Der Fluch des Verächters - Covenant 01
ins Kiril Threndor gestürmt, angeführt von Streitwart Quaan und Hoch-Lord Prothall. Die Truppe sah mitgenommen aus, als habe sie einigen äußeren Widerstand überwinden müssen, war jedoch vollzählig und in ihrem Vorgehen zielstrebig, drang in die Höhle mit der Entschiedenheit einer Flutwelle ein. Prothall brachte Seibrich mit einem herrisch strengen Zuruf zum Erstarren. Ehe die Höhlenschrate begriffen, wie ihnen geschah, fuhr das Fähnlein unter sie und scheuchte sie aus der Felskammer. Im Handumdrehen war Seibrich von einem weitgezogenen Ring aus Kriegern und Bluthütern umkreist. Langsam, sichtlich sehr verwirrt, wich er zurück, bis er wieder halb auf seinem Podest hockte. Er schaute in die Runde, als sei er nicht zu begreifen in der Lage, was sich ereignet hatte. Aber seine Schaufelhände hielten den Stab in einem Griff von der Grimmigkeit des Todes. Dann nahmen seine lavaroten Augen einen grotesken Ausdruck von Dummschlauheit an.
»Hier!« Er fauchte mit rauher Stimme, während er über die Schulter nach hinten nickte, als verdrehten Zuckungen ihm den Hals. »Das ist recht und billig. Recht und billig. Besser als Versprechen. Sie alle ... hier. Alle kleinen Lords und winzigen Bluthüter ... Menschen. Zur Stelle zum Zerschmettern.« Er begann zu lachen und erlitt einen Hustenanfall. »Zerschmettern!« röchelte er heraus, als er sich wieder in die Gewalt bekam. »Mit Macht zerschmettern!« Er erzeugte in seiner Kehle Laute, die dem Knacken von Knochen glichen. »Macht! Kleine Lords. Mächtiger Seibrich. Besser als Versprechungen.«
Unumwunden trat Prothall dem Höhlenschrat entgegen. Er reichte seinen Stab Mhoram und ging zu dem Podest, an seiner Seite Tuvor. Seine Haltung war aufrecht; sein Gebaren ruhig und abgeklärt. Gestärkt durch Jahre der Kasteiung, kannten seine Augen weder Zagen noch Leidenschaft. Im Gegensatz dazu brannten Seibrichs rote Augen in verzehrendem Maße von der Erfahrung ungezählter Übersättigungen – von suchtmäßiger Gier nach Macht. Als der Hoch-Lord sprach, klang selbst das Rasseln in seiner Greisenstimme nach Autorität und entschiedenem Willen. »Gib auf!« sagte er leise. »Seibrich Felswürm, hör mich an! Der Stab des Gesetzes kann nicht in deinem Besitz verbleiben. Er ist nicht für dich bestimmt. Seine Kraft darf allein zum Heil des Landes Verwendung finden. Händige ihn mir aus.« Covenant trat vor und neben den Hoch-Lord. Er hatte das Gefühl, dem Stab nahe sein zu müssen.
»Macht?« sabbelte Seibrich. »Aufgeben? Niemals!« Seine Lippen bewegten sich weiter, als er verstummte, als prüfe er geheime Absichten auf ihre Tauglichkeit.
»Verzichte auf ihn«, drängte Prothall nochmals. »Zu deinem eigenen Nutzen. Bist du blind, was dich selbst anbetrifft? Siehst du nicht, was mit dir geschehen ist? Seine Kraft ist dir nicht zugedacht. Sie vernichtet dich. Du hast den Stab übel mißbraucht. Du hast den Weltübel-Stein benutzt. Solche Kräfte sind tödlich. Lord Foul hat dich hintergangen. Gib mir den Stab. Ich will versuchen, dir zu helfen.«
Aber dieser Vorschlag ärgerte Seibrich. »Helfen?« meinte er mit einem Aufhusten. »Narr! Ich bin Lord Seibrich. Herr und Meister. Der Mond ist mein. Die Macht ist mein. Du bist mein. Ich kann zerschmettern! Alter Narr ... kleiner Lord. Ich lasse dich leben, damit du mich zum Lachen bringst. Helfen? Nein, tanzen. Tanz für Lord Seibrich.« Bedrohlich schüttelte er den Stab. »Bring mich zum Lachen. Dann lasse ich dich leben.«
Prothall richtete sich zu voller Größe auf. »Seibrich Felswürm«, sagte er in befehlsmäßigem Ton, »gib den Stab heraus.« Er trat einen Schritt vor.
Mit einem Ruck, der wie eine Zuckung der Hysterie ausfiel, hob Seibrich den Stab zum Schlag. Prothall warf sich vorwärts und versuchte, ihm in den Arm zu fallen. Aber vor ihm erreichte Tuvor den Höhlenschrat. Er packte das Ende des Stabes. Seibrich sabberte vor Wut und stieß das mit Eisen umhüllte Ende gegen Tuvors Leib. Blutrote Helligkeit blitzte auf. Augenblicklich war das Fleisch des Blutmarks transparent; die Truppe konnte seine Knochen wie trockene Zweige lodern sehen. Dann stürzte er, sackte rücklings nieder und sank in Covenants Armen zusammen. Sein Gewicht war zu groß, als daß der Zweifler ihn hätte aufrecht halten können; er sank darunter abwärts auf den Felsboden. Er beobachtete, Tuvor in seinen Armen, den Hoch-Lord. Prothall rang mit Seibrich. Er hielt den Stab mit beiden Fäusten umklammert, um Seibrich an einem zweiten
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