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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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geblieben. Und wie's sich ergeben hat, daß diese Ranyhyn heute hier sind ... es überfordert mich, das erklären zu sollen. Irgendwie weiß ein Ranyhyn, wann sein Reiter ihn rufen wird ... ja, er weiß es, und nie läßt er auf sich warten. Das hier sind Huryn, Brabha, Marny und andere. Vor zehn Tagen vernahmen sie den Ruf, den wir erst am heutigen Morgen hörten ... und nach einer Strecke von mehr als vierhundert Längen treffen sie nun so taufrisch ein wie der Morgen selbst. Kämen wir ihnen gleich, schwebte das Land nicht in solcher Gefahr.«
    Während der Unterhaltung hatten Prothall und Mhoram ihre Reittiere bestiegen, und als Osondrea verstummte, gelangten sie zu Covenants Pferd. Unterm Einfluß ihrer Stimme trat er ohne Zögern zu dem ihm zugeteilten Tier. Aber als er seinen Fuß in den Steigbügel des Clingor -Sattels setzte, verspürte er plötzlich eine Aufwallung von Widerwillen. Er konnte Pferde nicht leiden, er traute ihnen nicht; ihre Körperkräfte waren ihm zu bedrohlich. Er wich zurück, stellte fest, daß seine Hände bebten. Verwundert musterte Osondrea ihn; doch bevor sie sich irgendwie äußern konnte, entstanden in der Versammlung Regungen der Überraschung. Als er aufschaute, sah Covenant drei Greisengestalten heranreiten – die Lords Variol und Tamarantha sowie den Herdwart Birinair. Tamarantha saß aufrecht auf einem großen Apfelschimmel-Ranyhyn; ihre Augen lachten. Auf dem Rücken seines Pferdes verbeugte sich Hoch-Lord Prothall vor den dreien. »Ich bin froh, daß ihr kommt. Wir brauchen euren Segen, bevor wir ausziehen, so wie Osondrea eure Hilfe braucht.«
    Tamarantha verbeugte sich ihrerseits, aber ihre runzligen Lippen verzogen sich zu einem verhaltenen Halblächeln. Sie ließ ihren Blick kurz über das Aufgebot wandern. »Du hast eine ausgezeichnete Wahl getroffen, Prothall.« Sie heftete den Blick ihrer alten Augen wieder auf den Hoch-Lord. »Aber du mißverstehst unsere Absicht. Wir ziehen mit euch.«
    Prothall wollte sofort Einspruch erheben, aber Birinair kam ihm mit Nachdruck zuvor. »Natürlich. Versteht sich von selbst. Was denn sonst? Ein Auszug ohne Allholzmeister, ja wahrhaftig.«
    »Birinair«, sagte Prothall in mißbilligender Weise, »sicherlich verlangt deine Arbeit für die Wasserkanter Riesen deine Anwesenheit auf Schwelgenstein.«
    »Verlangt? Versteht sich von selbst. Ja, was das angeht ...« Er wirkte leicht verschnupft. »Was das anbetrifft ... nein. Schäme mich fast, es zu sagen. Ich habe alle erforderlichen Anweisungen erteilt. Nein. Andere sind fähiger. Schon seit Jahren.«
    »Prothall«, wandte sich Tamarantha eindringlich an den Hoch-Lord, »versage nicht dein Einverständnis. Wir sind alt – freilich sind wir alt. Und der Weg ist weit und beschwerlich. Aber dies ist die große Herausforderung unseres Zeitalters, das einzige erhabene und kühne Unternehmen, an welchem wir jemals teilhaben können.«
    »Ist denn die Verteidigung Schwelgensteins eine so unbedeutende Sache?«
    Variols Kopf ruckte hoch, als wäre Prothalls Frage eine Kränkung gewesen. »Schwelgenstein ist dessen eingedenk, daß es uns mißlungen ist, Kevins Lehre vollauf wiederzuerlangen. Wie sollten wir hier von Nutzen sein? Osondrea genügt den hiesigen Aufgaben vollkommen. Ohne unsere Teilnahme an diesem Auszug wären unsere Leben sinnlos.«
    »Nein, meine Lords ... nein«, widersprach Prothall unterdrückt. »Keinesfalls sinnlos.«
    Mit fassungsloser Miene sah er sich nach Mhoram um, erhoffte sich von ihm Unterstützung.
    »Das Leben nimmt stets einen sinnvollen Lauf«, meinte mit verschmitztem Lächeln Mhoram. »Männer und Weiber werden alt, damit sie eines Tages weise genug sind, um die Jungen zu lehren. Laß sie mitkommen.«
    »Dann kommt«, entschied Prothall nach einem weiteren Moment des Zögerns. »Ihr werdet uns alle lehren können.«
    Variol lächelte auf zu Tamarantha, und sie erwiderte seinen Blick vom hohen Rücken ihres Ranyhyn herab. Die Mienen des Paars spiegelten Zufriedenheit und ruhige Erwartung wider, miteinander geteilt in der stummen Hochzeit ihrer Augen.
    Covenant, der die zwei beobachtet hatte, packte ruckartig die Zügel seines Reittiers und schwang sich in den Sattel. Sein Herz wummerte furchtsam, aber fast im Handumdrehen vermittelte das Clingor ihm ein Gefühl von Sicherheit, das seine Besorgnis verdrängte. Er folgte dem Beispiel Prothalls und Mhorams und schob seinen Stab unter seinen linken Schenkel, wo das Clingor ihn festhielt. Dann legte er seine Knie um

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