Der Fluch des Verächters - Covenant 01
zwei Bedränger mit Stößen in den Unterleib. Sie ließen ihn los und taumelten zurück. Er prallte auf den Erdboden und vollführte einen Überschlag. Aber der andere Höhlenschrat schaffte es noch, ihm unterdessen einen so kraftvollen Tritt zu versetzen, daß er aus Tamaranthas Nähe purzelte. Der Höhlenschrat stieß einen Schrei des Triumphs aus und sprang vor, den Spieß mit beiden Händen erhoben, um den reglosen Lord damit zu durchbohren. Tamarantha! Ihre Gefährdung verscheuchte Covenants Furcht. Er tat einen Satz aus der Deckung seiner Grube, ohne nachzudenken, und lief hinüber. Sie war so alt und schwach; er konnte sich nicht bremsen.
»Hinab!« schrie die Holzheimerin ihm zu. Sein plötzliches Auftauchen lenkte sie ab, lieferte gleichzeitig ihren Gegnern eine Gelegenheit. Sie versäumte es, einen Schwerthieb zu parieren, und die Waffe verletzte sie an der Seite. Aber Covenant bemerkte nichts davon. Er befand sich unterwegs zu Tamarantha – doch zu spät. Der Höhlenschrat stieß seine Waffe abwärts. Im letzten Augenblick rettete der Bluthüter Tamarantha, indem er sich über sie warf und den Spieß mit seinem Rücken abfing. Covenant stürzte sich auf den Schrat und versuchte, ihn mit seinem Steinmesser zu erdolchen. Aber in seiner Halbhand verdrehte sich die Klinge; es gelang ihm lediglich, das Schulterblatt des Höhlenschrats anzukratzen. Das Messer entfiel seinen überforderten Fingern. Der Höhlenschrat fuhr herum und streckte ihn mit einem Hieb nieder. Der Schlag machte ihn für einen Moment benommen, doch Bannor half ihm, indem er das Geschöpf seinerseits attackierte. Der Höhlenschrat trat ihm entgegen, als habe sein Erfolg gegen den nunmehr toten Bluthüter Tamaranthas ihn ermutigt, seinen Kampfgeist erhöht. Er wehrte Bannors anfängliche Schläge ab, umfaßte ihn mit seinen langen, starken Armen und fing an zu drücken. Bannor drosch auf Augen und Ohren des Höhlenschrats ein, doch die entfesselte Kreatur verstärkte bloß ihre Umklammerung. In Covenants Ohren dröhnte unbezähmbare Wut. Noch halb betäubt torkelte er zu Tamaranthas stiller Gestalt und riß ihren Stab an sich; sie reagierte nicht einmal mit der geringsten Regung, und er fragte nicht um Erlaubnis. Er wandte sich um, schwang den Stab wild über seinem Haupt und schlug ihn mit aller Kraft gegen den Hinterkopf des Höhlenschrats. In lautloser Explosion flammte Energie in Weiß und Karminrot auf. Sofort brach der Höhlenschrat tot zusammen. Die Leuchterscheinung blendete Covenant für einen Moment. Aber er bemerkte die krankhaft rote Färbung der Stichflamme. Als sein Blickfeld sich wieder klärte, starrte er seine Hände an, seinen Ring. Er konnte sich nicht daran erinnern, daß er ihn aus dem Clingor auf seiner Brust entfernt hatte. Aber er stak an seinem Ringfinger und pulsierte rötlich unterm Einfluß des von Wolken verhangenen Mondes. Aus dem Gewimmel stürmte ein anderer Höhlenschrat auf ihn zu. Rein instinktmäßig schlug er mit dem Stab nach dem Geschöpf. Es stürzte in einem grellen Blitz von karminroter Farbe tot nieder.
Bei diesem Anblick kehrte sein ganzer alter Grimm schlagartig zurück. Eine eruptive Aufwallung von Gewalttätigkeit brachte ihn um seine Sinne. »Foul!« brüllte er, als stünde der Verächter persönlich vor ihm, ehe er sich ins dichteste Getümmel warf. Er handhabte den Stab wie ein Irrsinniger, als handelte es sich um einen Dreschflegel, erschlug einen weiteren Höhlenschrat, dann noch einen und abermals einen. Aber er merkte nicht, wohin seine Füße ihn trugen. Nach dem dritten Treffer plumpste er in eine Grube. Für ein längeres Weilchen blieb er in dem künftigen Grab liegen wie ein Toter. Als er sich endlich wieder hochraffte, bebte er vor innerer Aufwühlung. Über ihm tobte der Kampf mit geradezu fiebriger Hitzigkeit. Er vermochte nicht zu überblicken, wie viele Angreifer mittlerweile getötet oder außer Gefecht gesetzt worden waren; doch klar ersichtlich war ein gewisser Umschwung: Das Aufgebot hatte seine Taktik geändert. Prothall hatte sich dem Greif entzogen, um Schaumfolger beizustehen. Und als der Riese wieder auf eigenen Beinen stand – er troff nur so von Blut –, wandte er sich gegen den Greif, während Prothall zu Mhoram stieß und ihm gegen die Urbösen Unterstützung leistete. Bannor blieb in Covenants Nähe; Quaan jedoch ließ die Überlebenden seines Fähnleins einen Abwehrring um Variol und Tamarantha bilden. Einen Moment später erscholl ein lauter Ruf von den
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