Der Fluch des Verächters - Covenant 01
sein Herz klopfte weiter, und er klammerte sich an sein Pochen, um sich gegen seine Furcht zur Wehr zu setzen. Er drückte die Arme an seine Brust und krümmte sich vornüber, versuchte sich vor der Kälte zu schützen. »Was für ein Unheil?« brachte er mühsam heraus. Seine Stimme klang im Nebel bedeutungslos und kläglich.
»Es ist seine Absicht, daß du mein letztendlicher Bezwinger sein mögest. Dich hat er auserwählt – dich, Kriecher, und er hat zu diesem Zweck in deine Hände eine Macht gelegt, wie sie noch kein Sterblicher jemals besaß –, um mich zu vernichten. Aber er wird feststellen, daß ich so leicht nicht bezwungen werden kann. Du hast nun viel Macht – wilde Magie steht dir zu Gebote, die gegenwärtig dein Leben schützt –, aber du wirst sie niemals richtig begreifen. Zuletzt wirst du mich doch nicht schlagen können. Nein, du bist nur das Opfer seiner Erwartungen, und es ist mir nicht gegeben, dich durch den Tod von dieser Drangsal zu befreien ... noch nicht. Doch vermögen wir deine Macht gegen ihn zu wenden und die Erde endgültig von ihm zu säubern.«
»Gesundheit?« Mit Mühe hob Covenant seinen Blick aufwärts. »Gesundheit, sagtest du?«
»Jede, in welcher Hinsicht es dir daran auch mangeln mag, Kriecher. Doch ersuche mich darum, solange ich noch geduldig bin.«
Aber die Verachtung in der Stimme war zu stark, sie verletzte zu tief. Die Wunde füllte sich mit Covenants Wut. Er begann sich aufzulehnen. Nein , dachte er, während er sich von den Knien hochraffte, ein Kriecher bin ich nicht. Er knirschte, bevor er sprach, mit den Zähnen, um sein Zittern zu unterdrücken. »Wer bist du?« erkundigte er sich.
Als sähe sie den begangenen Fehler ein, antwortete die Stimme in freundlicherem Ton als zuvor. »Man hat mir viele Namen verliehen«, sagte sie. »Für die Lords von Schwelgenstein bin ich Lord Foul der Verächter. Für die Riesen der Wasserkante bin ich Satansherz und Seelenpresser. Die Ramen nennen mich Fangzahn den Reißer. In den Träumen der Bluthüter bin ich die Verderbnis. Aber das Volk des Landes ruft mich den Grauen Schlächter.«
»Lassen wir's«, sagte Covenant mit Entschiedenheit.
»Narr!« donnerte die Stimme, und ihre Gewalt warf Covenant der Länge nach auf den Felsboden. Er lag mit der Stirn auf den Stein gedrückt und wartete voller Schrecken darauf, daß ihn die Stimme in ihrem Unmut auslösche. »Nach deinesgleichen Wunsch pflege ich weder zu handeln noch zu unterlassen. Aber ebensowenig werde ich dir dies vergessen. Ich sehe, daß meine Geringschätzung deinen Stolz kränkt, Kriecher. Beizeiten will ich dich lehren, was wirklich Verachtung heißt. Aber nicht jetzt. Bald bin ich stark genug, um dir die ungezähmte Magie zu entringen, und dann sollst du zu deinem Schaden erfahren, daß ich in meiner Verachtung keine Grenzen kenne, daß mein Verlangen ein Ding ohne Boden ist. Aber nun habe ich genug Zeit verschwendet. Kommen wir zu meinem Willen. Vernimm meine Worte, Kriecher. Ich habe einen Auftrag für dich. Du wirst für mich eine Botschaft nach Schwelgenstein tragen – zum Großrat der Lords. Richte dem Großrat der Lords und dem Hoch-Lord Prothall, Sohn des Dwillian, von mir aus, daß die äußerste Frist ihres restlichen Verweilens im Lande von heute an noch siebenmal sieben Jahre beträgt. Ehe diese Zeit verstrichen ist, werde ich die Gewalt über Leben und Tod in meiner Hand halten. Und zum Beweis dafür, daß die Botschaft, die ich ihnen sende, ein Wort der reinen Wahrheit ist, berichte dies: Seibrich Felswürm, Höhlenschrat im Donnerberg, hat den Stab des Gesetzes gefunden, den vor zehnmal hundert Jahren Lord Kevin während des Rituals der Schändung verlor. Sage ihnen, daß es ihres Geschlechtes Aufgabe ist, den Stab zurückzugewinnen. Ohne ihn werden sie mir nicht einmal noch sieben Jahre widerstehen können, und mein Sieg wird um sechsmal sieben Jahre früher vollkommen sein als andernfalls. Und was dich betrifft, Kriecher: Vergiß die Botschaft nicht. Bringst du sie nicht vor den Rat, wird jeder Mensch im Lande tot sein, bevor zehn Jahreszeiten verstreichen. Du begreifst nicht, worum es geht – doch laß es dir von mir gesagt sein: Seibrich Felswürm hat den Stab des Gesetzes, und das ist Grund zu höchstem Grauen. Trägst du die Botschaft nicht zu den Empfängern, wird er in zwei Jahren zu Herrenhöh den Thron besteigen. Schon jetzt beginnen die Höhlenschrate sich um ihn zu scharen. Wölfe und auch Urböse, Abkömmlinge der Dämondim, lockt
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