Der Fluch des Verächters - Covenant 01
es könnte dir wohl bekommen, mich anzuflehen. Ich vermöchte dich deiner Mühsal zu entledigen. Was du auch an Gesundheit oder Kraft wünschen magst, in meiner Macht liegt's, es dir zu geben. Denn ich habe meinen Angriff auf dies Zeitalter begonnen, und mir gehört die Zukunft. Ich werde nicht nochmals scheitern.«
Covenants Verstand war unter dem schockartigen Eindruck der Stimme noch wie betäubt. Aber das Angebot von Gesundheit entging ihm nicht, und sein Herz tat einen wilden Satz. Er spürte es deutlich in seiner Brust wummern, er fühlte, wie es gegen seine Furcht ankämpfte. Aber er war noch zu überwältigt, um zu sprechen. Die Stimme redete weiter, während er schwieg.
»Kevin war ein Narr – übermütig, altweiberhaft, feige. Sie alle sind Narren. Schau nur dich selbst an, Kriecher. Der mächtige Hoch-Lord Kevin, Sohn des Lorik und Urenkel des mir verhaßten Berek dem Lord-Zeuger, stand dort, wo du kniest, und er beabsichtigte mich zu vernichten. Er entdeckte meine Pläne, erkannte in bestimmtem Umfang meine wahre Natur – obwohl der Schwachkopf mich viele Jahre lang, ohne die Gefahr zu ahnen, im Rat zu seiner Rechten sitzen ließ – und er sah endlich, wer ich war. Dann kam es zum Krieg zwischen uns, jenem Krieg, der das Westland verwüstete und seine teure Herrenhöh selbst bedrohte. Meine Faust war die härtere, und er bekam sie zu spüren. Als seine Heere wankten und seine Macht schwand, verging er schier aus Verzweiflung – und in seiner Verzweiflung verfiel er mir. Er wähnte, er könne mich dennoch zur Gänze überwinden. Deshalb trat er mir in jener Höhle entgegen, aus der ich dich soeben gerettet habe – Kiril Threndor oder Donnerherz. Seibrich Felswürm weiß nicht, auf welchem schwarzen Stein er da steht. Und das ist nicht alles, worüber er in Unwissenheit lebt – doch von meinen weiter reichenden Absichten will ich schweigen. Auf seine Weise dient er mir gut, wenngleich er mir gar nicht zu dienen gedenkt. Ebenso werdet ihr, du und die zaghaften Lords, mir dienen, sei's euch so recht oder nicht. Mögen sie sich für eine Weile durch ihre geringen Rätsel arbeiten, während sie noch kaum daran denken, daß ich lebe. Noch haben sie nicht den siebenten Grad von des toten Kevin Lehre gemeistert, da wagen sie sich in ihrem Hochmut bereits Erdfreunde zu nennen, Diener des Friedens. Sie sind zu blind, um ihre eigene Überheblichkeit zu bemerken. Doch ich werde sie sehen lehren. In Wahrheit ist es nämlich schon zu spät für sie. Sie werden sich ins Kiril Threndor begeben, und ich werde sie Dinge lehren, die ihre Seelen verfinstern. So geziemt es sich. Dort trat Kevin vor mich und forderte mich in seiner Verzweiflung heraus. Und ich nahm an. Der Tor! Vor Lachen vermochte ich kaum die Worte recht zu sprechen. Er glaubte, daß solche Zauber mich erlösen möchten. Aber die Macht, die mich bindet, besteht seit der Erschaffung der Zeit. Deshalb nahm ich die Herausforderung an, als Kevin meiner spottete, ich möge die Gewalten entfesseln, die das Land und all seine verfluchten Geschöpfe zu Staub zerschmettern könnten. Ja, und ich lachte, bis sich am Ende in seiner Miene Zweifel regten. Dieser Verrückte stürzte das Zeitalter der Alt-Lords in den Untergang – aber ich überdauerte. Ja, ich! Gemeinsam standen wir im Donnerherz, der blinde Kevin und ich. Gemeinsam vollzogen wir das Ritual der Schändung. Ach, was war er für ein Dummkopf! Er war mir bereits verfallen und ahnte es doch nicht! In seinem Stolz auf seine Lehre sah er nicht, daß dasselbe Gesetz, dem er diente, mich inmitten des Unheils erhielt, während zugleich alle bis auf einige wenige seiner Leute und seiner Werke dem Tod und der Vernichtung anheimfielen. Gewiß, für eine Zeitlang war ich geschwächt. Tausend Jahre lang mußte ich mein Begehren zügeln wie ein geprügelter Köter. Der Preis dafür ist noch zu zahlen – dafür und für anderes werde ich mein Entgelt eintreiben. Aber ich ging nicht unter. Und als Seibrich den Stab fand, ihn erkannte und doch nicht zu gebrauchen vermochte, da sah ich meine neue Gelegenheit. Mir wird die Zukunft alles Lebenden gehören, um's zu bewahren oder zu vertun, wie's mir belieben mag. So flehe mich an, du Kriecher. Trotze dem Unheil, das mein Feind dir aufgebürdet hat. Du bekämst, entscheidest du dich falsch, kaum viel Möglichkeiten, um es zu bereuen.«
Der Nebel und die vom Rosenöl schwere Luft schienen an Covenants Kräften zu zehren, als entzögen sie ihm diese aus seinem Blut. Aber
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