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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Hof, daß sie wie aus belebtem Stein wirkten. Der eine begrüßte Schaumfolger, während der andere vor Covenant trat.
    »Ich bin Bannor von den Bluthütern«, sagte er und verbeugte sich ansatzweise, als er vor Covenant stand. »Du bist meiner Obhut zugeteilt. Ich werde dich in die Unterkunft geleiten, die für dich vorbereitet worden ist.«
    Seine Stimme klang klobig, als könne seine Zunge sich beim Gebrauch der Sprache des Landes nie richtig lockern, aber Covenant hörte in seinem Tonfall eine Distanziertheit, von der er glaubte, daß sie auf Mißtrauen beruhte.
    Dieser Umstand und das harte, gebieterische Auftreten des Bluthüters erfüllten ihn schlagartig mit Unbehagen. Er blickte hinüber zu Schaumfolger und sah ihn dem anderen Bluthüter einen Gruß voller Respekt und alter Kameradschaft erweisen. »Heil, Korik«, sagte Schaumfolger. »Ehre und getreue Freundschaft bringe ich euch Bluthütern von den Riesen der Wasserkante. Dies sind Zeiten voller folgenschwerer Ereignisse, und in ihnen sind wir besonders stolz darauf, unter unseren Freunden auch die Bluthüter nennen zu können.«
    »Wir sind die Bluthüter«, entgegnete Korik ohne Larifari. »Deine Gemächer sind vorbereitet, so daß du ruhen kannst. Komm!«
    Schaumfolger lächelte. »Das ist wohlgetan, mein Freund, denn ich bin wahrlich müde.« Er entfernte sich mit Korik zum Tor. Covenant wollte sich den beiden anschließen, aber Bannor versperrte ihm mit starkem Arm den Weg. »Du wirst mit mir kommen«, sagte der Bluthüter ohne Erregung.
    »Schaumfolger«, rief Covenant unsicher. »Schaumfolger! Warte auf mich!«
    »Geh mit Bannor«, antwortete ihm der Riese über die Schulter. »Sei getrost.« Anscheinend bemerkte er nichts von Covenants ratlosem Mißbehagen; sein Tonfall verriet nichts als dankbare Erleichterung, als beschäftigten sich seine Gedanken nur noch mit Erholung und Schwelgenstein. »Wir sehen uns wieder ... morgen.« Er benahm sich, als schenke er seinem Bluthüter unausgesprochenes Vertrauen, und verschwand mit Korik im Tor zur Festungsstadt.
    »Deine Unterkunft ist im Turm«, sagte Bannor. »Im Turm? Warum?«
    Der Bluthüter zuckte mit den Achseln. »Wenn du diese Frage stellst, wird man dir beizeiten darauf antworten. Aber nun mußt du mich begleiten.« Für einen Moment erwiderte Covenant Bannors Blick und erkannte darin die ganze Tüchtigkeit des Bluthüters, seine Bereitschaft und auch Befähigung, die Anweisungen, die er gab, kompromißlos durchzusetzen. Diese Erkenntnis verstärkte Covenants Unwohlsein noch. Nicht einmal die Augen Soranals und Baradakas' hatten, als er gerade gekascht worden war, weil man in ihm einen Wütrich argwöhnte, eine so ruhige, vorsätzliche Verheißung von Zwang und Gewaltanwendung enthalten. Die Holzheimer waren lediglich im Vergleich zu ihrer sonstigen Friedfertigkeit grob gewesen, aber Bannors Blick ließ sich nichts von irgendeinem Friedensschwur anmerken. Entmutigt schaute Covenant zur Seite. Als Bannor seinen Schritt zu einer der Pforten des Turms lenkte, folgte er ihm völlig verunsichert und voller Bestürzung.
    Die Pforte öffnete sich, als sie sich näherten, und hinter ihnen fiel sie wieder zu, ohne daß Covenant ersah, wer oder was sie öffnete und schloß. Dahinter gelangten sie auf eine Wendeltreppe, die sich um einen offenen Mittelschacht aufwärts wand; Bannor erklomm sie, ohne zu verschnaufen, bis sie zwanzig oder dreißig Meter höher an eine andere Tür kamen. Hinter dieser Tür geriet Covenant unter der Führung des vierschrötigen Bluthüters in einen unübersichtlichen Irrgarten von Gängen, Treppen und Türen, der seinen Orientierungssinn bald vollkommen verwirrte. In unregelmäßigen Abständen bog Bannor nach da- oder dorthin ab, stapfte über unüberschaubar weitläufige Treppenfluchten auf- oder abwärts voraus, durch breite und dann durch enge Korridore, bis Covenant schließlich befürchtete, daß er ohne Führer niemals wieder nach draußen fände. Gelegentlich bekam er andere Leute zu sehen, vornehmlich Bluthüter und Krieger, aber nur aus der Entfernung, niemand kam ihnen entgegen. Endlich blieb Bannor inmitten einer Räumlichkeit stehen, die anscheinend nichts anderes war als ein völlig kahler Gang. Mit einer knappen Geste öffnete er eine verborgene Tür. Covenant trat hinter ihm in einen großen Wohnraum mit Balkon. Bannor wartete ein Momentchen lang, während sich Covenant flüchtig in dem Zimmer umschaute. »Ruf mich«, sagte er dann, »wenn du etwas brauchst.«

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