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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Hocherhaben tötete, und in seiner Blödheit dachte er, daß das Töten eine völlig neue Zumutung für ihn sei, vollkommen unerwartet. Aber er war nicht erst seit kurzem dazu in der Lage; seit dem Anfang des Traums war er so gewesen, vom Anfang an. In intuitiver Erkenntnis begriff er, daß kein Unterschied zwischen dem bestand, was die Urbösen mit den Flammengeistern taten, und dem, was er mit Lena angestellt hatte. Seit seinem ersten Tag im Lande diente er Lord Foul. »Nein!« Er schäumte, als brodelte er in Säure. »Nein. Ich mache nicht mehr mit. Ich denke gar nicht daran, noch länger das Opfer zu sein. Ich will nicht von Kindern herumgeschoben werden.« Du hast sie vergewaltigt! schrie er sich selbst an und schlotterte unter der Wildheit seiner eigenen Wut. Du elender, dreckiger Lumpenhund! Er fühlte sich so schwach, als habe das Begreifen dessen, was er begangen hatte, seine Knochen zersetzt.
    »Zweifler!« sagte eindringlich Mhoram. »Was ficht dich an?«
    »Nein!« wiederholte Covenant. »Nein!« Er versuchte zu brüllen, aber seine Stimme klang entfernt, kränklich. »Ich werde das nicht ... hinnehmen. Das ist nicht richtig. Ich werde überleben! Hört ihr mich?«
    »Wer bist du?« zischte Mähnenhüter Lithe aus verpreßten Lippen. Mit einem raschen Kopfschütteln und einer blitzartigen Drehung des Handgelenks zog sie die Kordel aus ihrem Haar und hielt sie kampfbereit.
    Prothall nahm ihren Arm. Seine Greisenstimme schnarrte von Autorität und Fürbitte zugleich: »Vergib, Mähnenhüter. Diese Sache ist jenseits deiner Begriffe. Er besitzt das Weißgold, welches den Frieden stört. Wir müssen vergeben.«
    »Vergeben?« Covenant wollte brüllen, aber er flüsterte nur heiser. Seine Beine versagten, aber er fiel nicht. Bannor hielt ihn von hinten aufrecht. »Ihr könnt nicht vergeben.«
    »Ersuchst du um Strafe?« fragte Mhoram ungläubig. »Was hast du getan?«
    »Ersuchen?« Covenant bemühte sich darum, sich auf irgend etwas zu besinnen. Dann kam er wieder darauf. Er wußte, was er zu tun hatte. »Nein, ruft die Ranyhyn.«
    »Was?« fuhr Lithe entrüstet auf. Sämtliche Ramen stimmten in ihre Empörung ein.
    »Die Ranyhyn! Ruft sie!«
    »Bist du von Sinnen? Gib acht, Ring-Than. Wir sind die Ramen. Wir rufen die Ranyhyn nicht – wir dienen ihnen. Sie kommen, wann sie wollen. Sie sind nicht hier, um nach unseren Rufen zu springen. Und nachts kommen sie ohnehin nicht.«
    »Ruft sie, sage ich dir! Ruft sie!«
    Irgend etwas in seiner schrecklichen Eindringlichkeit überzeugte sie. Erst zögerte sie, musterte ihn in wirrem Gemisch aus Zorn, Widerwillen und unvermutetem Mitgefühl; dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ Menschenheim. Auf Bannor gestützt, torkelte Covenant unterm überwältigenden Gewicht des Berges hervor. Das Aufgebot und die Ramen schlossen sich an wie eine Woge unterdrückter Wut. In ihrem Rücken hatte sich der rote Mond soeben über die Bergkette geschoben, und die weiten Ebenen, unterm hügeligen Vorland unterhalb Menschenheims sichtbar, waren bereits vom Karminrot verwaschen. Die unreine Überschwemmung schien das Gewebe der Erde aufzulösen, Felsen, Erdreich und Gras in Fäulnis und bitteres Blut zu verwandeln. Die Versammlung teilte sich nach beiden Seiten, so daß die Lagerfeuer das offene Gelände erhellten. Lithe schritt hinaus in die Nacht, in die Richtung der Ebenen, bis sie das entfernte Ende des Vorplatzes erreichte.
    Covenant blieb stehen und beobachtete sie. Unsicher, aber entschlossen entledigte er sich Bannors Unterstützung – stand auf eigenen Beinen da, obwohl er sich dabei eher mit einem von der Flut gestrandeten Schiffswrack vergleichen ließ, festgekeilt auf einem unglaublich hohen Riff. Er folgte Lithe, obwohl er sich so steif bewegte, als wäre er aus Holz. Vor ihm erstreckte sich die blutige Landschaft unterm Mondschein wie ein totes Meer, und es saugte immer stärker an ihm, indem es ihm mit jedem Stückehen näher schwappte, um das der Mond höherstieg. Sein Ring schwelte kühl. Er spürte, der Ring war der Magnet. Himmel und Erde verfärbten sich gleichermaßen rot, und er trat hinaus, als sei er die Achse, um die diese rote Nacht sich drehte – als seien er und sein Ring die Kraft, die in der besudelten Nacht die rote Ebbe und Flut regelte. Gleich darauf verharrte er am Mittelpunkt der freien Fläche. Ein Leinentuch des Schweigens umhüllte die Zuschauer. Kurz vor Covenant stand Mähnenhüter Lithe und breitete die Arme aus, als lade sie die

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