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Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Fluch des Sündenbuchs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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der wichtigsten Bukanier in der Gegend. Er hatte mehr Männer unter sich als alle anderen Gruppen. Im Unterschied zu Pieter schreckte er auch vor Mord und Gewalt nicht zurück. Er griff sogar andere Piraten an, wenn er sich von ihnen bedroht fühlte. Der Name Morgan sorgte auch unter Bukaniern für Angst und Schrecken. Auf die Frage, was Morgan wohl mit Jana vorhatte, zuckte Pieter die Schultern und schüttelte den Kopf.
    »Keine Ahnung«, sagte er ehrlich. »Wenn er sich Lösegeld für sie erhofft, wird sie wohl geschützt werden, wenn nicht, dann …« Er beendete seinen Satz nicht, und Conrads Mittagessen drohte wieder hochzukommen.
    »Ich muss zu ihr und sie befreien«, sagte er entschieden.
    Als Antwort lachte Pieter lauthals und riet Conrad, sich lieber einen Säbel in den Bauch zu rammen, als zu versuchen, Morgan zu überlisten.
    »Vielleicht brauchen die Piraten auf Tobago auch einen Arzt«, dachte Conrad laut nach. Augenblicklich verschwand jede Heiterkeit aus Pieters Gesicht, und er antwortete ernst: »Du und dein Freund Assante, ihr gehört jetzt zu uns. Wer uns verlässt, verrät uns, und für Verräter gibt es nur eine Strafe.« Dazu machte er eine eindeutige Geste mit der Hand über seinen Hals.
    »Aber ich muss erfahren, wie es Jana geht!«, sagte Conrad aufgebracht.
    »Wir werden sehen, was wir in Erfahrung bringen können«, lenkte Pieter ein. »In ein paar Tagen erwarten wir zwei unserer Männer zurück, die gerade auf Tobago sind, um mit Morgan wegen eines großen Überfalls zu verhandeln. Im Frühjahr planen die Spanier einen unglaublichen Silbertransport nach Madrid. Die Sache ist für uns allein zu groß, aber auch Morgan schafft es mit seinen Männern nicht. Nun versuchen wir, eine gemeinsame Lösung zu finden. Wenn Eure Jana sich wirklich in Morgans Händen befindet, wissen wir bald mehr.«
    Diese Aussicht ließ Conrad neue Hoffnung schöpfen. Voller Tatendrang widmete er sich den Verletzten und Kranken unter den Piraten. Während er Wunden versorgte und gebrochene Rippen verband, bekam Assante eine Waffe. Der Afrikaner konnte sich aussuchen, ob er lieber ein Schwert, einen Säbel oder eine Muskete haben wollte. Ohne nachzudenken, entschied er sich für ein Schwert.
    »Orlando und ich hatten Holzschwerter«, erklärte er, »wir verbrachten ganze Nachmittage damit, uns im Schwertkampf zu üben.«
    Auch Conrad bot man eine Waffe an, aber Conrad wollte statt eines Säbels zwei äußerst scharfe und spitze Messer, die er auch für chirurgische Eingriffe verwenden konnte. Außerdem bat er den Schmied um eine Pinzette und eine schmale Zange fürs Ziehen von Zähnen. Zwei der Bukanier hatten eitrige Backenzähne, die in den nächsten Tagen nicht nur zu Schmerzen und Fieber, sondern im schlimmsten Fall auch zum Tod führen konnten.
    Conrad und Assante gewöhnten sich rasch an das Leben im Lager, das streng geordnet war. Es gab klare Regeln, wer fürs Jagen, wer fürs Kochen und wer für die Wäsche zuständig war. Die Aufgaben wurden jeden Tag neu verteilt, und niemand konnte sich vor unangenehmen Arbeiten drücken.
    Während Assante auf seinen ersten Überfall vorbereitet wurde, dem er mit gemischten Gefühlen entgegenblickte, hoffte Conrad täglich auf die Rückkehr der beiden Bukanier von Tobago. Die Ungewissheit über Janas Schicksal zermürbte ihn und sorgte dafür, dass er jede Nacht nur wenige Stunden Schlaf fand. Den größten Teil lag er mit offenen Augen wach und träumte von Janas hellblondem Haar und ihrem ansteckenden Lachen. Er konnte den Augenblick nicht erwarten, sie wieder in den Armen zu halten. Die Vorstellung, dass man ihr Gewalt angetan hatte, versuchte er zu verdrängen. Meistens gelang es ihm, aber manchmal wachte er schweißgebadet in seiner Hängematte auf und konnte nicht wieder einschlafen, voller Angst, Jana könnte bereits tot sein.

Tobago,
    Ende November 1618
    Jana saß im hintersten Teil der Gaststube bei einem Fenster und rollte Verbände auf. Es war noch früher Nachmittag. Estebana und Altea waren beim Fluss zum Wäschewaschen und hatten Jana die Aufgabe überlassen, sich um Gäste zu kümmern, die sich um diese Tageszeit in die Taverne verirrten. Die meisten Männer kamen erst später. Im Moment saßen zwei Gäste in der Stube.
    Jana sah die beiden Männer heute zum ersten Mal. Sie gehörten ganz sicher nicht zu Morgans Truppe, wahrscheinlich waren sie mit dem englischen Dreidecker gekommen. Ein Schiff, das offiziell im Namen der Krone unterwegs war, aber in

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