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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Menschen vor der Estrade im Chor. »Wir wollen das Land nicht von neuem schänden, mag auch die Bezähmung unserer Selbstsucht an unserem Leben zehren. Und wir wollen nicht ruhen, bis der Schatten unserer einstigen Torheit aus dem Lande getilgt ist, bis das Blühen und Gedeihen die Dunkelheit vertrieben hat.«
    »Aber der Dienst am Lande verzehrt nicht den Diener«, antwortete Prothall. »Dienst bedingt Dienst, so wie Untertänigkeit Erniedrigung bedingt. Wir mögen von Wissen zu noch mehr Wissen voranschreiten und zu noch kühngeistigerem Wissen, wenn nicht unser Mut uns verläßt, wenn wir unsere Pflichten versehen, wenn der Schatten nicht die Weisheit erstickt. Wir sind die neuen Bewahrer des Landes, Verehrer und Diener der Erdkraft.
     
    ›Denn wir wollen nicht ruhen
    und nicht vom Wege weichen,
    den Mut nicht sinken lassen,
    bis der Graue Fluß fließt wieder blau
    und Rill und Maerl so klar, so rein,
    wie unser ewiger Llurallein.‹«
     
    Danach sang die gesamte versammelte Menge diese Worte, die der Hoch-Lord vorgetragen hatte, Zeile um Zeile ebenfalls; und die geballte kollektive Stimmkraft donnerte so gewaltig durch die Heilige Halle, als hätte der weinerliche Tonfall des Hoch-Lords irgendeine eingeschlossen gewesene, unterirdische Leidenschaft geweckt. Solange der machtvolle Klang andauerte, hielt Prothall demütig den Kopf geneigt. Aber als der Gesang verklungen war, warf er das Haupt in den Nacken und die Arme auseinander, als entblöße er seine Brust angesichts einer Anschuldigung. »Ach, meine Freunde«, rief er. »Diener, Fürkämpfer des Landes ... warum sind wir so daran gescheitert, Kevins Lehre vollauf zu begreifen? Wer unter uns hat in irgendeiner Beziehung darin Fortschritte gemacht, das Wissen unserer Ahnen tiefer zu ergründen? Wir halten den Ersten Kreis des Wissens in unserer Hand ... wir lesen die Schrift, und vielfach verstehen wir auch die Worte ... und doch vermögen wir nicht zu den Geheimnissen vorzudringen. Irgendein Mangel in uns, irgendein Makel, irgendwelches Fehlverhalten, irgendein grundlegender Irrtum in unseren Absichten verlegt uns den Weg. Ich bezweifle nicht, daß unser Streben lauter ist – denn es ist Hoch-Lord Kevins einstiges Streben, und vor ihm war's das Streben der Hoch-Lords Lorik und Damelon und des Herzens der Heimat –, und überdies sind wir weiser, da wir gelernt haben, daß wir nie wieder im Wahnwitz der Verzweiflung unser Tun gegen das Land kehren dürfen. Aber was ist's dann, das uns hindert? Wo gehen wir in die Irre, daß wir nicht begreifen können, was uns gegeben ist?«
    Einen Moment lang, nachdem seine Stimme herabgesunken und verstummt war, blieb es ruhig im Heiligtum, und die weite Leere schien von einer Zuckung des Tränenausbruchs heimgesucht zu werden, als ob die Menschen in seinen Worten sich selbst wiedererkannten, das Versagen, das er beschrieben hatte, als ihr eigenes Versagen anerkannten. Doch da ertönte eine andere Stimme. »Mein Lord«, sagte Salzherz Schaumfolger in stolzem Ton, »noch sind wir nicht am Ende. Gewiß, es ist unser Lebenswerk, die Errungenschaften unserer Vorfahren zu ergründen und unsere Einsichten zu vertiefen. Aber unser Werk wird uns das Tor zur Zukunft öffnen. Unsere Kinder und Kindeskinder werden an allem gewinnen, wenn uns nicht das Herz sinkt, und Glaube und Mut sind die größten Gaben, die wir unseren Abkömmlingen überliefern können. Und es gibt im Lande noch Geheimnisse, von denen wir nichts wissen – Geheimnisse, die zur Hoffnung berechtigen, aber auch gefährliche Geheimnisse. Seid zuversichtlichen Herzens, Steinbrüder und -schwestern. Kostbarer als alles andere ist euer Glaube.«
    Aber ihr habt keine Zeit! stöhnte Covenant innerlich. Glaube! Kinder! Foul wird euch vernichten. Seine Vorstellung von den Lords verschob sich, unterzog sich einer Änderung. Sie waren keine übermächtigen Lebewesen, keine Lenker des Schicksals; sie waren Sterbliche wie er selbst, vertraut mit der Hilflosigkeit. Foul würde sie zermalmen wie ... Für einen Augenblick ließ er die Brüstung los und reckte sich empor, als wolle er den zusammengekommenen Menschen seine Botschaft des Unheils entgegenschreien. Doch sofort durchdrang ein Schwindelgefühl seine Aufwallung, schien ihn aus der dunklen Weite der Höhle anzuspringen. Er wankte, torkelte gegen die Brüstung, dann taumelte er rückwärts und hielt sich an Bannor fest, klammerte sich an die Schulter des Bluthüters ... daß die äußerste Frist ihres restlichen

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