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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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starker Mann. Seine Augen jedoch waren verhärmt durch die Erfahrungen der Askese, einer Selbstverleugnung, die so weitreichend zu sein schien, daß sie die Schwäche des Fleisches aufhob – als sei er schon seit so langer Zeit alt, daß nur die Macht, der er sich geweiht hatte, noch seinen Verfall verhinderte. Die zwei Lords an seinen Seiten waren eindeutig weniger günstig davongekommen. Sie hatten stumpf gewordene, vom Alter verrunzelte Haut und fadenscheiniges Haar; und sie hockten so gebeugt am Tisch, als müßten sie gegen die Morschheit ihrer Knochen ankämpfen, um mühsam zwischen Gedankenverlorenheit und Schlaf unterscheiden zu können. Lord Mhoram, den Covenant bereits kannte, wirkte hier noch schärfer gesinnt und gefährlicher, als hebe die Gesellschaft seiner Kollegen fortgeschrittenen Alters seine Fähigkeiten hervor. Den fünften Lord jedoch kannte Covenant nicht; die Frau saß vierschrötig und in sachlicher Haltung am Tisch, das grobe, offene Gesicht Covenant entgegengewandt wie aus Trotz.
    »Bevor wir beginnen, laßt mich die Vorstellung vornehmen«, sprach der Hoch-Lord so leise wie zuvor. »Ich bin Prothall, Dwillians Sohn, vom Großrat der Lords zum Hoch-Lord gewählt. Zu meiner Rechten siehst du Variol, Gemahl Tamaranthas und Pentils Sohn, einstmaliger Hoch-Lord ...« Während er das sagte, hoben die beiden steinalten Lords die Häupter und lächelten sich verstohlen zu. »... und Osondrea, Tochter Sondreas. Zu meiner Linken erblickst du Tamarantha, Gemahlin Variols und Tochter Enestas, sowie Mhoram, Sohn Variols. Der Riese von der Wasserkante, Salzherz Schaumfolger, ist dir bereits bekannt, und ebenso hast du unsere beiden Herdwarte der Herrenhöh schon kennengelernt. Außerdem siehst du in meinem Rücken Tuvor, den Blutmark unserer Bluthüter, und Garth, den Streitmark des Kriegsheeres zu Schwelgenstein. Alle Genannten haben das Recht, im Großrat der Lords zugegen zu sein. Erhebst du gegen einen von ihnen irgendwelche Einwände?«
    Einwände? Verdutzt schüttelte Covenant den Kopf.
    »Dann wollen wir beginnen. Es ist unser Brauch, jenen gebührliche Ehren zu erweisen, die zu uns kommen. Wie vermögen wir dich zu ehren?«
    Wieder schüttelte Covenant den Kopf. Ich möchte keine Ehrungen. Den Fehler habe ich schon begangen.
    »Nun gut«, sagte der Hoch-Lord nach einer kurzen Pause des Abwartens. Er wandte sich an den Riesen und hob nunmehr seine Stimme. »Heil dir und sei willkommen, Riese von der Wasserkante, Salzherz Schaumfolger, Steinbruder und Erbe der Treue zum Lande. Die Entwurzelten sind fürs Land wahrhaftig ein Segen, heißt es doch:
     
    ›Stein und See sind tief im Leben.‹
     
    Sei willkommen heil oder heillos, in Güte oder Groll, nimm oder gib. Keinem Ersuchen, das du vorträgst, wollen wir uns verschließen, solange wir dazu die Macht und das Leben haben, es zu erfüllen. Ich bin Hoch-Lord Prothall. Ich spreche, und ganz Schwelgenstein ist mein Zeuge.«
    Schaumfolger stand auf, um das Grußwort zu erwidern. »Heil dir, Lord und Erdfreund. Ich bin Salzherz Schaumfolger, für die Riesen von der Wasserkante Legat im Großrat der Lords. In meinem Mund ist die Wahrhaftigkeit meines Volkes daheim, und ich vernehme dafür die Bestätigung in den uralten geweihten Mauern von unserer Ahnen Hand, dem
     
    ›puren Erdenfelsen
    froher Völkereintracht
    ein Handabdruck der Freundschaft und Treue
    im ewigen Stein der Zeit.‹
     
    Nun jedoch ist es an der Zeit, die Macht und Gültigkeit des verpfändeten Wortes zu beweisen. Durch den Riesenwald, die Sarangrave-Senke und Andelain bin ich eingedenk der alten Gelöbnisse gezogen.« Etwas von seiner Förmlichkeit schwand aus seinem Auftreten, und er widmete Covenant einen Blick der Belustigung. »Und eingedenk anderer Dinge. Mein Freund Thomas Covenant hat mir versprochen, man werde über meine Fahrt ein Lied schreiben.« Er lachte gedämpft auf. »Ich bin ein Riese der Wasserkante. Schreibt über mich ja kein kurzes Lied.«
    Sein Humor entlockte Lord Mhoram ein verhaltenes Lachen, und Prothall lächelte andeutungsweise; Osondreas sauertöpfische Miene dagegen war anscheinend zum Lachen außerstande, und sowohl Variol wie auch Tamarantha wirkten ganz so, als hätten sie nichts gehört. Schaumfolger setzte sich wieder. »Welcher Art ist dein Auftrag?« erkundigte sich fast sofort Osondrea, als wäre ihre Geduld zu stark beansprucht worden.
    Schaumfolger straffte sich an seinem Platz, und seine Hände streichelten eindringlich die steinerne

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