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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ausgedehnten, niedrigen Hügels, und am Fuß dieses Hügels sah man die Häuser des Dorfes. Covenant konnte die einzelnen Häuser recht deutlich erkennen; hinter etlichen Fenstern brannten bereits schwache Lichter. Abgesehen von einem großen, runden Platz in der Mitte des Dorfes wirkte das Steinhausen so willkürlich beschaffen, als sei es erst vor nicht allzu langer Zeit vom Berg heruntergepurzelt. Dieser Eindruck erfuhr jedoch eine Widerlegung durch die glatten, senkrechten Steinmauern der Häuser und ihre Flachdächer. Und als er genau hinsah, bemerkte er, daß das Steinhausen durchaus nicht so planlos angelegt war; alle Gebäude wandten ihre Vorderseiten dem Platz in der Ortsmitte zu. Kein Haus war höher als einstöckig, und alle waren aus Stein erbaut, wobei flache Steinplatten die Dächer abgaben; in Größe und Bauart unterschieden sie sich jedoch stark voneinander. Manche waren rund, andere quadratisch oder rechteckig, und wieder andere wiesen von oben bis unten eine so unregelmäßige Bauweise auf, daß sie eher geduckten, hohlen Findlingen als Häusern glichen.
    »Hier leben fünfmal hundert Bewohner der Südlandebenen«, erläuterte Lena. » Rhadhamaerl , Schäfer, Viehzüchter, Bauern und Handwerksmeister. Aber nur meine Mutter Atiaran hat die Schule der Lehre besucht.« Wieder deutete sie hinab. »Dort steht das Haus unserer Familie – dem Fluß am nächsten.«
    Gemeinsam gingen sie und Covenant am Rand des Steinhausens entlang zu ihrem Heim.

6
     

Die Sage von Berek Halbhand
     
     
    Über dem Tal vertiefte sich die Dämmerung. Vögel sammelten sich in den Bäumen der Hügel unterhalb der Berge zur Nachtruhe. Sie sangen noch und riefen mit kräftigen, munteren Stimmchen, aber nach einem Weilchen sank ihr schrilles Lärmen zu einem verhaltenen, zufriedenen Gurren herab. Als Lena und Covenant an den am Ortsrand gelegenen Häusern des Steinhausens Mithil vorüberkamen, konnten sie in einiger Entfernung wieder den Fluß in seinem endlosen Selbstgespräch hören. Lena war still geworden, als sei sie innerlich ganz von geheimer Erregung oder Anteilnahme beansprucht, und Covenant war zu sehr in die Wahrnehmung der Laute der Dämmerung ringsum vertieft, um viel zu reden. Die Nacht, die hereinbrach, schien voller leiser Mitteilungen zu sein, Beruhigungsmittel gegen die Einsamkeit der Dunkelheit. So gelangten sie in aller Schweigsamkeit zu Lenas Heim.
    Dabei handelte es sich um einen rechteckigen Bau, der größer war als die Mehrzahl der Häuser im Steinhausen, aber ebenso den gleichen matten Glanz an den Außenmauern besaß. Aus den Fenstern drang ein warmer, gelber Lichtschein. Als Lena und Covenant sich näherten, ging an einem Fenster eine hochgewachsene Gestalt vorbei und entfernte sich in einen hinteren Raum. An der Ecke des Hauses blieb Lena stehen, um Covenants Hand zu nehmen und sie zu drücken, bevor sie ihn zur Schwelle führte. Der Eingang war mit einem schweren Vorhang verhangen. Sie schob ihn beiseite und zog Covenant ins Haus. Drinnen hielt sie inne. Er erkannte, als er sich rasch umschaute, daß die Räumlichkeit, die sie betreten hatten, die ganze Länge des Hauses durchmaß, und an jeder Seite befand sich eine weitere, mit einem Vorhang versehene Tür. In der Mitte standen ein steinerner Tisch und steinerne Bänke mit genug Platz für sechs bis acht Personen; aber der Raum war so groß, daß der Tisch und die Sitzgelegenheiten ihn nicht beherrschten. In die Steinwände des Mittelraums waren rundum regalartige Fächer gehauen, in denen eine Vielfalt steinerner Krüge und anderer Gegenstände aus Stein abgestellt waren, wovon einige offenbar dem Gebrauch beim Kochen und Essen dienten, andere jedoch irgendwelchen Zwecken, die Covenant nicht erraten konnte. An den Wänden standen mehrere steinerne Stühle. Und erhellt war der Raum von dem warmen, gelben Licht, das auf den glatten Flächen schimmerte und im Stein die seltsamsten Farben und Besonderheiten sichtbar machte. Die Lichtquellen waren mehrere Steintöpfe, einer in jeder Ecke des Raums und einer auf dem steinernen Tisch; aber man bemerkte kein Flackern von Flammen – das Licht leuchtete so gleichmäßig, als sei es von so fester Beschaffenheit wie seine steinernen Behältnisse. Und mit dem Licht verbreitete sich ein schwacher Geruch nach frisch aufgebrochener Erdscholle.
    Nach dem kurzen, zur allgemeinen Erkundung gedachten Rundblick richtete sich Covenants Aufmerksamkeit aufs jenseitige Ende des Raums. Dort stand an der Wand auf einer

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