrad auf seine Hände, während Assante seine Füße eingehend betrachtete. Als ein bunter Vogel knapp über ihre Köpfe flog, laut krächzend in einer der Palmen landete und die peinliche Stille zwischen ihnen beendete, atmeten beide erleichtert auf.
    Conrad schloss für einen Moment die Augen. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er überlebt hatte. Dann kniete er sich erneut an die Quelle und trank so viel, bis sein Bauch zu platzen drohte. Erschöpft ließ er sich ins weiche Gras sinken und schaute in das hellgrüne Blätterdach über ihm. Assante nahm neben ihm Platz, auch er schloss die Augen. Endlich konnten sie dem Gefühl der Erschöpfung nachgeben, und wenige Augenblicke später schliefen beide tief und fest.
    Assante erwachte als Erster und wollte aufspringen, aber der Lauf einer Muskete hielt ihn davon ab. Kurz darauf wurde auch Conrad wach und glaubte immer noch zu träumen. Er und Assante waren umzingelt von fünf Männern, die wenig vertrauenerweckend wirkten und sie mit Musketen und Schwertern bedrohten. Alle fünf waren unrasiert

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