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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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umgebenden Horizonts aus. Sein erster Eindruck war der von unmittelbarer Nähe; dann jedoch erkannte er, daß wenigstens ein Steinwurf ihn von den Klippen trennte. Anscheinend kam das gedämpfte Scharrgeräusch von der dem gewaltigen Berg zugewandten Lücke im Ringmäuerchen. Er wollte die Steinplatte überqueren und nach der Ursache des Geräuschs schauen. Aber sein Herz hämmerte zu mühselig; er konnte sich nicht aufraffen. Und er fürchtete den Anblick, der sich ihm bieten mochte. Das Geräusch näherte sich; ehe er irgendwie reagieren konnte, schob ein Mädchen seinen Kopf und die Schultern in die Lücke, warf die Arme über das Gemäuer. Als es ihn sah, erwiderte es seinen Blick. Das lange, dichte Haar des Mädchens – braun, mit Streifen in der Farbe hellen Honigs darin – umwehte es im Wind; seine Haut war stark sonnengebräunt, und sein dunkelblaues Kleid wies an den Schultern ein weißes Blumenmuster auf. Das Mädchen schnaufte und war gerötet, als sei es soeben ein beträchtliches Stück geklettert, aber es erwiderte Covenants Blick mit offenem Staunen und Interesse. Es wirkte kaum älter als sechzehn Jahre. Die Unumwundenheit der Begutachtung, welcher es Covenant unterzog, erhöhte noch sein Unbehagen. Er stierte es an wie eine Erscheinung.
    »Bist du wohlauf?« stieß es nach einem Moment des Zögerns hervor, noch immer gekeucht. Als es weitersprach, geschah es aus Erregung immer schneller. »Ich wußte erst nicht, ob ich selber kommen oder Hilfe holen sollte. Von den Hügeln aus sah ich eine graue Wolke überm Kevinsblick, und in der Wolke, so dünkte es mich, fand ein Kampf statt. Ich sah dich stehen und fallen. Da wußte ich nicht, was tun. Dann dachte ich mir, eine kleine Hilfe sofort, die ist besser als eine große Hilfe, die zu spät eintrifft. Also bin ich gekommen.« Es verstummte und schnappte nach Luft. »Bist du wohlauf?« fragte es dann noch einmal.
    Wohlauf? Er war angefahren worden ...! Seine Hände waren nur etwas zerschrammt, sie schmerzten, als habe er mit ihnen seinen Sturz aufgefangen. Auch in seinem Kopf stak ein dumpfer Schmerz wie nach einem Aufprall. Aber seine Kleidung war unbeschädigt, lieferte ihm keine Anzeichen dafür, daß er angefahren und übers Pflaster geschleift worden sei. Mit tauben Fingern betastete er seinen Unterleib und die Beine ab, aber irgendwo erzeugte seine Untersuchung starke Schmerzen. Anscheinend war er im wesentlichen unversehrt. Aber das Auto mußte ihn doch irgendwie angefahren haben. Wohlauf? Er starrte das Mädchen an, als besäße das Wort keine Bedeutung.
    Angesichts seines Schweigens nahm das Mädchen allen Mut zusammen und klomm durch die Lücke, trat vor ihn hin, den Berg im Hintergrund. Er sah, daß das dunkelblaue Kleid wie ein langes Gewand geschnitten war und um die Taille eine weiße Kordel aufwies. An den Füßen trug es um die Knöchel geschnürte Sandalen. Es war schlank und von zierlicher Gestalt; die schönen Augen waren aus Aufregung, Ungewißheit und Eifer geweitet. Es kam vorsichtig um zwei weitere Schritte näher, als wäre er eine Quelle der Gefahr, dann kniete es nieder, um seinem fassungslosen Unverstehen eingehendere Aufmerksamkeit zu schenken.
    Was zum Teufel ist das alles hier?
    »Wie kann ich dir helfen?« fragte das Mädchen in höflichem Respekt. »Du bist ein Fremder im Lande – das sehe ich. Du hast einer bösen Wolke widerstanden. Befiehl mir.« Sein Schweigen bot ihm offenbar Anlaß zum Kummer, denn es senkte den Blick. »Wünschst du nicht zu sprechen?«
    Was geht eigentlich mit mir vor?
    Im nächsten Moment keuchte es vor Verblüffung auf, wies ehrfürchtig auf seine rechte Hand. »Halbhand! Erstehen die Sagen wieder zum Leben?« Verwunderung kennzeichnete des Mädchens Miene. »Berek Halbhand«, flüsterte es. »Kann das wahr sein?«
    Berek? Zuerst konnte er sich nicht darauf besinnen, wo er den Namen schon einmal gehört hatte. Dann fiel es ihm ein. Berek! In eisiger Panik begriff er, daß der Alptraum noch nicht vorüber war, daß dieses Mädchen und Lord Foul der Verächter beide Akteure des gleichen Traumerlebens waren, das noch anhielt. Erneut sah er hinter dem hellen blauen Himmel Schwärze lauern; sie schwebte bedrohlich über ihm, umkreiste ihn wie auf Geierschwingen. Wo ...? Unbeholfen, als seien seine Gelenke aus Schrecken halb erstarrt, raffte er sich hoch. Unverzüglich erhob sich unter ihm ein gewaltiges Panorama in sein Blickfeld, sprang ihm in die Augen wie ein Hieb mit einem Vorschlaghammer der

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