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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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es einen Freund.‹ – ›Die Steine sind meine Freunde nicht‹, rief darauf Berek. ›Siehe, meine Feinde ziehen übers Land, und die Erde bäumt sich nicht auf, um dem sudeligen Schritt ihrer Füße den Untergrund zu entreißen.‹ – ›Das mag wohl sein‹, entgegnete der Fels. ›Sie leben, so wie du, und brauchen daher die Erde, um darauf zu stehen. Und doch wirst du in der Erde einen Freund finden, wenn du dazu bereit bist, deine Seele für ihre Heilung zu verpfänden.‹ Da erhob sich Berek auf dem Fels und sah seine Feinde sich nähern. Er versprach das Pfand und besiegelte seinen Schwur mit dem Blut seiner verstümmelten Faust. Da antwortete ihm die Erde mit lautem Donner. Von der Höhe des Berges kamen gewaltige steinerne Feuerlöwen und verschlangen alles auf ihrem Wege. Den König und alle seine Heerscharen vertilgten sie vom Antlitz der Erde, und Berek allein stand auf seinem Felsen überm Getöse wie ein stolzes Schiff in der wogenden See. Als das Tosen vorüber war, erwies Berek den Löwen vom Donnerberg alle Ehre, verhieß der Erde Hochachtung, Fürsorge und Dienstbereitschaft seinerseits und von der Seite aller Geschlechter, die nach ihm im Lande leben sollten. Er errang die erste Erdkraft und schuf aus dem Holze des Einstückbaumes den Stab des Gesetzes, und so ausgestattet begann er das Land wieder zu heilen. Auf der Höhe seines Ruhms verlieh man Berek Halbhand den Namen Herz der Heimat, und er wirkte als Lord-Zeuger, erster der Alt-Lords. Jene, die ihm auf seinem Wege nachfolgten, erlebten im Lande eine hohe Blüte, die zweitausend Jahre währte.«
    Als Atiaran schwieg, herrschte für einen ausgedehnten Moment Stille über der Versammlung. Dann eilten die Steinhausener, als poche ihr Pulsschlag in gemeinsamem Takt, alle zugleich vorwärts, streckten ihre Hände nach Atiaran aus, um sie, offenbar aus Beifälligkeit, zu berühren. Sie breitete ihre Arme aus, um so viele ihrer Freunde und Bekannten an sich zu drücken wie möglich, und jene, die nicht zu ihr vordringen konnten, umarmten sich untereinander, um die Einheit ihrer gemeinschaftlichen Würdigung und Freude noch enger zu gestalten.

7
     

Lena
     
     
    Covenant, der allein in der Nacht stand – allein, weil er an dieser spontanen Anwandlung des Umarmens der Steinhausener nicht teilzuhaben vermochte –, fühlte sich unvermittelt wie ein gefangenes Tier, bedroht und furchtsam. Aus der Dunkelheit schien irgend etwas auf seine Lungen Druck auszuüben; er schien zuwenig Luft zu bekommen. Die Klaustrophobie des Lepraleidenden packte ihn, die Furcht des Leprakranken vor Menschenmassen, Furcht vor unvorhersehbarem Verhalten. Berek! Er atmete schwer, mit verbissener Hartnäckigkeit. Diese Leute wollten, daß er den Helden spielte. Mit einem schroffen Ruck der Ablehnung drehte er der Versammlung den Rücken zu, verschwand mit Stelzenschritten und in höchstem Groll zwischen den Häusern, als hätten die Steinhausener ihm eine unverzeihliche Beleidigung zugefügt. Berek! Beim bloßen Gedanken an diese Gestalt wogte sein Brustkorb. Wilde Magie! Es war lächerlich. Begriffen diese Leute denn nicht, daß er Leprose hatte? Nichts war für ihn unmöglicher als diese Art von Heldentum, die sie in ihrem Berek Halbhand sahen. Und doch: Es ist seine Absicht, daß du mein letztendlicher Bezwinger sein mögest , hatte Lord Foul gesagt. Dich hat er auserwählt, um mich zu vernichten. Voller Entsetzen erspähte er das Ende, zu dem der Weg des Traumes ihn führen konnte; er sah sich selbst unausweichlich in eine Konfrontation mit dem Verächter gedrängt. Er saß ausweglos fest. Natürlich durfte er keinesfalls in irgendeinem Traumkrieg den Helden spielen. So sehr durfte er sich nicht vergessen; Vergeßlichkeit bedeutete Selbstmord. Doch er konnte diesem Traum nicht entrinnen, ohne ihn durchzustehen, nicht in die Realität zurückkehren, ohne zu erwachen. Er wußte, was passieren würde, blieb er untätig und versuchte den Verstand trotzdem zu bewahren. Jetzt schon, noch so nahe bei der Versammlung, fühlte er die dunkle Nacht sich um ihn zusammenziehen, spürte er über seinem Kopf am Nachthimmel breite Schwingen der Finsternis schlagen, ihn umkreisen. Seine Füße schlurften, er blieb stehen, lehnte sich an eine Wand, stützte seine Stirn in die Hände. Ich kann nicht ... Er rang um Atem. All seine Hoffnung, daß dies Land seine Impotenz fortzaubern, irgendwie sein verwundetes Herz heilen könne, zerfiel plötzlich zu Asche. Ich kann nicht weiter. Ich

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