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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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und meine Urgroßeltern zählten zur Zeit der Trostlosigkeit zu den ersten Wanderern im Lande. Und wir bekommen so selten Kinder! Kaum jemals gebiert eine unserer Frauen mehr als ein Kind. Deshalb sind wir heute nur noch fünfhundert an der Zahl, und mit jedem Lebensalter schwinden unsere Kräfte. Aber wir können nicht vergessen. In der alten Lehrlegende hatten die verschollenen Kinder des Schöpfers Hoffnung. Nach Regenfällen, die unseren Himmel reinigten, setzte er Regenbogen daran, als ein Versprechen an die Sterne, daß er eines Tages irgendwie einen Weg finden werde, um sie zu sich heimzuholen. Wenn wir überleben wollen, müssen wir die Heimat wiederfinden, die wir verloren haben, unser Herzland jenseits des Meers der Sonnengeburt.«
    Während Schaumfolgers ausführlicher Erzählung war die Sonne auf einen spätnachmittäglichen Stand gesunken; und als er damit endete, begann der Sonnenuntergang. Fortan floß der Seelentrostfluß im Westen in feuriger, orangegoldener Pracht dahin, sein glatter Wasserspiegel reflektierte die Sonnenstrahlen wie in Ausbrüchen von Flammen um Flammen. Am grenzenlosen Himmel loderte die Glut wie ein gleichzeitiges Wahrzeichen von Verlust und Verheißung, vom Bevorstehen der Nacht und zugleich vom Anbruch des morgigen Tages, von Dunkelheit, deren Weichen bereits unausbleiblich feststand; denn wenn tatsächlich das Ende der Tage und des Lichts anbrach, konnte es keinen Glanz geben, um es bewundernswert zu machen, kein Schauspiel am Horizont, kein Leuchten am Himmel, keinen schönen Ausblick zu genießen, sondern nur Verfall und graue Asche. Unter diesem himmlischen Prunk erhob Schaumfolger erneut seine Stimme und wiederholte die letzten Zeilen seines Liedes mit einem Schmerz, der zum Schluß schroff ausklang.
     
    »Wir setzten die Segel nach Haus,
    doch wehte des Lebens Wind wider uns,
    fürs Land überm Meer blieben wir Verlorene.«
     
    Covenant wandte sich um und sah den Riesen an. Schaumfolgers Haupt war hoch erhoben, und auf seinen Wangen verliefen schmale feuchte Streifen aus leuchtend goldorangenem Feuer abwärts. Während Covenant den Riesen musterte, nahm der Widerschein einen dunkelrötlichen Farbton an und begann zu verschwinden.
    »Nun lach, Thomas Covenant!« sagte der Riese leise. »Lach für mich! Freude ist in den Ohren, die hören.«
    Covenant vernahm das verhaltene, bescheidene, von innerem Beben begleitete Ersuchen in Schaumfolgers Stimme, und sein eigener unterdrückter Schmerz antwortete mit einem lautlosen Aufstöhnen. Aber er war zu keinem Lachen imstande; es gab in ihm absolut kein irgendwie geartetes Lachen. Mit einem Zucken des Unwillens gegenüber den Beschränkungen, die ihn verkrüppelten, unternahm er einen ungehobelten Versuch, mit der Unterhaltung eine andere Richtung einzuschlagen. »Ich habe Hunger.«
    Für einen Sekundenbruchteil blitzten Schaumfolgers überschattete Augen auf, als habe er einen Stich erhalten. Aber dann warf er den Kopf hintenüber und lachte doch selbst. Sein Humor entsprang anscheinend unmittelbar dem eigenen Herzen, und bald hatte er jede Anspannung und alle Tränen aus seinem Gesicht vertrieben. »Thomas Covenant«, sagte er, als sein Gelächter zu einem gemütlichen Brummen herabgesunken war, »ich lasse höchst ungern Hast walten, aber ich glaube, du bist mein Freund. Du hast meinen Stolz von seiner selbstgefälligen Höhe gestürzt, und das wäre ein angemessener Verweis, hätte ich dich nicht auch zuvor verlacht. Hunger? Natürlich hast du Hunger. Wie leicht sich das sagt! Ich hätte dir schon längst zu essen anbieten sollen. Du hast das fadenscheinige Aussehen eines Menschen, der tagelang nur Aliantha verzehrt hat. Manche alten Weisen behaupten, daß Entbehrungen die Seele verfeinern, wenn der Leib keine andere Wahl hat. Zum Glück bin ich mit Vorräten gut versorgt.« Er schob mit dem Fuß einen prallen Ledersack von enormer Größe zu Covenant herüber und winkte ihm, er möge ihn öffnen. Als Covenant die Zugschnüre lockerte, boten sich ihm Pökelfleisch, Käse, Brot und mehr als ein Dutzend Mandarinen von der Größe seiner zwei Fäuste zusammen, außerdem ein lederner Schlauch, den er kaum heben konnte. Um diese Mühe aufzuschieben, widmete er sich zuerst dem Nahrhaften und spülte sich das Salz mit Mandarinenscheiben aus der Kehle. Dann schenkte er seine Aufmerksamkeit dem Schlauch. »Das ist Diamondraught «, sagte Schaumfolger. »Es ist ein starker Trank. Vielleicht sollte ich ... Doch nein, je länger ich dich

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