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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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dich nicht hören können. Hast du sie abgewiesen? Abgewiesen?«
    »Abgewiesen.« Covenant stöhnte. Sie hassen mich . Er schob sich an Mhoram vorbei und schlurfte ins Menschenheim. Unsicher wie ein Schiff mit zerbrochenem Kiel strebte er zum nächstbesten Kochfeuer. Die Ramen wichen ihm aus, sahen ihn, wenn er vorbeiging, ehrfürchtig an. Es war ihm egal. Er erreichte das Feuer und krallte sich an das erstbeste Essen, das er sah. In seiner Halbhand wollte das Fleisch nicht bleiben, also verzehrte er es gierig mit der Linken. Er schlang achtlos alles in sich hinein, schluckte die Nahrung unzerkaut und stopfte sich Fäustevoll nach. Dann verlangte es ihn nach etwas zu trinken. Er schaute umher und erspähte Schaumfolger, der in der Nähe stand, in seiner klobigen Hand, worin er wie ein Spielzeug wirkte, einen Krug voller Diamondraught . Kurzerhand nahm Covenant den Krug und leerte ihn. Dann verharrte er stumpfsinnig, wartete auf den Effekt des Diamondraught . Er kam rasch. Bald begannen sich in seinem Kopf Nebelschwaden auszubreiten. Sein Gehör trug ihm nur noch hohle Klänge zu, als lausche er von dort aus ins Menschenheim, von wo aus man auch das Gras von unten betrachten konnte. Er wußte, er würde binnen kurzem die Besinnung verlieren – er gierte regelrecht danach –, aber bevor ihm das Bewußtsein schwand, zwang ihn der Schmerz in seiner Brust noch dazu, sich an Schaumfolger zu wenden. »Riese, ich ... ich brauche Freunde.«
    »Warum meinst du, daß du keine hast?«
    Covenant blinzelte und sah vor sich alles, was er im Lande getan hatte. »Sei nicht albern.«
    »Dann glaubst du doch, daß wir Wirklichkeit sind.«
    »Was?« Mit Händen, die keine Finger besaßen, klaubte Covenant nach der Bedeutung von des Riesen Äußerung.
    »Du hältst uns für dazu imstande, dir nicht zu vergeben«, erklärte Schaumfolger. »Aber wer würde dir bereitwilliger verzeihen als dein eigener Traum?«
    »Nein«, entgegnete der Zweifler. »Träume ... verzeihen niemals.« Dann entglitten der Feuerschein und Schaumfolgers freundliche Miene seinem Blickfeld, und er taumelte in den Schlaf.

20
     

Eine Frage von Hoffnung
     
     
    Er ging geduckt in den Schlaf hinüber, erwartete Alpträume. Aber er hatte keine. Durch das vage Heben und Senken seines Dahintreibens – als seien seine Sinne sogar im Schlaf empfänglich fürs Land – fühlte er sich aus der Ferne beobachtet. Der Blick, den er auf sich ruhen spürte, war sorgenvoll und gütig; er erinnerte ihn an den alten Bettler, der ihn dazu gedrängt hatte, ein Aufsätzchen über ›die grundsätzliche Frage aller Ethik‹ zu lesen. Als er aufwachte, sah er Menschenheim hell von Sonnenschein. Die schattige Decke der Höhle war düster, aber das Licht, welches der Felsboden reflektierte, hellte sie ein wenig auf und schien das übermächtige Gewicht der Felsen zu mindern. Und die Sonne fiel weit genug ins Menschenheim hinein, so daß Covenant feststellen konnte, daß er am frühen Nachmittag eines warmen vorsommerlichen Tages erwacht war; er lag fast an der Rückwand der Höhle, umgeben von Stille. Neben ihm saß Salzherz Schaumfolger. Covenant schloß die Lider für einen weiteren Moment. Er spürte, daß er eine entscheidende Auseinandersetzung durchgestanden hatte. Und er hatte das unbestimmte Gefühl, daß sich der ausgemachte Handel bewähren sollte.
    »Wie lange habe ich geschlafen?« fragte er und öffnete die Augen wieder. Die Frage klang, als glaube er, von den Toten auferstanden zu sein.
    »Heil und willkommen, mein Freund«, erwiderte der Riese. »Du läßt meinen Diamondraught kraftlos erscheinen. Du hast bloß für eine Nacht und einen Vormittag geschlafen.«
    »Das liegt an der Übung«, sagte Covenant und reckte sich genüßlich. »Ich schlafe so viel ... allmählich werde ich zu einem Fachmann.«
    »Eine seltene Begabung.« Schaumfolger lachte gedämpft.
    »Eigentlich nicht. Mit uns Leprakranken hat's mehr auf sich, als du vielleicht denkst.« Plötzlich runzelte er die Stirn, als habe er sich bei einem unbeabsichtigten Verstoß gegen seinen Vorsatz der Langmut ertappt. »Wir sind überall anzutreffen«, fügte er in kläglichem Ton hinzu, um zu vermeiden, daß man ihn allzu ernst nahm.
    Aber sein versuchter Humor gab dem Riesen anscheinend Rätsel auf. »Sind die anderen ...«, begann Schaumfolger nach einer Weile sehr bedächtig. »Ach, ›Leprakranker‹ ist ein schlechter Name. Viel zu kurz für jemanden wie dich. Ich kenne das Wort nicht, aber mein Ohr vernimmt

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