Der Fluch des Verächters - Covenant 01
die den Kampflärm mühelos übertönte, zu rufen: »Melenkurion abatha! Minas mill khabaal!« Vom einen bis zum anderen Ende brach grellweißes Feuer aus seinem Stab. Die Macht seiner Worte schüttelte Seibrich durch und schleuderte ihn um einen Schritt zurück. Prothall raffte sich wieder hoch.
Immer mehr Höhlenschrate schwärmten ins Kiril Threndor. Sie drängten Quaan und sein Fähnlein zurück ans Podest. Endlich beeilte sich Mhoram, die Krieger zu unterstützen. Flammen loderten aus seinem Stab, als er zum Angriff überging. Rund um ihn fochten die Bluthüter wie Derwische, sprangen und traten zwischen den Höhlenschraten so blitzartig geschwind umher, daß die Geschöpfe sich untereinander behinderten, wenn sie zurückzuschlagen versuchten. Aber unablässig strömten Verteidiger Seibrichs herein, wimmelten durch die Höhle. Unter ihrem immer stärkeren Ansturm begann das Aufgebot in Bedrängnis zu geraten. »Ich habe ihn«, rief da plötzlich Prothall durchs Getöse. »Der Mond ist frei.«
Voller Triumph stand er hochaufgerichtet auf dem Podest, reckte den Stab des Gesetzes in seinen Händen empor. Seibrich lag zu seinen Füßen, knirschend wie ein Stück zerbrochenen Steins. »Gib ihn mir zurück!« keuchte die Kreatur zwischen krampfartigen Zuckungen des Grams. »Ich will ihn haben!« Dieser Anblick jagte den Höhlenschraten mit einem Schlag Furcht ein. Sie schraken zurück, entfernten sich zu den Wänden der Höhle. Von der Notwendigkeit des Kampfes befreit, wandten sich Quaan und seine Krieger Prothall zu und verfielen in rauhkehligen Jubel. Ihre Stimmen klangen heiser und verbraucht, aber sie schwelgten in Prothalls Sieg, als habe der Hoch-Lord soeben die Zukunft des Landes gewonnen. Aber über ihnen hielten sich die tanzfreudigen Lichter des Kiril Threndor an ihre eigene trunkene Weise. Covenant warf einen Blick auf seinen Ring. Das silbrige Weißgold brannte noch immer von Blut. Der Mond war vielleicht frei; er jedoch nicht. Ehe die Echos des Jubels verhallten – ehe irgend jemand sonst etwas unternehmen konnte –, entstand ein neuer Laut. Er setzte leise ein, schwoll dann an, bis er die Felsenkammer ausfüllte, als bräche die Decke nieder. Er war ein Gelächter – Lord Fouls Lachen, prall von Schwingungen der Heiterkeit und des unstillbaren Hasses. Seine Übermächtigkeit, die augenblicklich erniedrigte, beherrschte sofort die Lage, begrub alle in der eigenen Hilflosigkeit; es lähmte die Anwesenden, schien sie von den eigenen Herzschlägen, von der eigenen Atmung abzuschneiden. Solange sich dies Lachen auf sie legte, waren sie nichtig. Selbst Prothall stand regungslos da. Trotz seines Sieges wirkte er alt und schwächlich, und seine Augen schauten blicklos drein, als starre er in seinen Sarg. Und Covenant, der das Lachen kannte, vermochte ihm nichts entgegenzusetzen. Aber Lord Mhoram handelte. Er sprang auf das Podest und wirbelte seinen Stab um seinen Kopf, bis die Luft sirrte und blaue Blitze hinauf zwischen die Trauben von Stalaktiten schossen. »So zeige dich denn, Verächter!« brüllte er. »Wenn du deiner Sache so sicher bist, laß dich herbei! Oder fürchtest du doch, dir mit uns dein Verhängnis einzuhandeln?!«
Lord Fouls Lachen floß nun über von noch größerer Geringschätzigkeit. Aber Mhorams Aufbegehren hatte seinen Bann gebrochen. Prothall berührte Mhorams Schulter. Die Krieger packten ihre Schwerter und scharten sich in grimmiger Bereitschaft hinter den Lords zusammen. Noch mehr Höhlenschrate kamen in die Höhle, griffen jedoch nicht an. Als er sie bemerkte, erhob sich Seibrich auf seine verkrüppelten Arme. Seine blutroten Augen brodelten noch, klammerten sich bis ans Ende an Wut und Bosheit. Er hustete, als wolle er sein Herz herauswürgen. »Der Stab«, krächzte er dann. »Ihr wißt nichts. Könnt ihn nicht benutzen. Narren. Keine Flucht. Keine. Ich gebiete über Heere. Ich habe den Stein.« Mit einer wilden Anstrengung verschaffte er sich durch das Gelächter Gehör. »Den Weltübel-Stein. Macht über Macht. Ich werde zerschmettern. Zerschmettern.« Er fuchtelte mit einem Arm schlaff hinüber zu seinen Schraten. »Zerschmettern!« kreischte er mit erstickter Stimme. Die Höhlenschrate schwangen ihre Waffen und rückten vor.
24
Ruf nach den Feuerlöwen
Sie kamen heran wie eine Masse roter Augen, stumpfsinnig aus hohler Entschlossenheit. Doch Lord Fouls körperloses Lachen bereitete ihnen anscheinend Hemmungen. Sie durchquerten es, als müßten sie durch
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