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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Jahre beträgt. Ehe diese Zeit verstrichen ist, werde ich die Gewalt über Leben und Tod in meiner Hand halten. Und zum Beweis dafür, daß die Botschaft, die ich ihnen sende, ein Wort der reinen Wahrheit ist, berichte dies: Seibrich Felswürm, Höhlenschrat im Donnerberg, hat den Stab des Gesetzes gefunden, den vor zehnmal hundert Jahren Lord Kevin während des Rituals der Schändung verlor. Sage ihnen, daß es ihres Geschlechtes Aufgabe ist, den Stab zurückzugewinnen. Ohne ihn werden sie mir nicht einmal noch sieben Jahre widerstehen können, und mein Sieg wird um sechsmal sieben Jahre früher vollkommen sein als andernfalls. Und was dich anbetrifft, Kriecher: Vergiß die Botschaft nicht. Bringst du sie nicht vor den Rat, wird jeder Mensch im Lande tot sein, bevor zehn Jahreszeiten verstreichen. Du begreifst nicht, worum es geht – doch laß es dir von mir gesagt sein: Seibrich Felswürm hat den Stab des Gesetzes, und das ist Grund zu höchstem Grauen. Trägst du die Botschaft nicht zu den Empfängern, wird er in zwei Jahren zu Herrenhöh den Thron besteigen. Schon jetzt beginnen die Höhlenschrate sich um ihn zu scharen. Wölfe und auch Urböse, Abkömmlinge der Dämondim, lockt es zur Macht des Stabes. Doch Krieg wäre nicht das Allerärgste. Seibrich gräbt immer tiefer in die dunklen Schichten unterm Donnerberg, dem Gravin Threndor oder Pik Feuerlöwen. Und in den Tiefen der Erde sind Übel vergraben, deren Gewalt zu ungeheuer und zu schrecklich ist, als daß ein Sterblicher darüber gebieten dürfte. Sie würden das Universum auf ewig zur Hölle machen. Doch nach genau einer solchen Übelgewalt trachtet Seibrich. Er sucht den übelmächtigen Stein, den Weltübel-Stein. Sollte er desselben Herr werden, wäre die Welt ein einziges Weh für Hoch und Niedrig gleichermaßen, bis die Zeit selbst verrinnt. So sieh zu, Kriecher, daß du die Kunde ausrichtest. Du hast Seibrich gesehen. Hättest du Lust, in seinen Pfoten zu sterben?‹« Aus Abscheu vor den Worten krampfte sich Covenants Herz zusammen; aber er war noch nicht fertig. »›Ein Wort noch. Ein letzter Ratschlag. Vergiß nicht, wen du zuletzt am meisten fürchten mußt. Ich hatte mich mit Töten und Foltern zu bescheiden. Nun jedoch stehen meine Pläne fest, und ich habe ihre Verwirklichung in Angriff genommen. Ich will nicht ruhen noch rasten, ehe ich vom Antlitz der Erde die Hoffnung vertilgt habe. Bedenke es und verzweifle!‹« Als er verstummte, spürte er Furcht und Ekel in der Klause lodern wie ein von seinem unfreiwilligen Redeschwall entfachtes Flammenmeer. Hölle und Verdammnis! stöhnte er innerlich. Hölle und Verdammnis! Er versuchte seinen Blick von der Finsternis zu befreien, welcher Fouls Verachtung entstammte. Unrein!
    Prothalls Haupt war gebeugt, und er umklammerte seinen Stab, als wolle er ihm Mut entpressen. Hinter ihm standen Tuvor und der Streitmark Garth in einer Haltung kriegerischer Bereitschaft. Variol und Tamarantha dagegen wirkten seltsamerweise nach wie vor, als dösten sie vor sich hin, als sei ihnen die vorgetragene Botschaft entgangen. Osondrea allerdings starrte Covenant an, als habe sie einen Dolchstoß ins Herz erhalten. In ihrem Rücken stand hochaufgerichtet Mhoram, den Kopf stolz erhoben, die Augen jedoch geschlossen, seinen Stab nachdrücklich auf den Fußboden gestemmt; und wo das in Metall gehüllte Ende diesen Boden berührte, brannte eine heiße blaue Flamme. An seinem Platz kauerte geduckt Schaumfolger; seine großen Hände klammerten sich an den steinernen Sitz. Seine Schultern bebten, und plötzlich entstand in dem Sitz ein Sprung. Beim Geräusch, das dabei ertönte, bedeckte Osondrea ihr Gesicht mit den Händen und stieß einen kummervollen Schrei aus. »Melenkurion abatha!« Bereits im nächsten Moment sanken ihre Hände herab, und sie richtete ihren fassungslosen Blick aus wie versteinerter Miene wieder auf Covenant. Unrein! heulte es in seinem Innern, wie um ihr beizupflichten.
    »Lache, Covenant«, forderte Schaumfolger mit gepreßter, heiserer Stimme. »Du hast uns das Ende aller Dinge angekündigt. Nun hilf uns. Lache!«
    »Lache selber«, entgegnete Covenant verdrossen. »›Freude ist in den Ohren, die hören.‹ Ich kann's nicht.«
    Zu seinem Staunen lachte Schaumfolger tatsächlich. Er hob den Kopf, und aus seiner Kehle drang ein gräßlicher, erstickter Laut, der wie ein Schluchzen klang; doch schon im nächsten Augenblick löste sich der Laut, klärte sich, nahm langsam den Ausdruck unbesiegbaren

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