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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Üppiger Goldschmuck zierte jeden seiner Finger. Als er seinen Kopf hob, wusste Jana, ohne dass jemand sie vorgestellt hätte, dass vor ihr Kapitän Jack Morgan saß.
    Kurz darauf wurde ihre Vermutung bestätigt. Ihr Begleiter führte sie direkt zu dem großen Tisch und verbeugte sich vor dem Mann wie vor einem Herzog.
    »Kapitän, ich bringe Euch die Gefangene.«
    Der Angesprochene ließ sich Zeit mit einer Antwort. Der Mann hatte stechend blaue Augen, die selbst im Dunkel der Taverne leuchteten. Er musterte Jana, ließ die Augen mit einer unangenehmen Langsamkeit über ihren Körper gleiten und schnalzte anerkennend mit der Zunge. Ihr war, als könnten seine Augen unter das Kleid sehen und ihre Haut mustern. Vielleicht überlegte er bereits, wie viel Geld er mit ihr als Hure verdienen konnte. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre davongelaufen. Als er mit der Prüfung ihres Körpers fertig war, betrachtete er ihr Gesicht und schaute direkt in ihre Augen. Jana bemühte sich, dem Blick standzuhalten und sich nicht abzuwenden.
    »Wie heißt Ihr?«, fragte der Kapitän. Als hätte sein Blick ihm ihre Nationalität verraten, sprach er sie auf Deutsch an.
    Überrascht antwortete Jana: »Jana Pfeiffer.« Sie sprach Conrads Nachnamen mit einer Überzeugung aus, als wäre sie tatsächlich mit ihm verheiratet. Die Lüge, die ihr die Überfahrt auf der Santa Lucia ermöglicht hatte, war ihr inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden.
    Der Mann hatte ihr keinen Sitzplatz angeboten, obwohl sich mehrere leere Hocker rund um seinen Tisch befanden.
    »Und wer seid Ihr?«, fragte Jana schnippisch. Das unhöfliche Verhalten des Piraten ärgerte sie. Eine der dunklen Augenbrauen zuckte, sonst zeigte der Mann keine Reaktion. War er über ihr forderndes Verhalten überrascht? Nach einer kurzen Pause sagte er: »Ich stelle die Fragen, und Ihr antwortet.«
    Eine leichte Irritation war in seiner Stimme zu hören, daraus schöpfte Jana Hoffnung. Vielleicht konnte sie dem Mann eine Lügengeschichte auftischen und ihre Lage etwas verbessern.
    »Wie Ihr meint«, sagte sie und erklärte dann in überheblichem Ton: »Falls Ihr es noch nicht bemerkt habt, ich bin eine Frau, die eine lange Reise hinter sich hat und müde ist. Es wäre durchaus angebracht, mir einen Sitzplatz anzubieten.«
    Jana war selbst über die Schärfe in ihrer Stimme überrascht. Es mussten die Angst und das Wissen der Ausweglosigkeit sein, die sie so mutig handeln ließen.
    Sprachlos öffnete der Mann den Mund und schloss ihn wieder. Schließlich grinste er zufrieden und meinte milde: »Es scheint, als hätte der Überfall sich doch gelohnt. Wenn Ihr so wohlhabend wie überheblich seid, werdet Ihr mir eine hübsche Lösegeldsumme einbringen, weit mehr als die lächerliche Summe, die wir auf dem Schiff gefunden haben.«
    Er machte eine Pause und ließ seinen Blick erneut über ihren Körper gleiten. Während er weitersprach, starrte er auf Janas Busen: »Wenn ich kein Lösegeld bekommen sollte, wird Euer hübscher Körper mich und meine Männer erfreuen und uns alle glücklich machen.«
    Es war nicht schwer, die Drohung zu verstehen. Sobald der Pirat herausfand, dass es niemanden gab, von dem er Lösegeld fordern konnte, würde er sie zur Hure seiner gesamten Mannschaft machen. Und es gab niemanden, der Lösegeld zahlen konnte. Denn selbst wenn Conrad überlebt hatte: Er war mittellos. Sein Geld hatte er für die Überfahrt ausgegeben, es lag in Valdivas Schatztruhe und nun in Kapitän Morgans Geldbeutel.
    Jana brauchte eine überzeugende Lüge, die ihr genügend Zeit verschaffte, um in Ruhe nachdenken zu können. Außerdem musste sie herausfinden, was aus Conrad geworden war.
    »Wohin wart Ihr unterwegs?«, fragte Morgan.
    »Mein Mann und ich wollten in den Westen der Neuen Welt, wo der Onkel meines Mannes eine Silbermine besitzt.« Wieder bediente sich Jana der Lüge, die sie schon einmal erfolgreich verwendet hatte.
    »Wo ist Euer Ehemann?«, fragte Morgan.
    Tränen traten in Janas Augen: »Ich weiß es nicht.«
    »Haben wir Reisende getötet?«, fragte Morgan den hageren Piraten, der immer noch neben Jana stand.
    Der zuckte mit den Schultern: »Mir ist nichts davon bekannt. Aber wenn der Mann aussah wie ein Mitglied der Mannschaft, kann es schon passiert sein.«
    »Mein Mann ist Arzt. Er war während des Überfalls im Lagerraum und hat einen verletzten Sklaven behandelt. Der Mann wäre sonst gestorben«, log Jana.
    Der Kapitän sah seinen Seemann fragend

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