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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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verkohlten und abgebrochenen Ästen übersät, wovon viele im Innern noch die alte Festigkeit besaßen. Obwohl er sich einen Weg über die Toten suchen mußte, obschon der nahe Anblick von all diesem wie geschmolzenes Wachs auf den geschwärzten Gebeinen verlaufenen Fleisch ihm schmerzhaft den Magen umdrehte, sammelte er solche Äste, die sich nicht auf seinem Knie brechen ließen. Diese Äste schleppte er fort vom Baum und verwendete sein Steinhausener Messer dazu, die Holzkohle abzuschaben und die Hölzer zu Pfählen zurechtzustutzen. Bei dieser Tätigkeit verrußte er sich die Hände, sein weißes Gesicht, und das Messer ließ sich in seiner Halbhand nur unbeholfen handhaben, aber er machte halsstarrig weiter. Die Pfähle händigte er den Kriegern aus, und tatsächlich vermochten sie damit schneller zu graben. Sie hoben Massengräber aus, jedes tief und lang genug, um ungefähr ein Dutzend oder mehr Tote aufzunehmen. Mit dem Einsatz von Covenants Pfählen waren die Krieger dazu imstande, die Gräber rascher auszuheben, als Schaumfolger sie füllen konnte. Am Spätnachmittag rief Prothall das Aufgebot zum Essen. Bis dahin hatte man etwa die Hälfte der Toten beerdigt.
    Niemand verspürte, während die Lungen voller stickigem Rauch und die Augen durch den fortgesetzten Anblick verunstalteten Fleischs von Tränen wund waren, zum Verzehr von Speisen große Lust, aber der Hoch-Lord bestand darauf. Covenant empfand diese Hartnäckigkeit als sonderbar, bis er die Mahlzeit probierte. Die Lords hatten eine Suppe zubereitet, die anders als alles schmeckte, was er bisher im Lande gegessen hatte. Der Geschmack regte seinen Appetit an, und als er davon aß, fühlte er binnen kurzem eine Linderung seines Unwohlseins. Dies war die erste Mahlzeit, welche er seit dem vorigen Tag verzehrte; trotzdem überraschte ihn seine eigene plötzliche Gefräßigkeit. Die Sonne schickte sich zum Untergehen an, und die meisten Krieger waren mit dem Essen fertig, da erregte unvermittelt ein entferntes »Heil!« die allgemeine Aufmerksamkeit. Der Posten im Süden erwiderte den Gruß, und etwas später kamen die beiden vermißten Späher auf die Lichtung galoppiert. Ihre Ranyhyn troffen von Schweiß. Mit sich brachten sie zwei weitere Personen: eine Frau und einen Jungen von ungefähr vier Jahren, beide Holzheimer und gezeichnet, als hätten sie eine Schlacht überlebt. Der Bericht der Späher war rasch gegeben. Sie hatten die verwüstete Lichtung erreicht und die südwärtige Richtung des Ausfalls der Holzheimer verfolgt, kenntlich an den Gefallenen. Sie entdeckten einige Hinweise, daß nicht alle Bewohner des Holzheims umgekommen sein mochten. Da der Feind verschwunden war, so daß keine sofortige Notwendigkeit bestand, zurückzukehren und die Lords zu warnen, beschlossen sie, nach Überlebenden zu suchen. Sie verwischten deren Spuren, damit womöglich umgekehrte Plünderer sie nicht fänden, und ritten gen Süden. Am frühen Nachmittag begegneten sie der Frau und dem Kind, die sich wie besessen, ohne klare Überlegung oder wenigstens Vorsicht, noch immer blindlings auf der Flucht befanden; das Kind war überhaupt nicht ansprechbar gewesen, wogegen die Frau zwischen Geistesklarheit und Verstörtheit schwankte. Sie erkannte die Bluthüter als Freunde an, war jedoch außerstande dazu, ihnen irgend etwas mitzuteilen. In einem lichten Augenblick beharrte sie allerdings darauf, daß nur eine oder zwei Längen entfernt ein Freischüler-Heiler wohne, zu dem sie wollte. In der Hoffnung, später genaue Auskünfte von der Frau erhalten zu können, hatten die Späher sie zur Höhle des Heilers gebracht. Aber die Höhle war verlassen – und das anscheinend schon seit einer ganzen Anzahl von Tagen. So brachten die Kundschafter die beiden Überlebenden zurück zu den Überresten von Holzheim Hocherhaben.
    Das Paar trat vor die Lords; die Frau umklammerte die Hand des Knaben. Der Junge schaute desinteressiert drein, achtete nicht auf Gesichter, reagierte nicht auf Stimmen. Als seine Hand dem Griff der Frau entglitt, fiel sein Arm schlaff an seine Seite herab; weder leistete er Widerstand noch fügte er sich, als sie seine Hand erneut packte. Seine blicklosen Augen wirkten vorzeitig verdüstert, als schwämmen sie von schwarzem Blut. Sein Anblick versetzte Covenant einen Stich. Der Junge hätte eine künftige Ausgabe seines eigenen Sohnes sein können, Rogers – des Sohnes, den man ihm genommen hatte, als habe die Lepra ihm sogar die Vaterschaft geraubt.

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