Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
die Bluthüter wie Felsen auf Wache. Endlich sprach Mhoram das Gefühl des gesamten Aufgebots aus: »Etwas geschieht ... eine Gräßlichkeit. Das ist ein unnatürlicher Wind.«
    Unterhalb der Wolken schimmerte der östliche Horizont vom Mondlicht rot. Covenant meinte, er könne von Zeit zu Zeit in dem Dunkelrot ein orangenes Flackern bemerken, blieb sich jedoch unsicher. Insgeheim betrachtete er seinen Ring und stellte in dessen Blutrot die gleiche gelegentliche Orangeschattierung fest. Aber er hielt den Mund. Er schämte sich zu sehr für Seibrichs Gewalt über ihn. Noch immer brach kein Unwetter aus. Der Wind winselte weiter, gesättigt mit rötlichen Tönen und uraltem Eis, aber er brachte dem Aufgebot nichts als Wolken und Mutlosigkeit. Zuletzt nickte die Mehrzahl der Krieger unruhig ein und schauderte immer wieder unter der Schärfe des Windes zusammen, während er seine Ernte an Verdruß nach Unheilswinkel und in die Südlandebenen wehte. Es ergab sich keine regelrechte morgendliche Dämmerung; Wolken erstickten den Sonnenaufgang. Eine Veränderung des Windes weckte das Aufgebot. Seine Heftigkeit ließ nach, er erwärmte sich und verlagerte seine Richtung langsam gen Westen. Er fühlte sich nicht weniger krankhaft an, nur jetzt eher wie eine schleichende Krankheit. Etliche Krieger schüttelten ihre Decken ab, ergriffen die Schwerter. In aller Hast verzehrte das Aufgebot eine Morgenmahlzeit, getrieben von der unbestimmten Spannung, die der Wind verursachte. Birinair, der alte Allholzmeister, verstand als erster, was vorging. Während er einen Mundvoll Brot kaute, fuhr er plötzlich kerzengerade hoch, als habe er eine Ohrfeige erhalten. Aus lauter Konzentration zitterte er, starrte angestrengt an den östlichen Horizont; dann spie er das Brot auf den Erdboden. »Brand!« zischte er. »Im Wind. Ich rieche ihn. Brand! Aber was? Ich kann's riechen ... Brand ... ein Baum!« Er heulte auf. »Ein Baum! Ach, das wagen sie?!«
    Für einen Moment starrte das Aufgebot ihn stumm an. »Holzheim Hocherhaben steht in Flammen!« stieß dann urplötzlich Lord Mhoram hervor.
    Seine Begleiter begannen augenblicklich zu handeln. Die Bluthüter pfiffen schrill nach den Ranyhyn. Prothall rief Befehle, die Quaan mit rohem Gebrüll wiederholte. Einige Krieger beeilten sich, die Pferde zu satteln, andere brachen das Lager ab. Als Covenant angekleidet war und Dura bestieg, war das ganze Aufgebot bereit zum Aufbruch. Ohne Verzögerung galoppierte es am Mithil entlang ostwärts. Aber schon nach kurzer Zeit machten die Pferde Schwierigkeiten. Selbst die ausgeruhtesten Tiere konnten nicht mit den Ranyhyn die Geschwindigkeit halten, und jene Mustangs, die mit Korik in Andelain gewesen waren, hatten noch nicht die Kräfte wiedergefunden. Das Gelände war ungünstig für einen schnellen Ritt; es war zu uneben. Prothall schickte zwei Bluthüter als Kundschafter voraus. Danach sah er sich jedoch umständehalber dazu gezwungen, den Ritt langsamer fortsetzen zu lassen; er durfte nicht erlauben, daß ein Teil seiner Truppe zurückblieb. Dennoch strebte man so rasch wie nur möglich vorwärts. Das unbefriedigende Vorankommen erbitterte – Covenant glaubte, Quaan mit den Zähnen knirschen zu hören –, ließ sich aber nicht ändern. Trotz aller Verbitterung ließ Prothall auch die frischeren Pferde zurückhalten. Um die Mittagszeit erreichten sie die Furt über den Mithil. Nun konnten sie im Süden Rauch erkennen, und schwer hing Brandgeruch in der Luft. Prothall gebot eine Rast, um die Pferde zu tränken. Danach trieben die Reiter die Pferde erneut vorwärts, drängten auch die mattesten Tiere dazu, irgendwie neue Kraft und erneute Schnelligkeit aufzubringen. Nach einigen Längen mußte der Hoch-Lord allerdings wieder verlangsamen lassen; die Kundschafter waren noch nicht zurückgekehrt. Die Möglichkeit, daß sie in einen Hinterhalt geraten waren, verdüsterte seine Stirn, und seine Augen glitzerten, als besäßen sie Facetten aus Granit. Er sandte zwei andere Bluthüter voraus und befahl dem restlichen Aufgebot die Beibehaltung eines Schrittempos. Diese beiden Späher kamen wieder, noch ehe die Truppe eine weitere Länge zurückgelegt hatte. Sie meldeten die Zerstörung von Holzheim Hocherhaben. Die Umgebung war verlassen; Spuren deuteten darauf hin, daß die zwei ersten Späher sich nach Süden gewandt hatten.
    »Melenkurion!« stieß Prothall unterdrückt aus und führte die Truppe im Handgalopp an, bis sie zu den Überresten des Baumdorfs

Weitere Kostenlose Bücher