Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
des Aufgebots hatte Menschenheim bereits betreten. Zwei weitere solcher Lagerfeuer brannten, und die Ramen unterteilten das Aufgebot in drei Grüppchen: um ein Feuer saßen die Bluthüter; um das zweite Feuer setzten sich Quaan und seine vierzehn Krieger; an das dritte, zwischen den beiden anderen befindliche Lagerfeuer luden die Ramen Prothall, Mhoram, Schaumfolger, Llaura, Pietten und Covenant ein, und dort genossen sie die Gesellschaft der Mähnenhüter.
    Covenant ließ sich mittreiben, bis er schließlich mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem glatten Steinboden saß; ihm gegenüber auf der anderen Seite der Feuerstelle hatten Prothall, Mhoram und Schaumfolger Platz genommen. Vier Mähnenhüter belegten Sitzplätze neben den Lords, und Lithe ließ sich in Covenants Nähe nieder. Den Rest des Kreises füllten Seilträger aus, die mit ihren Mähnenhütern, ihren Lehrern und Vorgesetzten, aus den Ebenen gekommen waren. Die meisten Heimständigen betätigten sich weiter im Innern der Höhle an den Kochfeuern, aber ein Heimständiger stand hinter jedem Gast, bereit zu Dienstleistungen. Gay betreute Covenant, und sie summte eine unbeschwerte Melodie, die ihn an ein Lied erinnerte, das er einmal gehört hatte:
     
    »Etwas ist an der Schönheit,
    das in des Betrachters Seele
    erblüht wie eine Blume ...«
     
    Er glaubte, er könne durch den Qualm des Holzes und die Gerüche von Kochstellen Gays frischen, grasigen Körperduft riechen. Während er völlig abgeschlafft auf dem Felsboden herumsaß, waberte das letzte orangene und goldene Aufflackern des Sonnenuntergangs über die Felsendecke wie ein leidenschaftliches Lebewohl. Dann war die Sonne verschwunden. Nacht breitete sich über den Ebenen aus; die einzige Helligkeit in Menschenheim stammte von den Feuern. Die Luft schwirrte von Geschäftigkeit und gedämpften Unterhaltungen, glich einem Wind voller Ranyhyn-Geruch über den Hügeln. Aber die Speisen, vor denen es Covenant so grauste, kamen nicht sofort. Zunächst zeigten etliche Seilträger einen Tanz. Drei von ihnen führten ihn innerhalb des Kreises vor, zu dem Covenant gehörte. Sie tanzten mit Gebärden des Hochaufbäumens ums Feuer und sangen zu einem recht verwickelten Rhythmus von Händeklatschen durch Heimständige ein Lied, das streckenweise einem Wiehern glich. Die geschmeidigen Bewegungen ihrer Gliedmaßen, die plötzlichen eruptiven Eigenheiten des Tanzes, das dunkle Braun ihrer Haut – damit wirkten sie, als brächten sie mit ihrer Darbietung den Puls der Ebenen zum Ausdruck, tanzten sie den Pulsschlag, indem sie ihn so sehr beschleunigten, daß menschliche Augen ihn wahrzunehmen vermochten. Und wiederholt beugten sie ihre Leiber derart, daß der Feuerschein an die Wände und die Decke der Höhle pferdeähnliche Schatten warf. Manchmal hüpften die Tänzer nahe genug heran, daß Covenant etwas von ihrem Gesang verstehen konnte.
     
    »Im Gras gewachsene Hufe, Sternenstirnen,
    Fesseln und Widerriste wie Erd-Holz entsprossen:
    schöngeratene Ranyhyn, galoppiert und lauft –
    wir dienen dem Schweif des Himmels,
    der Mähne der Welt.«
     
    Die Worte und der Tanz gaben ihm das Gefühl, sie drückten irgendein geheimes Wissen aus, irgendeine Einsicht, an der er teilhaben mußte. Das Gefühl entsetzte ihn; er entzog den Tänzern ruckartig seinen Blick und richtete ihn in die glühenden Kohlen des Feuers. Als der Tanz vorbei war, starrte er weiterhin ins Herz der Flammen, den Blick voller unbestimmter Bestürzung.
    Nach dem Tanz brachten die Heimständigen Speisen und Getränke in die Kreise um die Feuer. Sie benutzten große Blätter als Schüsseln und häuften vor ihren Gästen Geschmortes und wilde Kartoffeln auf. Das Essen war stark mit seltenen Gewürzen, die die Ramen beim Kochen zu verwenden pflegten und schätzten, schmackhaft gemacht worden, und binnen kurzem war das Aufgebot voll mit dem Festmahl beschäftigt. Für geraume Zeit vernahm man in Menschenheim nur die Geräusche des Servierens und Essens. Inmitten der Festlichkeit kauerte Covenant wie ein gefällter Baum. Er sprach auf nichts an, was ihm Gay anbot. Er glotzte ins Feuer; eine Kohle lag darin, die brannte rötlich, vergleichbar mit dem nächtlichen Glanz seines Rings. Im Geiste vollführte er eine Art von VBG, betrachtete seine Gliedmaßen von einem zum anderen Ende; und sein Herz schmerzte aufgrund der Überzeugung, er müsse irgendwo einen vollkommen unvermuteten Flecken der Leprose entdecken. Er sah aus, als welke er dahin.
    Nach

Weitere Kostenlose Bücher