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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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eine unwiederfindbare Tür. Birinair ritt dem Trupp voraus, seinen Allholzmeister-Stab quer über den Nacken seines Tiers gelegt; hinter ihm ritt Blutmark Tuvor auf dem Ranyhyn-Hengst Marny, denn die Ranyhyn brauchten den uralten Groll Morinmoss' nicht zu fürchten, und Marny konnte Birinair, falls der greise Herdwart abirren sollte, den richtigen Weg weisen. Hinter Tuvor folgten Prothall und Mhoram, und in Mhorams Rücken saß Llaura; ihnen folgten Covenant und Schaumfolger. Der Riese trug unverändert das Kind, das noch immer schlief. Zum Schluß kamen Quaan und sein Fähnlein, zwischen den Bluthütern zusammengedrängt.
    Platz war genug für die Durchquerung vorhanden. Die Bäume mit ihren dunkelfleckig ebenholzschwarzen und rostbraunen Stämmen standen weit auseinander und ließen zwischen sich Freiraum für ihr Unterholz und Tiere; daher gelangten die Reiter ohne Behinderung vorwärts. Auch waren die Bäume keineswegs hoch. Auf klotzigen Stämmen ragten sie ungefähr fünf bis acht Meter empor, dann verbreiterten sie sich in knorrigen, durchhängenden Ästen zu einer von Laub schweren Krone. Darunter war das Aufgebot völlig in Morinmoss' Düsternis getaucht. Das Astwerk verwob sich ineinander, so daß es schien, als stütze sich ein Baum mit seinen Armen auf den anderen; und von den Gliedern hingen beachtliche Strähnen und ganze Vorhänge aus Laubmoos herab – dunkles, dickes, feuchtes Moos, das vom Geäst baumelte wie träges Blut, im Fließen erfaßt und erstarrt. Das Moos wallte vor den Reitern, als beabsichtige es, sie vom Weg abzulenken, sie in die Irre zu führen. Und auf dem weichen, moosigen Untergrund erzeugten die Hufe der Pferde kein Geräusch. Die Reiter zogen so lautlos dahin, als wären sie in ein Trugbild verwandelt worden.
    Indem er der Berührung mit den dunklen Moosgehängen instinktiv auswich, spähte Covenant in die ununterbrochene Düsternis des Waldes. Soweit er sehen konnte, waren sie in sämtlichen Richtungen von nichts umgeben als der grotesken Grimmigkeit von Moos, Ästen und Stämmen. Doch über die Grenzen seiner sinnlichen Wahrnehmung hinaus konnte er mehr erkennen – er sah, roch und hörte im Schweigen des Waldes dessen forstliches Herz grübeln. Dort hegten die Bäume ihre schweren Erinnerungen – an das weite, lebensfrohe Brodeln des Bewußtseins in jener Zeit, da der Geist des Holzes erhaben über vielen hundert Längen fruchtbarer Erde schwebte; an die Bekanntschaft mit dem schartigen Senkblei von Schmerz, Entsetzen und Unglauben, die sich wie Ringwellen auf der Wasseroberfläche eines Ozeans ausbreiteten, bis auch das entlegenste Blatt im Land erzitterte, als das Abschlachten der Bäume begann, Axt und Feuer sie mit Wurzeln und Asten und allem verschlangen, man die Stümpfe fortschleppte; und ans Hasten und die Not der Tiere, ebenfalls hingeschlachtet oder um Heim, Gesundheit und Hoffnungen gebracht; und an das lautere Lied des Forsthüters, dessen Melodie das insgeheime, grimmige Vergnügen des Zermalmens lehrte, des Zurückschlagens gegen winzige Menschen, ihr Blut mit den Wurzeln zu kosten; und an die allmähliche Schwächung, die selbst diese letzte wilde Freude beendete, den Bäumen nichts ließ als ihre eingedickten Erinnerungen und ihre stumme Verzweiflung, in der sie ihren Zorn entschlummern sahen.
    Covenant spürte irgendwie, daß die Bäume keine Ahnung von Lords oder freundschaftlichen Beziehungen besaßen; für sie gab es Lords noch gar nicht lange genug im Land, als daß sie sich ihrer hätten entsinnen können. Nein, es war Schwäche, das Versagen des Geistes, was den Reitern die ungehinderte Durchquerung ermöglichte – Schwäche, Trauer, hilflose Schläfrigkeit waren die Gründe. Hie und da nahm er Bäume wahr, die noch wach waren und nach Blut dürsteten. Aber sie waren zu wenige, viel zu wenige. Morinmoss vermochte bloß noch zu grübeln, durch die eigene uralte Sterblichkeit seiner Macht beraubt.
    Eine Hand aus Moos berührte Covenant und hinterließ auf seinem Gesicht Feuchtigkeit. Er wischte sie hastig fort, als wäre es Säure. Dann ging jenseits von Morinmoss die Sonne unter, und selbst das restliche schwache Licht im Wald erlosch. Covenant beugte sich im Sattel nach vorn, inzwischen hellwach, darum besorgt, Birinair könne sich verirren oder in einen Vorhang aus Moos reiten und erstickt werden. Aber indem Dunkelheit in die Luft sickerte, als tröffe sie vom Dach aus Baumkronen, befiel den Wald eine Veränderung. Nach und nach entstand an den

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