Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Dunkelheit in ihre Umarmung ein. Urplötzlich stieß sie schrille Rufe aus. »Kelenbhrabanal maruschyn! Ruschyn hynyn kelenkoor rillynarunal! Ranyhyn kelenbhrabanal!« Dann gab sie einen Pfiff von sich; er hallte von der Steilwand wider wie ein grelles Kreischen. Für einen ausgedehnten Moment schien Stille die Ebenen zu ersticken. Mit trotzigen Schritten kehrte sie zurück ins Menschenheim.
    »Ich habe gerufen«, sagte sie barsch zu Covenant, als sie an ihm vorbeiging. Dann war sie hinter ihm, und er sah sich der Belagerung durch den Mondschein allein gegenüber.
    Doch nach kurzer Frist vernahm man tatsächlich das Donnern von Hufen. Große Pferde preschten aus der Ferne heran; ihr Hufschlag schwoll an, als wälzten die Hügel selbst sich Menschenheim entgegen. Dutzende von Ranyhyn kamen näher. Covenant versteifte seine Knie, um sich aufrecht halten zu können. Ihm war, als fühle sich sein Herz zu schwach zum Weiterschlagen. Unklar drang ihm das gespannte Schweigen der Zuschauer ins Bewußtsein. Dann schien sich der Rand des Vorplatzes rötlich aufzuwerfen, und eine Welle von Ranyhyn kam zum Vorschein – fast hundert Rösser galoppierten dicht an dicht wie eine Mauer auf Covenant zu. Unter den Ramen ertönten Ausrufe des Staunens und der Bewunderung. Selbst von den ältesten Mähnenhütern hatten nur wenige schon so viele Ranyhyn zugleich erblickt. Und Covenant wußte, daß er vor sich das stolzeste Fleisch des Landes sah. Er befürchtete plötzlich, sie würden ihn niedertrampeln. Aber der Wall aus Pferdeleibern wich mit seinem Donnern von Hufen vor ihm nach links aus, umrundete ihn, bis er völlig umstellt war; Mähnen und Schweife wehten, die Sterne auf ihren Stirnen blitzten, als man ihn umzingelte, im Feuerschein auf, während sie vorüberfunkelten, acht Dutzend Ranyhyn durchs Gras sprengten, ihn umkreisten. Der Klang ihrer Hufe erfüllte seine Ohren wie ein Gewitter. Während sie liefen, zogen sie ihre Kreise enger. Ihre ruhelose Kraft zupfte an seiner Furcht, drehte ihn mit ihnen um sich selbst, als versuche er, alle gleichzeitig im Auge zu behalten. Sein Herz wummerte schmerzhaft. Er konnte sich nicht schnell genug drehen, um der Geschwindigkeit gleichzukommen, mit der sie um ihn kreisten. Die Anstrengung brachte ihn ins Wanken, er verlor sein Gleichgewicht, sackte nieder auf die Knie. Im nächsten Augenblick jedoch stand er wieder hochgereckt auf den Füßen, die Beine gegen das Schwindelgefühl, das ihr Kreisen ihm verursachte, fest in den Untergrund gestemmt, und sein Gesicht verzerrte sich, als schreie er einen Schrei, der im Hufschlag der Ranyhyn unterging. Er breitete die Arme aus, als wolle er verhindern, daß Mauern der Nacht ihn zwischen sich zerquetschten. Ganz allmählich, wie um ihn zu quälen, kam der Kreis unter Stampfen und Schnauben zum Stillstand. Die Ranyhyn wandten sich einwärts, Covenant zu. Sie verdrehten die Augen, einige hatten Schaum vor dem Maul. Anfangs begriff er ihre Gefühlsregungen nicht. Aus den Reihen der Zuschauer erscholl plötzlich ein Aufschrei. Die Stimme gehörte Llaura. Covenant fuhr herum und sah Pietten herübergelaufen kommen, zu den Pferden. Llaura dahinter, aber in zu großem Abstand, um ihn noch einholen zu können. Das Kind überraschte mit seinem Verhalten alle Beteiligten; aller Aufmerksamkeit hatte Covenant gegolten. Pietten erreichte den Kreis und kroch zwischen den unruhigen Hufen der Ranyhyn hindurch. Es kam jedem unmöglich vor, daß er nicht zertrampelt werden würde. Sein Kopf war nicht größer als der Durchmesser einer ihrer Hufe, und die Rösser stampften und tänzelten unablässig. Da erkannte Covenant eine Chance. Mit einem nahezu instinktiven Satz sprang er hinüber und riß Pietten unter den Pferden hervor. Seine Halbhand vermochte den Zugriff jedoch nicht beizubehalten; Pietten purzelte der Länge nach hin. Unverzüglich wirbelte das Kind empor. Es stürzte sich auf Covenant und schlug ihn mit seiner ganzen kindlichen Kraft. »Sie hassen dich!« heulte Pietten. »Geh weg!«
    Mondschein fiel auf den Vorplatz, als sei er von den Bergen gerutscht. Im karminroten Schimmer ähnelte Piettens kleines Gesicht einer Ödnis. Das Kind wehrte sich, aber Covenant hob es vom Erdboden, legte es sich mit beiden Armen gegen die Brust. Er hielt Pietten in seiner Umarmung fest und hob den Blick zu den Ranyhyn. Nun verstand er. Bislang war er zu sehr davon in Anspruch genommen gewesen, ihnen aus dem Weg zu gehen, um zu merken, wie sie auf ihn reagierten. Sie

Weitere Kostenlose Bücher