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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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betrachte, mein Freund, um so mehr Müdigkeit erkenne ich. Trink aus dem Schlauch. Das wird dir zur Ruhe verhelfen.«
    Covenant stemmte den Schlauch in die Schräge und trank vom Diamondraught . Es schmeckte wie schwacher Whisky, aber er konnte riechen, wie stark das Getränk war; dennoch war es so mild, daß es weder scharf war noch brannte. Er trank mehrere tüchtige Züge und fühlte sich sofort gekräftigt. Sorgfältig verschloß er den Schlauch, steckte die Vorräte zurück in den Sack und beförderte ihn mit einiger Anstrengung wieder hinüber zu Schaumfolger. Das Diamondraught glühte warm in seinem Bauch, und ihm war zumute, als könne er in kurzer Zeit eine weitere Geschichte durchhalten. Aber als er sich im Bug unter den Ruderbänken ausstreckte, wich das letzte Licht der kristallklaren Dunkelheit der Nacht, die Sterne kamen nach und nach, wie verstreute Kindlein, an den nächtlichen Himmel; und bevor er überhaupt spürte, daß ihn Schläfrigkeit befiel, war er schon eingeschlafen.
    Es war ein ruheloser Schlummer. Er wankte wie betäubt durch Visionen voller Pestilenz, todkranker Monde, Gemetzel und hilflosem, mißbrauchtem Fleisch, und zuletzt lag er auf der Straße, nicht weit von der vorderen Stoßstange des Polizeiwagens. Rundum hatte sich ein Kreis aus Einwohnern der Ortschaft gebildet. Ihre Augen waren aus Feuerstein gemacht, und sie verzogen die Münder durch Herabziehen der Mundwinkel zu einem einheitlichen Ausdruck des Vorwurfs. Ohne Ausnahme deuteten sie auf seine Hände. Als er seine Hände hob, um sie anzuschauen, sah er sie verfärbt von blauroten, leprösen Flecken. Dann traten zwei weißgekleidete, stämmige Männer zu ihm und betteten ihn auf eine Tragbahre. Er sah in der Nähe das Ambulanzfahrzeug stehen. Aber die Männer trugen ihn nicht sofort dorthin. Sie standen auf der Stelle, hielten ihn in Hüfthöhe, wie um ihn der Zuschauermenge zu zeigen. Ein Polizist trat in den Kreis. Seine Augen spiegelten Verachtung wider. »Sie sind mir in den Wagen gelaufen«, sagte er vorwurfsvoll, während er sich über Covenant beugte. Sein Atem hüllte Covenant in eine Duftwolke von Rosenöl. »Sie müssen geschlafen haben.«
    Hinter dem Polizisten ertönte eine andere Stimme. Sie klang so salbungsvoll wie die von Joans Rechtsanwalt. »Er muß geschlafen haben«, bekräftigte sie.
    In tadelloser zeitlicher Abstimmung erbrachen die Einwohner der Ortschaft Springbrunnen von Blut aufs Straßenpflaster. Diesen Quatsch glaube ich nicht , dachte Covenant.
    »Er glaubt uns nicht«, säuselte sofort die salbungsvolle Stimme. Aus der Menge erhob sich ein stummes Aufheulen von Wirklichkeit, eine fanatische Bestätigung der Tatsachen. Es bestürmte Covenant, bis er sich unter seinem Eindruck zusammenkauerte, ratlos und ohne Antwort.
    »Du bist tot«, riefen die Ortsansässigen im Chor. »Ohne Gemeinschaft kannst du nicht leben. Das Leben ist in der Gemeinschaft, und du hast keine Gemeinschaft. Du kannst nicht leben, wenn dein Leben nirgendwo Bedeutung hat.« Die Einhelligkeit ihrer Stimmen verursachte ein Geräusch wie ein Mahlen, ein Knirschen. Als sie verstummten, fühlte sich Covenant, als habe sich die Luft in seinen Lungen in Staub verwandelt.
    »Bringen Sie ihn ins Krankenhaus«, sagte die salbungsvolle Stimme mit einem Anflug von Befriedigung. »Behandeln Sie ihn. Es gibt nur eine gute Antwort auf den Tod. Behandeln Sie ihn, und werfen Sie ihn raus.«
    Die beiden Männer hoben ihn in die Ambulanz. Bevor die Hecktür zuschlug, sah er noch, wie sich die Ortsansässigen die Hände schüttelten, einander beglückwünschten. Dann setzte sich die Ambulanz in Bewegung. Er hob seine Hände, sah die blauroten Flecken sich auf seine Unterarme ausdehnen. Entsetzt starrte er sie an, stöhnte: Hölle und Verdammnis! Hölle und Verdammung! Hölle und Verdammnis!
    Aber da sprach eine breiige Tenorstimme zu ihm. »Hab keine Furcht«, sagte sie freundlich. »Du hast nur einen Traum.« Beruhigung erfaßte ihn wie eine über ihn gebreitete Decke. Doch er konnte sie nicht mit den Händen fühlen, und die Ambulanz fuhr weiter. Er brauchte seine Decke, und er tastete verkrampft in der leeren Luft herum, bis seine Knöchel weiß hervortraten.
    Als er den Eindruck hatte, die schmerzliche Sehnsucht nicht länger ertragen zu können, kippte die Ambulanz um, und er fiel von der Tragbahre ins Nichts.

12
     

Schwelgenstein
     
     
    Der Druck gegen seine linke Wange machte allmählich die Haut wund, und diese Unannehmlichkeit holte

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